Meredith Ann Pierce - Gefangene des Engels

Meredith Ann Pierce - Gefangene des EngelsGefangene des Engels
(The Darkangel Trilogy: The Darkangel (1),
A Gathering of Gargoyles (2), The Pearl of the Soul of the World (3))
von Meredith Ann Pierce
Übersetzung: Ingeborg Ebel, Beate Brammertz und Klaus Boer
800 Seiten, 16,00 €
ISBN: 978-3453527704
Heyne

Manchmal erfüllen sich lang gehegte Wünsche gerade ein bißchen zu spät ... 1986 erschien bei Knaur der Auftaktband zu Meredith Ann Pierces "Darkangel"-Trilogie "Engel der Nacht". Das Cover zeigte einen sehr bleichen jugen Mann mit Flügeln, und so legte ich mir das Taschenbuch zu. Es entführte mich in eine Welt mit einem seltsamen Zauber und machte mich neugierig auf die Hintergrundgeschichte. 1987 gab es dann den Folgeband "Aeriel oder das Vermächtnis der Gargoyles". Der konnte mir ebenfalls gefallen, und ich freute mich schon auf den großen Showdown in Band Drei, auf den alles hinsteuerte. Zu früh gefreut: Der abschließende Band ist nicht mehr auf Deutsch erschienen.


Bis heute hätte ich sogar geschrieben "nie auf Deutsch erschienen" - wenn ich nicht gerade eben ein "Taschenbuch" von enormer Stärke in der Hand gehabt hätte: Gefangene des Engels von Meredith Ann Pierce. Eine der Februar-Neuerscheinungen des Heyne-Verlags und mit 16,- € auch nicht so ganz billig - dafür enthält er die komplette Darkangel-Trilogie "The Darkangel", "A Legacy of Gargoyles" und "The Pearl of the Soul of the World".

Der Klappentext - "Ein fesselndes Märchen über den Mut der Liebe" - tut dem Buch keinen Gefallen.

"Hüte dich vor dem Engel der Nacht, er wird dein Blut trinken und deine Seele rauben.« Als die junge Aeriel sich an diese Worte der Dorfältesten erinnert, ist es bereits zu spät: Der dunkle Engel, ein Wesen von grausamer Schönheit mit nachtschwarzen Flügeln und schneeweißer Haut, entführt ihre Herrin Eoduin und macht sie zu einer seiner dreizehn seelenlosen Bräute. Auch Aeriel gerät in die Gewalt des finsteren Wesens. Sie weiß, sie kann die jungen Frauen nur retten, wenn sie den Engel der Nacht tötet. Doch je mehr Zeit sie mit ihm verbringt, umso mehr verfällt sie seiner tragischen Schönheit und umso tiefere Gefühle erweckt er in ihr ..."

Na gut, das ist jetzt nicht direkt falsch. Allerdings verfällt Aeriel seiner tragischen Schönheit eher nicht, und das tiefere Gefühl für den Engel der Nacht ist mehr so eine Art Mitleid: der Engel der Nacht ist nämlich selbst ein Opfer, ein geraubtes Kind, das von einer mächtigen Hexe zu dem gemacht wurde, was er heute ist. Aeriel kümmert sich um seine Bräute und füttert seine Ungeheuer. Eines Tages erfährt sie aus einem Lied, wie der Engel der Nacht vernichtet werden kann, und macht sich auf die Suche nach den notwendigen Hilfsmitteln, zieht dabei durch die Länder dieser sonderbaren Welt unter dem Licht von Oceanos, lernt mehr über die verschwundenen Behüter-Tiere und die Zauberin Ravenna, die sie erschaffen hat, und schließlich kehrt sie zurück und stellt sich dem Vampir. Und ja: man kann sagen, daß sie ihr Herz an ihn verliert - aber nicht so, wie die meisten das aus dem Klappentext herauslesen würden. Wer also noch eine "supernatural romance" sucht, ist hier eigentlich falsch. Wer sich andererseits von diesem Teaser nicht abschrecken läßt, dem steht noch eine fantastische Reise bevor:

Im darauf folgenden Band suchen Aeriel und Prinz Irrylath nach Verbündeten, um der Hexe und ihren Vampir"söhnen" das Handwerk zu legen. Dazu müssen sie die verschollenen Behüter-Tiere der umgebenden Länder wiederfinden und die verlorenen Strophen des Liedes auftreiben, das ihnen schon gegen den Engel der Nacht geholfen hat.
 
Der letzte Band schließlich führt Aeriel, die von der Hexe in eine Falle gelockt wurde, zur Stadt der Zauberin. Dort erfährt sie einige überraschende Wahrheiten und wird dann mit einem schrecklichen Auftrag betraut - um ihre Freunde vor Tod und  Untergang zu bewahren, soll sie der Hexe ein Geschenk machen, das dieser die Macht über die Welt verleihen wird ...
 
Wer sich jetzt noch fragt, was der Rezensent ganz am Anfang mit "gerade ein bißchen zu spät" sagen wollte: ich habe letztes Jahr alle Hoffnung fahren lassen und mir den dritten Band bei Amazon im Original besorgt.

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