Dreamland – Grusel: Eine Serie und ihr Vorbild

Dreamland Grusel von Thomas BirkerDreamland – Grusel
- Eine Serie und ihr Vorbild -

Happy Birthday Dreamland Lässt sich nach 6 Folgen schon ein brauchbares Resümee ziehen? Sind 6 Folgen repräsentativ für eine Hörspielserie, die sich noch soviel vorgenommen hat?
 
Ich denke ja, denn erstens hat sich die Serie in eine Richtung entwickelt, die man so gar nicht vermutet hätte und zweitens lässt sich die Qualität auf jeden Fall schon messen.

Welche Richtung hat diese Serie eingeschlagen, die sich zu Anfang vorgenommen hat, den Flair und die Atmosphäre der einstigen H.G. Francis – Gruselreihe von Europa einzufangen? Ist das gelungen?

Das ist nicht ganz einfach und nicht pauschal zu beantworten, da die wirklichen und genauen Ziele der Produzenten nicht hundertprozentig zu ergründen sind.
Eines ist auf jeden Fall gelungen. Man hat viele der alten Musikstücke von Carsten Bohn zusammenbekommen, und allein mit dem Intro einen nicht von der Hand zu weisenden Wiedererkennungswert geschaffen.
Auch einzelne Musikstücke innerhalb der Hörspiele erinnern an die einstige Gruselserie von EUROPA, dem die Produzenten damit ein verdientes Denkmal setzen. Dennoch sind die untergeordneten Musikstücke anders und die Inhalte der Geschichte haben einen ganz anderen Stil.
Waren die 18 Folgen der H.G. Francis-Serie noch einfach gestrickt (siehe mein Bericht beim Zauberspiegel), hat Thomas Birker mit Dreamland-Grusel sich inhaltlich an den Konkurrenzserien orientiert. Ein genialer Schachzug, wie ich finde.

Ich möchte ein paar Punkte aufzählen, in denen sich Dreamland-Grusel von seinem Vorbild unterscheidet.
 
  • Punkt 1 – die Länge der Hörspiele. Während H.G. Francis damals seine Hörspiele in einem zeitlichen Rahmen von 35 bis maximal 45 Minuten ablaufen lies, lässt sich Thomas Birker mehr Zeit. 55 bis 75 Minuten sind hier das zeitliche Ausmaß der Geschichten.

  • Punkt 2 – die handelnden Personen. Bei EUROPA waren seinerzeit niemals mehr als 6 bis 9 Rollen pro Hörspiel im Cast zu vergeben. Bei Dreamland fängt es mit 9 Rollen erst an. Die Regel sind jedoch an die 14 Rollen.

  • Punkt 3 – die Geschichten. Waren doch die Storys der Gruselserie damals eher dünn, wenn auch oft recht spannend, so haben die Autoren bei Dreamland sich stärker verwobene Handlungen erdacht, bzw. haben sie entsprechende Vorlagen auf diese Weise umgesetzt.

  • Punkt 4 – dies ist ein zwangsläufiger Aspekt, denn klar sind die Musik und die Geräusche moderner geworden, aber auch vielfältiger. Das macht alle Hörspiele actionreicher als damals.

Bei allen 4 Kriterien handelt es sich natürlich nur um die markantesten Unterscheidungen zwischen dem Vorbild und dem Abbild.
Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten.

  • Punkt 1 – die Cover. Diese sind an die Gruselserie angelehnt und zeigen schemenhafte Details aus der Geschichte. Abwechselnd sind die Cover der Folgen blau oder rot eingefärbt. Seinerzeit bei EUROPA waren es die Farben Grün und Rosa.

  • Punkt 2 – die Titelmusik. Sie ist die originale aus der alten Gruselserie, jedoch in moderner Bearbeitung.

  • Punkt 3  - die Themen. Klar es geht wieder um Vampire, Werwölfe und Monster. Kein klassisches Thema wird ausgelassen. Aber es sind wie schon damals bei EUROPA keine Originaladaptionen der berühmten Schauergestalten wie Dracula und Frankenstein, sondern eigene und moderne Interpretationen. Einzige Ausnahme bildete bei EUROPA seinerzeit die Dracula-Folge 3.
    Dreamland hat sogar eine alte Geschichte aus der Gruselserie fortgesetzt. Die damalige Werwolfsfolge, eine der Besten aus der alten Reihe, wurde von Dreamland erneut aufgegriffen.

  • Punkt 4 – die Mitarbeit von H.G. Francis und Carsten Bohn. Damit stehen der Autor von damals als Berater und Sprecher, sowie der Musiker aus den alten Tagen dem Dreamland-Team zur Verfügung.

Von Folge zu Folge hat sich Dreamland allerdings weiter von seinem Vorbild entfernt, ohne allerdings einen der genannten Punkte zu vernachlässigen. Damit hat sich Dreamland diesen markanten Kriterien verschrieben.
Auch das sich die einstige Gruselserie an bekannten Hollywood-Gruselfilmen orientiert hat, ist bei Dreamland nicht zu finden. Dem entgegen zieht Dreamland auch Vorlagen von Heftromanen ran. Der Vampir-Horror-Roman vom Pabel-Verlag scheint hier ein ergiebiger Fundus zu sein. Vielleicht deshalb, weil sich hier auch Werke von H.G. Francis finden lassen.
Nicht zuletzt wartet Dreamland mit Bonusmaterial auf ihren CD´s auf, wie Outtakes und Interviews. Dies fehlte bei EUROPA, weil es eine ganz andere Hörspielzeit war.

Betrachtet man es genau, dann ist Dreamland-Grusel tatsächlich nur eine Hommage an die Gruselserie, die sich an wenigen Kriterien ausmachen lässt.
Viel, viel näher an der Gruselserie orientiert sich die Reihe „Die PSI-Akten“. Doch davon berichte ich vielleicht später einmal.

Dreamland Grusel 1Folge 1 ist eine Vampirgeschichte, Titel: „Kampf der Vampire“, und die Vorlage stammt von H.G. Francis. Das Pärchen im Hörspiel erinnert stark an Tom Fawley und Eireen Fox in der Gruselserie von EUROPA (Folge 2,6 und 15). Hier wie dort sind sie Reporter und kommen einer Gruselgeschichte auf die Spur. Klassischerweise waren es bei EUROPA seinerzeit Vampire und Werwölfe, aber auch einmal das Ungeheuer von Loch Ness. Hier werden wieder Vampire herangezogen. Auch von den Sprüchen und der Komik hat man offensichtlich bei Tom Fawley und Eireen abgekupfert. Da ich aber die Vorlage nicht kenne, weiß ich nicht in wie weit die Charaktereigenschaften von Francis stammen, und in wie weit vom Dialogbuch-Team Birker, Hajek und Daber.
Mit bekannten Sprechern wie Fabian Harloff und Kerstin Draeger neben Rainer Schmitt und Peter-Joseph Schmitz, braucht sich diese Produktion nicht hinter denen von EUROPA zu verstecken.

Dreamland-Grusel 2Folge 2 ist mit „Jagd auf den Werwolf“ betitelt. Es handelt sich wieder um eine Heftromanumsetzung. Diesmal von A.F. Morland. Ein Mix aus Krimi und Horror bietet sich hier dem Hörer. Leider ist die Handlung nur allzu vorhersehbar. Die Identität des Werwolfs ist leicht zu erraten. Zu oft hat man solche Geschichten schon gelesen.
Ich möchte Folge 2 deshalb als Flop bezeichnen. Obwohl gut produziert, wurde hier die Chance vertan, eventuell einen anderen Roman zu vertonen.
Diese Geschichte wirkt eher wie vom Reißbrett und bietet kaum etwas Besonderes. Auch lässt sich hierfür kein Pendant in der EUROPA-Serie finden. Es sei denn man sieht Folge 14 „Die tödliche Begegenung mit dem Werwolf“ als solche. Aber die Unterschiede sind zu groß.

Dreamland-Grusel 3Gelungen und sehr gut ist dagegen Folge 3 „Lebendig begraben“. Auch hierfür findet sich kein Gegenstück in der Gruselserie. Aber die Umsetzung ist gelungen. Die Vorlage stammt von Hugh Walker.
Die Ich-Erzählweise wurde verwendet, und somit ergibt sich die Gelegenheit, dass Christian Rode neben der Erzählerrolle, auch gleich in die Hauptrolle schlüpfen kann.
Bei EUROPA gab es diese Gelegenheit für Günther Ungeheuer ebenfalls einmal. Und auch dort war es die Folge 3.

Dreamland-Grusel 4Folge 4 ist wieder eine Morland-Story. „Der Freak von Soho“ ist eine gelungene Story, die ebenfalls noch nicht Thema in der EUROPA-Serie war. So erweitert Dreamland  dann das Spektrum der altten Serie und schafft den Spagat aus Reminessenz ans Alte und Erweiterung des Spektrums-. 
 
Dreamland-Grusel 5Ein Clou ist mit Folge 5 gelungen. „Wolfsnächte“ ist wieder ein Werwolfthema, und an ihm zeigt sich wie überflüssig doch Folge 2 gewesen ist. Hier hat man die Geschichte von „der tödlichen Begegnung mit dem Werwolf“ (Gruselserie 14) fortgestezt. Mehr als 25 Jahre später. Das erinnert doch stark an Alfred Hitchcocks „Psycho“, ein Kult-Film, der ebenfalls über 20 Jahre später fortgesetzt wurde. Auch die Parallelen Verrückter und Irrenanstalt stimmen.
Dreamland ist ein herrliches Comeback der Story gelungen, obwohl man nur drei Sprecher von damals wieder verpflichten konnte, nämlich Wolfgang Draeger, Gisela Trowe und Roswitha Benda.
Auch Thomas Birker verzichtet hier auf Christian Rode als Erzähler, wie damals Heikedine Körting auf Herrn Ungeheuer verzichtete, da der Protagonist (hier Wolfgang Draeger) aus der Ich-Perspektive erzählt.

Dreamland-Grusel 6Folge 6 hat dann das Zombie-Thema zum Inhalt. Und für „Der Zombie-Macher von Haiti“ findet sich auch in der klassischen Gruselreihe wieder ein ähnliches Hörspiel. Dort ging ebenfalls um eine Karibikinsel mit Zombies. EUROPA hatte das seinerzeit mit Uwe Friedrichsen und Judy Winter in den Hauptrollen sehr atmosphärisch umgesetzt. Dreamland adaptiert mit der 6. Folge wieder einen Morland-Roman.
 
Ich werde alle Folgen noch mal ausführlicher rezensieren, hoffe aber das mir ein Überblick gelang, in dem ich die Unterschiede und Gleichnisse der modernen Gruselserie zu seinem klassischen Vorbild aufzeigen konnte.

Ich liebe die klassische Serie und verehre sie, genauso wie mittlerweile auch die Dreamland-Serie. Diese muss sich nicht verstecken hinter dem Vorbild. Im Gegenteil, sie ist diesem meistens sogar um eine Nasenlänge voraus.
Man macht bei Dreamland mehr aus den Themen, als seinerzeit bei EUROPA. Von daher wäre es schön, wenn auch andere Folgen ein Comeback erfahren, ähnlich wie die Werwolfgeschichte.


Folgen:
1)    Kampf der Vampire
2)    Jagd auf den Werwolf
3)    Lebendig begraben
4)    Der Freak von Soho
5)    Wolfsnächte
6)    Der Zombiemacher von Haiti

7)    Die Vampir-Oma und Ihre Kleinen (erscheint demnächst)

Kommentare  

#1 Teddy2001 2015-03-25 23:04
Hallo :-)

Ich finde den Text wirklich gut geschrieben!
Persönlich kenne ich und bin mit der altern Grusel Serie aufgewachsen ...und ich kann nur bestätigen ...beide Serien haben ihre eigenen Reize ... Aber es sind beide Serien wirklich spitze !! zumal Dreamland auch super Sprecher und Musik hat..... Ok ! Horst Frank damals als Reporter oder so war auch klasse ! Also wer beide Serien noch nicht kennen sollte ?! ANHÖREN :-) !!!!!!

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