THE CIVIL WAR
THE CIVIL WAR
9teilige TV-Dokumentar-Serie von Ken Burns
Ken Burns versucht in seiner Dokumentation mit diesen Mythen aufzuräumen und ein Bild zu zeichnen, dass der Wirklichkeit möglichst nahe kommt. Er zeigt den Krieg in seiner ganzen Breite: Sinnloses Sterben, gewaltige Schlachten, das Leiden von Soldaten, Zivilisten und auch Treppenwitze der Geschichte.
Und es gab sie, diese Treppenwitze der Geschichte. Da gab es Wilmer McLane, dem eine Farm bei Bull Run bzw . Manassas gehörte. Auf seinem Grund und Boden wurde die erste Schlacht geschlagen. Der Mann verkaufte seinen Grundbesitz und zog mit seiner Familie weit weg ins Appomattox Courthouse bei Richmond, nur um dann 1865 auf seinem Grund und Boden das letzte Gefecht des Krieges durchstehen zu müssen und die Kapitulation von Robert E. Lee erleben zu dürfen. Also ließ Willmer McLane wissen: "The War startet in my front yard and ended in my front parlor." (Der Krieg begann in meinem Vorgarten und endete in meinem Wohnzimmer). Auch diesen kleinen Ereignissen wendet sich die Dokumentation zu.
Diese Dokumentation erzählt also beides: Die großen Schlachten und die Geschichten am Rande des Krieges. Sie liefert mehr als nur den nackten Ablauf des Krieges, gemessen in Daten, Schlachten und Toten. Dabei verzichtet Ken Burns auf die inzwischen sehr beliebte Unsitte, dass Reenactment-Gruppenherumlaufen und mehr oder weniger bekannte Schauspieler in Kostümen Begegnungen nachstellen. - Sehr schön, sehr erfreulich. Denn auch ohne diesen Firlefanz lässt Burns den Krieg lebendig werden.
Und es gab sie, diese Treppenwitze der Geschichte. Da gab es Wilmer McLane, dem eine Farm bei Bull Run bzw . Manassas gehörte. Auf seinem Grund und Boden wurde die erste Schlacht geschlagen. Der Mann verkaufte seinen Grundbesitz und zog mit seiner Familie weit weg ins Appomattox Courthouse bei Richmond, nur um dann 1865 auf seinem Grund und Boden das letzte Gefecht des Krieges durchstehen zu müssen und die Kapitulation von Robert E. Lee erleben zu dürfen. Also ließ Willmer McLane wissen: "The War startet in my front yard and ended in my front parlor." (Der Krieg begann in meinem Vorgarten und endete in meinem Wohnzimmer). Auch diesen kleinen Ereignissen wendet sich die Dokumentation zu.
Diese Dokumentation erzählt also beides: Die großen Schlachten und die Geschichten am Rande des Krieges. Sie liefert mehr als nur den nackten Ablauf des Krieges, gemessen in Daten, Schlachten und Toten. Dabei verzichtet Ken Burns auf die inzwischen sehr beliebte Unsitte, dass Reenactment-Gruppenherumlaufen und mehr oder weniger bekannte Schauspieler in Kostümen Begegnungen nachstellen. - Sehr schön, sehr erfreulich. Denn auch ohne diesen Firlefanz lässt Burns den Krieg lebendig werden.
In mehr als 11 Stunden Laufzeit, gegliedert in 9 Teile schildert Regisseur Ken Burns die Geschichte des Sezzessionskrieges. Er nutzt dazu zeitgenössische Gemälde, Zeichnungen und Fotografien. Hinzu kommt Wochenschaumaterial aus den Dreißigern, die die letzten Überlebenden des Krieges zeigen.
Dann kommen Historiker und Schriftsteller zu Wort. Berührend ist der Auftritt der seinerzeit 104jähtigen Tochter eines entlaufenen Sklaven, der sich in den Norden durchschlug und sich der Armee der Union anschloss.
Was die Serie (in erster Linie in der englischen Originalfassung) dann noch ein gutes Stück Lebendigkeit verleiht sind die Zitate aus Briefen, Tagebüchern und anderen Aufzeichnungen, die immer sehr persönlich sind. Sie werden, um diesen Stimmen aus der Vergangenheit Persönlichkeit zu verleihen, bestimmten Personen zugeordnet.
Diese 11 Stunden sind beste Dokumentation eines Krieges, der auf der einen Seite noch im Geiste des 18 Jahrhunderts geführt wurde, aber auf der anderen Seite wie ein Krieg des 20. Jahrhunderts wirkte. Man sehe sich die Sequenzen um Grants Belagerung von Vicksburg an. Ein halbes Jahrhundert später fand man ähnliche Schützengrabenlabyrinthe vor Verdun und anderen Schlachtfeldern der 1. Weltkrieges.
Dieser Krieg, der mehr Menschenopfer unter US-Amerikanern forderte, liefert viele Einsichten. Wenn in 5 Minuten ganze Regimentter aufgerieben werden oder Soldaten in Reihe auf feuerbereite, in Deckung liegende Gegner zu marschieren und so in den sicheren Tod gehen, kanns einem schon übel werden. Die Beschreibung von Augenzeugen des blutgetränkten Boden bei Gettysburg ließ mich wieder wissen, warum ich Zivilidienstleistender wurde.
Zugleich wird gezeigt, dass es in dem Krieg doch mehr um Sklavenbefreiung ging, als viele gern wahrhaben würden, insbesondere jene, die gern die "Grauen" zu ihren Heldden machen.
Eine lohnende Anschaffung.
Und wer mal in die Dokumentation reinschauen möchte, der kann das zurzeit auf arte tun. An Samstagen und Sonntagen läuft dort THE CIVIL WAR gegen 16:00. Morgen ist der zweite Teil dran.
Polyband
Kommentare
Zwei Dinge habe ich allerdings etwas anders in Erinnerung als hier beschrieben (eigentlich ein Grund, wieder den uralten Video 2000-Recorder auszupacken und das anzusehen, denn zum erstenmal lief das in Arte bereits Anfang der 90er):
1. die Motivationsgeschichte: es wird in den ersten fünf Folgen doch ziemlich klar dargestellt, daß die Sklavenbefreiung erst später, nach Gettysburg, vom Norden "aufgesetzt" wurde, als moralische Rechtfertigung und unter dem Eidnruck der Mißerfolge in den ersten beiden Jahren. So sehr einzelne Aktivisten dort auch drängten, Lincoln soll das laut der Doku bis dahin doch auch eher als nebensächlich empfunden haben Genauso wird gesagt, daß die Konföderiertenmotivation nicht ursächlich im Beibehalten der Sklaverei, sondern eher der gesamten Umstände bestanden habe und noch dazu eigentlich die Abspaltung von der Union nur eine Art von "Trotzreaktion" gewesen sei, sich nicht alles von eienr Zentralregierung bieten zu lassen (sinngemäßes Südstaatler-Zitat: "Wir kämpfen, weil wir nicht wollen, daß ihr hier seid")
2. der vielleicht perverse, aber doch faszinierende Gegensatz zwischen der Sinnlosigkeit von Krieg an sich und den speziellen Blutbädern (Dunkers Chapel bei Antietam, das Hornissennest bei Shiloh, Picketts 30000 Männern, die auf dei Cemetary Ridge zumarschieren), aber auch der, sorry, "Tapferkeit" der Einzelnen, die mehr als einmal in den Zitaten zu Tage kommt.
Die Doku ist ein pazifistisch-heroisches Gesamtwerk, so unvereinbar auch beide Komponenten sein mögen; beide Seiten kriegen ihr Fett weg wie ihre Tugenden ab, und das ganz ohne den unsäglichen Hintergedanken moderner "political correctness".