Flash Gordon: Ein Comicheld als Hörspielserie

Flash Gordon: Ein Comicheld als HörspielserieFlash Gordon:
Ein Comicheld als Hörspielserie

Flash Gordon was there
in silver underwear
(Rocky Horror Picture Show


Alex Raymond schuf 1934 die Comicfigur FLASH GORDON. Es war damals natürlich die Idee, der Serie Buck Rogers Konkurrenz zu machen. FLASH GORDON erschien in wöchentlichen Fortsetzungen, und jedes Mal war der Leser gespannt, wie es wohl weitergehen würde. Denn am Ende jeder Folge stand der obligatorische Cliffhanger. Die Serie war derart erfolgreich, dass man sie 1936 sogar für das Fernsehen verfilmte. Über die Qualität der amerikanischen Serials wurde viel geschrieben, und ich möchte mich da auch nicht drüber auslassen – dies überlasse ich lieber einem Fachmann auf dem Gebiet. Der Artikel hier soll die Hörspiele beleuchten.

1981/82 erschienen bei EUROPA 10 Hörspielfolgen mit dem einst so beliebten Comichelden. Dabei ist beachtlich, was EUROPA zunächst aus dem Stoff gemacht hat, und es ist dennoch traurig, wie es schließlich endete. In den Hörspielen konzentrierte man sich auf das Wichtigste. Die Charaktere. Und damit hatte man viel gewonnen. Denn von diesen Charakteren profitierten die Geschichten und somit auch die Hörspiele. Die Figuren selbst waren es, die eine abwechslungsreiche und interessante Handlung möglich gemacht haben. Wie bei jeder guten Geschichte, so kommt es auch hier auf die Figuren an. Sind sie blass, sind sie einfarbig oder vielfältig. Das Original war eher ein 08/15-Comic. Der strahlende Held auf der einen Seite, die böse Macht auf der anderen Seite. Auch das hin und wieder neue Figuren eingeführt wurden erhöhte den Reiz der Hörspiele. Ein Reiz, der mir zum Beispiel beim Serial fehlte. Das Potenzial welches H.G. Francis in den Hörspielen geschaffen hatte war enorm. Wahrscheinlich wusste er das selbst gar nicht – oder es war ihm nicht bewusst, denn die Serie wurde am Ende zu halbherzig fortgesetzt.

Folge 1-6 waren absolut top. Doch ab Folge 7 nimmt die Qualität der Storys deutlich ab. Folge 8 hat zwar gute Ansätze und wäre ein netter Schlusspunkt gewesen, aber Folge 9 und 10 sind dann fast schon ein Armutszeugnis für EUROPA, wenn man diese beiden Teile mit der genialen ersten Staffel misst.

Folge 1 Der Superstar im Reich der SterneFolge 1 Der Superstar im Reich der Sterne
Der Mond droht auf die Erde zu stürzen und jegliches Leben auf ihr zu vernichten! Flash Gordon findet heraus, dass die Gefahr von einem fernen Sternenreich ausgeht. Gemeinsam mit dem Wissenschaftler Zarkov und seiner Freundin Dale startet er in die Unendlichkeit, um die Erde zu retten. Doch kaum haben sie den Planeten Mungo, das Reich des Grausamen Imperators Ming, betreten, als dieser Gordon zum Tode verurteilt! Damit scheint das Schicksal der Erde besiegelt zu sein, denn wer könnte sie noch retten, wenn Gordon tot ist...?

In dieser ersten Folge passiert noch nicht so wahnsinnig viel. Die einzelnen Charaktere werden eingeführt und vorgestellt. Nichts deutet in dieser ersten Folge daraufhin, dass die Serie einmal spannend werden könnte. Denn hier plätschert alles noch irgendwie so dahin, obwohl es im Rückblick betrachtet super war, denn die Charaktere bekommen hier ihren Charakter. Der leicht überhebliche Flash startet gleich voll durch – ist ihm doch keine Gefahr zu groß, und kein Gegner  zu gefährlich.

Folge 2 Mings RückkehrFolge 2 Mings Rückkehr
Ist der grausame Imperator Ming wirklich tot? Und welche Bedeutung hat der magische Ring, mit dem er sich selbst zerstrahlt hat? Als Flash Gordon am wenigsten damit rechnet, erfährt er die Wahrheit! Imperator Ming taucht plötzlich wieder auf, und der Kampf um den kaiserlichen Palast beginnt! Kann er wirklich nur mit einer Niederlage Flash Gordons enden?

Natürlich ist Ming in Folge 1 gestorben, doch er kehrt hier durch Magie zurück. Seine Rückkehr ist sehr spannend inszeniert wurden. Folge 2 ist damit neben Folge 5, die beste der Serie.
In allen Hörspielen spricht Lutz Mackensy den Flash. Ming wird von Jürgen Thormann gesprochen. In weiteren Rollen hört man Heidi Schaffrath (Dale), Horst Frank (Erzähler) und auch Gottfried Kramer als Zarkov.

Folge 3 Die Sklavenjäger des MingFolge 3 Die Sklavenjäger des Ming
Vor dem grausamen Imperator Ming fliehen Flash Gordon, Dale und Dr. Zarkov nach Arboria. Aber lässt sich Ming wirklich überlisten? Weiß er nicht längst, wo die Flüchtenden sind? Flash Gordon muss erfahren, daß noch längst nicht alle Gefahren überstanden sind, als er der Urwaldhölle entkommen ist.

Auch Folge 3 überzeugt auf ganzer Linie. Der Handlungsfaden um Ming wird würdevoll fortgesetzt. Zum Schluss steigert sich die Spannung noch, und man kann die Fortsetzung somit kaum erwarten. Eine temporeiche Folge.

Folge 4 Sieg über tödliche GefahrenFolge 4 Sieg über tödliche Gefahren
Das einjährige Kind von Prinz Barin und Aura ist der Thronfolger von Imperator Ming. Deshalb will der grausame Tyrann das Kind schon jetzt in seine Gewalt bringen. Doch Aura gibt ihren Sohn nicht heraus. Wird Ming versuchen, das Kind zu entführen? Dunkle Wolken ziehen sich über Arboria zusammen! Kann Flash Gordon die Gefahren abwenden, die Barin, Aura und ihrem Sohn Alan drohen?

Diese Folge fällt in Punkto Spannung und Tempo etwas ab, ist aber immer noch sehr unterhaltsam und spielt handlungstechnisch auch eine wichtige Rolle, da es um den Sohn von Aura geht, der als Thronfolger des Imperators gilt. Man legt also Wert auf eine fortlaufende, zyklische und ausbaufähige Handlung. Allerdings wird das Thema etwas zu schnell abgelegt, und schon in Folge 5 ist der Schauplatz ein ganz Anderer. Der Titel ist hier auch etwas unglücklich gewählt, denn einen Sieg über tödliche Gefahren erringt Flash Gordon schließlich in jeder Folge mehrfach.

Musikalisch hört man in jeder Folge tolle Sounds aus der EUROPA-Schmiede, die in vielen Hörspielen zum Tragen kamen. Der Titelsong FLASH von Queen war dabei wirklich mal etwas innovatives, was man für damalige EUROPA-Verhältnisse schon fast als ungewöhnlich bezeichnen konnte.

Folge 5 Die Verräterin aus dem ewigen EisFolge 5 Die Verräterin aus dem ewigen Eis
Flash Gordon will dem Imperator Ming ausweichen, um einen Krieg gegen das befreundete Arboria zu verhindern. Deshalb fliegt er ins Eisland. Doch er kommt nicht weit. Sein Flugzeug stürzt mitten in der Eiswüste ab und ein unheimlicher Kampf gegen fremdartige Bestien und einen heimtückischen Mörder beginnt.

Ein toller Titel, eine tolle Folge. So könnte man kurzum das fünfte Abenteuer beschreiben. Es geht gleich temporeich los. Es geht um einen Mörder, der mehrere Attentate auf Flash verübt, um eine eiskalte Herrscherin, die sich in Flash verliebt und sich deswegen mit Dale anlegt, und es geht um allerlei reißerische Bestien. Eine prall gefüllt Folge also, die leider nur etwas zu kurz ist. Positiv ist vor allem die Einführung von neuen Charakteren, die der Serie neuen Schwung gibt.

Folge 6 Brukka, der FeuergottFolge 6 Brukka, der Feuergott
Dale und Dr. Zarkov sind in die Hände der Riesen gefallen. Flash Gordon, der Superstar der Sterne, nimmt den Kampf mit Brukka und seinen Männern auf. Doch dieses Mal ist ihm ein Gegner erwachsen, der stärker ist als er, und der die Riesen mit seinen magischen Kräften leitet: Der Feuergott! Gibt es eine Möglichkeit, ihn zu besiegen?

Dies ist eine Abenteuerfolge wie sie im Buche steht. Es geht spannend weiter. Und es geht einmal mehr nicht um Ming, was für erfrischende Abwechslung sorgt. Auch ansonsten lebt diese Folge von Spannung, und wir hören wenig über Magie und ähnliches.

Heikedine Körting und H.G. Francis hatten ein glückliches Händchen für die Produktion von Spannungsgenres. Dabei war Flash Gordon der Aufbruch in eine neue Ära. Die Hörspiele wurden effektreicher, und man wollte einfach mehr Serien produzieren. Zuvor gab es viele Einzelhörspiele oder kurze Serien. Flash Gordon war das Sprungbrett in eine neue Zeit, was man auch an den neuen Musikstücken und dem ungewöhnlichen Vorstoß bei der Titelmusik merkte.

Folge 7 Das grüne UngeheuerFolge 7 Das grüne Ungeheuer
Ein gigantisches Wesen aus tiefer Vergangenheit nähert sich dem Palast von Königin Fria. Tod und Vernichtung drohen. Flash Gordon, Dale und Dr. Zarkov nehmen an der Jagd auf das monströse Wesen teil, doch schon bald werden aus Jägern Gejagte, und ein tödliches Ende der Expedition zeichnet sich ab.

Nach einigen Monaten Pause kommt mit Folge 7 endlich die Fortsetzung. Und sie ist sehr enttäuschend. Es wird zwar wieder auf Dale und Frias Zickenkrieg eingegangen, doch das Thema ist mittlerweile ausgelutscht. Das Ungeheuer, welches als schmückendes Beiwerk für die Spannung sorgen soll, gibt auch nicht viel her. Vielleicht hätte man ab dieser Folge wieder den Fokus auf Ming richten sollen.

Folge 8 Flucht zur ErdeFolge 8 Flucht zur Erde
Imperator Ming lässt Dale Arden entführen, um Flash Gordon in eine tödliche Falle zu locken. Zugleich bereitet er einen Vernichtungskampf gegen die Erde vor. Flash Gordon hat keine andere Wahl. Er muss in den Palast des Tyrannen gehen. Doch da kommt ihm dieser - ohne es zu ahnen - selbst zur Hilfe. Der Kampf um Dale Arden und um die Menschen der Erde beginnt.

Ming gibt es dann natürlich auch noch, und obwohl diese Folge längst nicht an die ersten sechs heranreichen kann, ist sie dennoch ganz passabel und bietet solide Durchschnittskost. Ming stirbt am Ende in einer genialen Szene, so dass diese Folge eigentlich ein prima Ende der Serie hätte sein können.

Man hat jedoch nach Folge 8 weiter gemacht, und von Folge 7 bis 10 ist wirklich kaum noch etwas vernünftiges dabei heraus gekommen. Irgendwie konnte man nicht mehr anknüpfen an die recht schön gewordenen Teile 1-6. Warum auch immer. Die Storys wurden immer dünner, man hat keine neuen Personen mehr eingeführt, und das war offensichtlich der selbstgebackene Ruin.

Folge 9 Die Bestie aus dem WeltallFolge 9 Die Bestie aus dem Weltall
Flash Gordon, Dale Arden und Dr. Zarkov kehren von dem Planeten Mongo zur Erde zurück. Sie werden Zeugen geheimnisvoller Vorgänge. Amerikanische Flugzeuge greifen ein amerikanisches Schiff an, und ein Offizier warnt vor der Macht des Imperators Ming. Doch der böse Ming ist tot. Wirklich? Oder lebt er noch immer und greift nun die Erde mit anderen Mitteln an? Flash Gordon sucht inmitten tödlicher Gefahren nach einer Antwort.

Wieder so ein Ding, wo ich sagen möchte, hier wurde viel Potenzial verschenkt. Der Inhalt klingt interessant und vielleicht hätte man hier noch einen interessanten Fortgang knüpfen können, aber offenbar hat man sich auf Einzelabenteuer festgelegt und wollte keine Zyklen mehr. Schlecht für die Serie.

Folge 10 Das Tor des UnheilsFolge 10 Das Tor des Unheils
Flash Gordon, Dr. Zarkov und Dale Arden glauben, allein an Bord ihres Raumschiffes zu sein. Doch plötzlich taucht ein fremdes Wesen auf und damit beginnt das Unheil! Geht es dem Fremden wirklich um Rache? Lebt der grausame Imperator Ming doch noch? Seine Heerscharen dringen bis zur Erde vor, und es scheint nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann sie die Macht über diesen Planeten ergreifen!

Es bleibt geradlinig und sehr, sehr überschaubar. Keine herausragende Folge also auch diesmal. Dennoch gute Ansätze, zum Beispiel wie Königin Fria aus verschmähter Liebe zum Racheengel wird.
Im Netz auf einer Flash-Gordon-Seite schwirrt auch eine inoffizielle Fortsetzung herum, die mit Folge 11 "Schattenbiest" betitelt ist. Natürlich nur als Textform. Das Werk stammt von Thomas Tipnner.

Schließlich gab es noch zwei Folgen des Labels Decca, in denen u.a. Konrad Halver den Flash Gordon sprach und dabei von Angelika Merkert und Sybille Bohn unterstützt wurde. Im zweiten Hörspiel sprach dann Heinz Trixner Flash Gordon.

Das Geheimnis des Sklaven-PlanetenDas Geheimnis des Sklaven-Planeten
Im Weltraumsektor um den Planeten "Mare" tauchen immer wieder menschenleere Raumschiffe auf. Von den Besatzungen fehlt jede Spur - aber es gibt keine Anzeichen für gewaltsames Vorgehen. Der Oberkommandierende der Raumflotte ist besorgt und erteilt seinem besten Kommandanten Flash Gordon den Befehl das Geheimnis um "Mare" und seinem Mond "Phonos" zu lösen ...

Die RaumfalleDie Raumfalle
Immer wieder verschwinden die neuesten Raumschiffe vom Typ "Kugelraumer" der terranischen Föderation. Auf Anraten des wissenschaftlichen Großrechners machen sich Flash Gordon, Doktor Zarkov sowie Dale Arden in einem dieser Kugelraumer, der allerdings die neuesten Errungenschaften der Technik eingebaut bekommt, auf den Weg in das 16te System um zu erkunden ob dahinter ein feindlicher Angriff steckt ...

Alle Hörspiele, die von EUROPA und Decca hatten jeweils eine Länge von ca. 40 bis ca. 50 Min. Die EUROPA-Produktionen erschienen sowohl als MC, als auch als LP. Ab Folge 7 jedoch nur noch als MC. Anfang der 80er Jahre sah man zunehmend von LP-Produktionen ab, der MC-Markt gewann die Oberhand, und der Weg für die CD wurde frei gemacht.

Tatsache ist auch, dass die letzten Flash Gordon-Folgen in einer deutlich geringeren Auflage erschien. Damit trug man der neuen Marktlage am Hörspielmarkt in den Jahren 1982 und 1983 Rechnung. Neuer Schwung kam mit den Horrorserien ab 1984, bevor der Hörspielmarkt dann wirklich langsam auf Sparflamme lief.

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