Dan Shockers Larry Brent - Band 4 - Gargoyle
Gargoyle
Dan Shockers Larry Brent, Bd. 4
von Susanne Wilhelm
Dan Shockers Larry Brent, Bd. 4
von Susanne Wilhelm
So bekommt Larry Brent alias X-RAY-3 von seinem Chef David Gallun alias X-RAY-1 den Auftrag, umgehend nach Rouen zu fliegen, um seinem Kollegen und besten Freund Iwan Kunaritschew alias X-RAY-7, der bereits vor Ort ist, bei dessen Ermittlungen zu unterstützen und weitere Kindesentführungen nach Möglichkeit zu verhindern. Larry trifft auch sogleich auf Commissaire Gaspard, den Polizeichef von Rouen, der natürlich absolut nicht an Unheimliches glaubt. So machen sich die beiden PSA-Agenten in einem erheblich aufgemotzten Citroën C2 (als Hommage an Studentenzeiten der Autorin, obwohl sie mir dafür zu jung zu sein scheint?) daran, dem Fall auf den Grund zu gehen. Als Larry schließlich Zeuge davon wird, wie sich eine Steinskulptur in einen fliegenden Gargoyle verwandelt, folgt er diesem bis in ein verlassenes Industrieviertel, wo er und Iwan gleich darauf unter sehr realen, von einer irdischen Waffe ausgehenden Beschuss genommen werden.
Was hat das nun wieder zu bedeuten ...?
Der erste Roman zur Larry Brent-Hardcover-Reihe von Susanne Wilhelm ist nicht von schlechten Eltern, um es einmal salopp zu formulieren. Ich muss an dieser Stelle wirklich sagen: Hut ab! Die junge Autorin hat das »Phänomen Larry Brent« ganz gut verstanden und konnte sich sogar als Frau in diesen »Machotypen Dan Shockerscher Prägung« der 60er-, 70er- und 80er-Jahre überaus gut hineindenken. Und das soll etwas heißen! Eine junge Frau, die die Tochter von Larry Brent sein könnte, schreibt beinahe über ihn, als ob sie via Morna Ulbrandson an seiner Seite agieren würde. Hier findet kein verklemmtes »Männergehabe« statt, sondern ganz einfach die Akzeptanz einer Romanfigur, die es schon geschafft hat, über 20 Jahre im Dienst zu überleben gegen allerhand Dämonisches und auch Menschliches (im negativen Sinn), und dennoch nach weiteren über 20 Jahren noch immer auf dem Romanmarkt präsent zu sein und es sogar zu einer Buchreihe zu bringen. Das soll Larry Brent erst einmal jemand nachmachen (außer Björn Hellmark alias Macabros, aber der ist immerhin fünf Jahre jünger)!
Anfangs schwächelt der Roman etwas, aber das ist sicher nicht Susanne Wilhelms Schuld, denn hier musste sie einfach zu viele Querverweise zu anderen Hardcovern und auch zu diversen Heftromanen vornehmen, bevor es so richtig losgehen konnte mit der Arbeit von Larry Brent und Iwan Kunaritschew im französischen Rouen. Und hierbei legt sie dann ordentlich los, allein wenn man bedenkt, dass sie kein Problem damit hat, über von Gargoyles verspeiste Kinder zu schreiben. Etwas, was sich Jürgen Grasmück alias Dan Shocker wohl schwerlich erlauben hätte dürfen dank der Kontrollstelle für jugendgefährdende Schriften in Deutschland. Man muss ehrenhalber aber auch dazu sagen, dass damals die Gewaltakzeptanz des Lesepublikums wahrscheinlich auch nicht so hoch gewesen wäre.
Aber die Autorin macht ihre Sache mit diesem Roman sehr gut. Das muss hier an dieser Stelle einfach gewürdigt werden, auch wenn manchmal sehr wohl der Eindruck entsteht, dass manche Passagen des Buches etwas mehr Härte problemlos vertragen hätten. Aber man sollte definitiv nicht ungerecht sein: Für einen Erstling hat sie dieses Unterfangen bravourös gemeistert! Ich muss ehrlich sagen, ich bin gespannt auf ihren nächsten Larry Brent, denn ich denke, dass die Autorin mit ihrer Aufgabe durchaus wachsen wird, was nichts weiter heißt, als dass wir uns zumindest auf einen ebenso spannenden weiteren Roman aus ihrer Tastatur freuen dürfen.
Sehr positiv finde ich jedoch, dass sie Larrys Freundin Dodo am Anfang erwähnt auch zwischendurch wieder mal -, aber dennoch Larry das »auf-schöne-Frauen-Blicke-werfen« erlaubt, soll heißen, sie nimmt ihm nicht vollkommen seine »Männlichkeit«. Ebenfalls ist positiv hervorzuheben, dass Iwan Kunaritschew seine geliebten, berühmt-berüchtigten »Vampir-Killer« öfter rauchen darf, als dies bei Dan Shocker selbst der Fall war. Denn in diesem Roman gibt es nun mal keine Kollegin, die ihm dies verbieten will und doch pafft er nicht einfach bedenken- und rücksichtslos vor sich hin. So soll es sein, denn nicht alles von lieb gewonnenen Marotten unserer Serienhelden soll dem allgemeinen Mainstream zum Opfer fallen ...
Fazit: Susanne Wilhelm hat hier einen Roman abgeliefert, der sich mit etlichen Romanen von Dan Shocker selbst durchaus messen kann. Die Figuren in ihrem Roman sind zum Teil sehr pointiert gezeichnet vor allem der »ungläubige« Polizist namens Gaspard, der am Ende doch etwas bekehrt wird (wie dies bei D. S. ebenfalls des Öfteren geschah, wohlbemerkt). Wenn auch Claire Romains Beweggründe etwas zu gering ausfallen, denn eine jahrhundertealte »Bringschuld« ist für mich nicht die heroische Allgemeingültigkeit, aber da muss man sicher auch dem begrenzten Rahmen von 160 Seiten Rechnung tragen, mit der sie auszukommen hatte. Alles in allem bietet dieser vorliegende Roman eine sehr spannende Story, die zwar zum Schluss hin auf den letzten Seiten etwas abflacht, da der Showdown mit dem Ende der Gargoyles ein wenig zu einfach vonstatten geht, aber das kennen wir auch von Dan Shocker selbst. Hier gibt es ein wirkliches Ende, wo so einiges aufgearbeitet wird, was beim Erfinder der Romanreihe in einem überhasteten Finale wohl unerwähnt geblieben wäre, wie die Leser seiner Heftromane alle wissen. Also warten wir ihren nächsten Roman ab, denn ich denke, dass sie dann sehr wohl einige Kleinigkeiten ausgemerzt haben wird, die als eher unbedeutende Kritikpunkte aufgefallen sind.
Beschreibung des Titelbildes:
Laut Impressum wiederum ein Lonati-Bild, was ich nicht nachvollziehen kann, denn das Thema Gargoyles war zu Herrn Lonatis Lebzeiten eher kein Thema, aber dennoch ist es sehr stimmungsvoll. Von dem Gargoyle, der auf den am Boden liegenden Mann starrt und bereits im Begriff ist, ihn anzugreifen, geht eine spürbare Bedrohung aus, von der man erwartet, dass sie für den Menschen zum echten Problem werden könnte. Das Motiv kommt zwar so nicht im Roman vor, aber nichtsdestotrotz ist es überaus passend. Wenn ich kein Abonnent der Serie wäre, dieses Cover hätte mich sicher zum Kauf animiert.
Daten zum Buch
: 978-3-89840-317-7
: 12,95
: März 2011
Kommentare
Ich bin dafür, dass Susanne Wilhelm noch einen Larry Brent Roman schreiben soll. Dieser Roman ist der beste der bisherigen 4 Hardcover Romanen. Mal sehen was Christian Montillon im Juni macht, wenn Su Hang wieder mit von der Partie ist.
Was ich damit meinte, ist, dass es für meinen Geschmack zu viele Hinweise auf diese anderen Romane im Text gibt. Dadurch leidet meine Konzentration auf den gesamten Text etwas darunter, wodurch bei mir dieser "Schwächelzustand" ausgelöst wird. Damit will ich sagen, dass ich es besser fände, wenn nicht zu viele dieser Fußnoten in einen Text eingefügt würden.
Aber der Roman selbst ist von Susanne Wilhelm sehr gut geschrieben worden, daran gibt es nichts zu deuteln. Diese Frau kann wirklich was mit der Figur des Larry Brent anfangen ...