Meding, Kelly: In drei Tagen bist du wieder tot
Doch was für die meisten das Ende ist, stellt für die junge Jägerin nur den Auftakt des wohl furchtbarsten Abenteuers ihres Daseins dar. Evangeline bleibt nämlich nicht tot, sondern erwacht wieder zum Leben. Ein guter Freund möchte ihr die Chance geben, ihren Mörder zu stellen und hat einen mächtigen Zauber bemüht, um Evangeline zurück ins Reich der Lebenden zu holen. Doch etwas ist schief gegangen: Evangeline wacht in einem fremden Körper auf!
Als wäre das nicht schon genug, hat die Sache noch zwei Haken: Zum einen kann sich Evangeline partout nicht an die letzten vier Tage vor ihrer Ermordung erinnern, und zum anderen hat sie nur 72 Stunden Zeit, ihren Mörder zu finden; danach verfliegt die Wirkung des Zaubers und ihre Seele muss ins Reich der Toten zurückkehren.
Auf der Suche nach der Wahrheit gerät Evangeline in ein Netz aus Lügen und Intrigen und muss erkennen, dass die, die sie lange Jahre für ihre Verbündeten gehalten hat, ihre schlimmsten Feinde sind. Ein atemberaubendes Wettrennen gegen die Zeit nimmt seinen Lauf ...
Romane der Urban Fantasy gibt es derzeit wie Sand am Meer. Von daher war mein Interesse am Erstling der amerikanischen Autorin Kelly Meding bestenfalls mäßig zu nennen. Wäre der Roman nicht als einer der ersten im Startprogramm des neu gegründeten PAN-Verlags erschienen, ich hätte ihn wahrscheinlich schlichtweg ignoriert. Was, wie ich zugeben muss, ein echter Fehler gewesen wäre. Denn »In drei Tagen bist du wieder tot« (ein ebenso zutreffender wie ungemein sperriger Titel) ragt deutlich aus dem Einheitsbrei der Urban Fantasy heraus, der sonst so auf dem Markt anzutreffen ist.
Zunächst sollte man festhalten, dass der Roman hält, was das Cover verspricht. Als magischer Thriller wird das Buch dort beschrieben. Eine Bezeichnung, die voll ins Schwarze trifft. Meding ist es gelungen, ein packendes, mit phantastischen Elementen gespicktes Werk voll dramatischer, den Leser immer wieder überraschender Spannungsmomente zu schreiben. Wo Urban Fantasy heutzutage oft mit kitschig-romantischen Handlungsbögen und einfach gestrickten Storys aufwartet, da bemüht sich Meding um eine unvorhersehbare, vielfach schockierende Handlung, die den Plots vieler großer Thriller in nichts nachsteht.
Entsprechend sollten Leser, die sich von »In drei Tagen bist du wieder tot« ein leicht zu goutierendes, romantisches Abenteuer erhoffen, gewarnt sein: Medings Debütroman ist alles andere als das!
Was nun aber nicht heißen soll, es gäbe keine Liebesgeschichte. Natürlich werden auch romantische Verwicklungen in dem Buch thematisiert. Doch zum einen gibt es die ja in so gut wie jedem Buch, und zum anderen sind sie bei Weitem nicht der tragende Teil der Handlung. Im Mittelpunkt steht die Suche Evangelines nach ihrem Mörder. Die Art und Weise, wie Meding diese schildert, ist alles andere als zimperlich. »In drei Tagen bist du wieder tot« ist stellenweise überraschend brutal und gnadenlos. Meding schreckt vor Folter und Gewalt nicht zurück. Dabei gibt sie sich zwar meist nicht besonders ausschweifend und explizit, wie es viele Horrorfilme seit einigen Jahren so gerne tun; sie ist allerdings konsequent in ihrer Darstellung und bringt auch Themen wie Vergewaltigungen und Menschenversuche deutlich (!) zur Sprache. Das mag dem ein oder anderen Urban Fantasy-Fan ein wenig zu hart sein; Freunde dunkler phantastischer Spannung kommen dagegen voll auf ihre Kosten.
Woran es dem Roman ein wenig mangelt, ist Originalität in der Darstellung der Protagonisten. Hier bewegt sich Meding viel zu sehr auf vertrautem Terrain. Die meisten Figuren folgen in ihrer Zeichnung bekannten Mustern, allen voran Evangeline, die genau der Typ starke, stets schlagfertige Monsterjägerin ist, den man spätestens seit »Buffy« kennt und in dieser Form bereits in Dutzenden anderen Romanen und Filmen erleben durfte.
Überhaupt wird Meding in zukünftigen Werken noch an der Darstellung ihrer Figuren feilen müssen. So sehr die Handlung zu überzeugen weiß, so sehr lassen ihre Protagonisten das gewisse Etwas vermissen, das sie zu etwas Besonderem macht. Schon eine etwas tiefergehende und differenzierter Beschreibung (man versuche nur mal, sich nach Beendigung der Lektüre an mehr als zwei andere Dreg-Jäger als Evangeline zu erinnern) würde hier Wunder wirken.
Das ist jedoch der einzig wirklich erwähnenswerte Schwachpunkt des Romans. Darüber hinaus gibt es an dem Roman nicht viel auszusetzen. »In drei Tagen bist du wieder tot« ist großartig geschrieben; Meding versteht es, eine Geschichte aus der Perspektive des Ich-Erzählers zu schildern. In Sachen Story und Atmosphäre hat die Autorin alles richtig gemacht; insbesondere die lebendige Darstellung des schmutzig-düsteren Großstadtsettings ist gelungen.
Männliche Leser sollten sich von dem wenig überzeugenden Titelbild nicht abschrecken lassen. Wer Thriller mag und sich vorstellen kann, einen solchen auch dann zu lesen, wenn er übernatürliche Elemente beinhaltet, der wird an »In drei Tagen bist du wieder tot« reichlich Freude haben, egal welchen Geschlechts er/ sie ist. Nur für Leser, die es lieber kuschelig und unblutig mögen, ist Medings Erstling ungeeignet. Wer Urban Fantasy dagegen gerne düsterer und härter hätte, als dies gegenwärtig im Durchschnitt der Fall ist, der liegt hier goldrichtig. Freut Euch auf einen spannenden Roman von einer Autorin, von der man hoffentlich noch mehr lesen wird.