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Jugend reloaded - Die Rückkehr der Klassiker: Ein ganz eigener Rückblick von G. Walt

Jugend reloaded - Die Rückkehr der Klassiker: Ein ganz eigener Rückblick von G. WaltJugend reloaded - Die Rückkehr der Klassiker
Ein ganz eigener Rückblick

In den Jugendjahren zwischn 9 und 13 habe ich mir die triste Zeit (ohne Computer, ohne Internet und mit nur drei Fernsehprogrammen) mit Hörspielen versüßt. Wahrlich süße Stunden waren das nicht immer. Wenn man doch alle guten Serien (und das waren nur wenige) ganz und gar durchgehört hatte, griff man zu Alternativen. Das waren dann die Serien der 2. Wahl von Labeln ohne große Sogwirkung.


Winnetou I-IIIBegeistert haben mich immer die Hörspiele, die Krimis, Horrorgeschichten und Science-Fiction lieferten. Spannung eben.

Nicht selten waren es auch die Abenteuergeschichten von Karl May oder anderen. In den frühen 80er Jahren war der Markt was Hörspiele anging, längst nicht ausgereizt. Ich selbst hatte viele Wünsche und Ideen. Doch wem will man diese Ideen als Jugendlicher verkaufen?

So sah, bzw. hörte ich zu. Als John Sinclair vertont wurde und später noch Larry Brent sowie andere Horrorhefthelden, entdeckte ich die Liebe zum Heftroman.

Damals sammelte ich so ziemlich alles was mit Horrorheftromanen zu tun hatte. Innerhalb weniger Jahre wuchs eine beachtliche Sammlung heran.

Das Horrorschloss im SpessartDie Hörspiele selbst nahmen nur einen kleinen Teil dieser Sammlung ein. Mit dem berühmtesten aller Romanhelden, nämlich John Sinclair, konnte ich jedoch nie viel anfangen. Mein All-Time-Favorit war Larry Brent. Das Ganze in einer Zeit, in der man begeisterungsfähig und jung genug war um das alles problemlos zu verdauen. Die besondere Liebe zu Hörspielen wurde in früherer Zeit geprägt. Doch Larry Brent hat da einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich wunderte mich nicht schlecht, als Jahre später auf Flohmärkten Preise von bis zu 100 DM für ein Dan Shocker-Hörspiel verlangt wurde. Dann kam das Internet auf und es bildeten sich allmählich Interessengruppen und Hörspielseiten.

1999 veröffentlichte das Label EUROPA wieder alte Klassiker. Ein Jahr das mir besonders in Erinnerung blieb und wohl als Wendepunkt im kommerziellen Hörspielgeschäft bezeichnet werden kann. Lange Zeit galten Hörspiele, zumindest für Erwachsene als tabu. Jetzt witterte EUROPA wohl augenscheinlich wieder ein Geschäft. Leider bleib es im Großen und Ganzen nur bei Neuauflagen. Aber im Nachhinein betrachtet war das gut so. Den alten Charme der Serien von H.G. Francis hätte sich wohl schwerlich nochmal einfangen lassen. Inzwischen gab es zwar neue Produktionen und es wurden im neuen Jahrtausend immer mehr, doch dies waren alles neue und ambitionierte Projekte vieler neuer Produzenten mit neuen Serien. Damit trat im Laufe von Jahren das ein, wovon ich als Junge immer geschwärmt habe. Hörspiele in moderner und professioneller Form. Krimi, Grusel und SF vom Feinsten. Fernab der leichten Unterhaltung und der beinahe kindgerechten Umsetzung aus den 80er Jahren. Doch die Begeisterungsfähigkeit war dahin. Zwar begeisterten mich hin- und wieder auch neue Hörspiele. Ich erinnere an Edgar Allan Poe. Doch es war anders. Anders als früher, vor zwanzig Jahren. Mittlerweile sind mehr als 30 Jahre vergangen, als die Zeit der jugendlichen Begeisterung allgegenwärtig war und fast schon wieder ausklang. Es war (wie bei allen schönen) eine sehr kurze Zeit.

Irrfahrt der SkeletteIm Oktober 2000 hatte ich die reale Chance mir dieses Gefühl aus der Jugend zurückzuholen. Die Serien Larry Brent, Macabros, Dämonenkiller und auch Edgar Wallace und Sherlock Holmes wurden wieder aufgelegt. Das neue diesmal: Man bekam sie auch auf CD. Ich holte mir die Jugend doppelt zurück, kaufte von einigen Ersparnissen CDs und MCs. Wenn schon denn schon. Ich hielt die ersten drei Folgen aller Serien in Händen und genoss die zum Teil neuen Abmischungen mit einem Glas Rotwein. Zum Fest sozusagen. Ich war dreißig und der Jugend längst entwachsen. Wirklich? Nein, etwas war noch da von dem 13jährigen Jungen, der vor mehr als 15 Jahren diese Begeisterung spürte, von der nun nur noch ein Hauch übrig war. Es war ein Gefühl aus wohliger Erinnerung an eine Zeit, in der man sich wirklich reichlich begeistern konnte. In uns allen schlummert wahrscheinlich diese Sehnsucht nach Begeisterung. Doch verloren gegangen ist sie sicherlich immens dadurch, dass man heute so fast alles kaufen kann was man möchte um sich zu begeistern. Und sei es nur im Kleinen. Voraussetzung dafür ist lediglich das nötige Kleingeld in den Taschen. Als Jugendlicher hatte man diesen Zugang nicht oder nur schwerlich.

Mit der Neuauflage der alten Hörspiele kam auch wieder der Wunsch nach mehr auf. Getreu dem großartigen Wilhelm Busch, der da sagte "Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge" kam das Verlangen auf, dass man eventuell eine Fortsetzung von Larry Brent und Co. hinbekommen könnte. Nur drei Jahre und neunzehn Hörspiele weiter (betreffs Larry Brent), wurden zumindest mir bewusst, dass dieser Wunsch wohl berechtigt aber kaum praktikabel war. Bei den 4 neuen Folgen von Larry Brent war kaum noch was wie früher. Wenn auch zum Großteil unterhaltsam und gut gemacht, fehlte vor allem eins: die Begeisterung. Siehe Rezensionen zu Larry Brent 16, 17, 18 und 19.

Als ich im Oktober 2000 in Hannover vor dem Regal mit der Aufschrift "Die Rückkehr der Klassiker" von EUROPA bei Karstadt stand und das Gefühl von "Jugend reloaded" hatte, wusste ich nicht, dass der Traum nach einer Fortsetzung der guten Serien nicht weit war, aber anders werden sollte. Heute, erneut 15 Jahre später gibt es etliche Versionen von Larry Brent. Hörspiel, Hörbuch, inszenierte Lesung und was auch immer. Ein Umstand der zu vermuten war, sobald die Rechte an den Hörspielen frei wurden, was 2012 der Fall war. Seitdem erleben die Hörspielfans, einer stark gewachsenen Fangemeinde im Netz, eine wahre Schwemme an Hörprodukten von Larry Brent und auch Macabros. Da ist nicht das was ich wollte. Und so werden Träume manchmal zu Alpträumen, wenngleich die Formulierung stark übertrieben ist. 

Die Artikelreihe der "Hörspiel-Memories:

Marie und die Vampire - Ich schockte sie mit dem Marotsch

Als die Jenseitskutsche durch die Frühstücksküche fuhr - Ein Spanier lernt das Gruseln

Udo und die "Drei ???" - Wie ich einen Hörspielschatz fand, der mich nicht lockte

Der Tag, an dem Geld bei Vater keine Rolle spielte und neue Hör-Erlebnisse ermöglichte

Die Ogallala im Ohr - Winnetou auf Vinyl blieb ein dauerhaftes Fragment

Unvergesslich: Jackie und der Riese

Falsch interpretierter Jugendschutz an der Kasse 

Der Trommler, der mir den Werwolf versaute 

Kalle aus der Bücherei-Schachtel von Gleis 1 

Warten auf Macabros - Eine Bestellung, die nie ankam

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Kommentare  

#1 Toni 2015-09-09 18:13
Ich habe mich damals gewundert, dass im Romanshop MC´s für 80 DM standen. Ich bin direkt in den Keller runter und habe nachgeschaut und die sinclair usw. rausgesucht. Mehr als 5-10 DM wollte mir der Shop aber nicht geben. Das Risiko wäre zu groß, darauf sitzen zu bleiben. Einige von "meinen" hatte er nach Jahren immer noch.

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