Falsch interpretierter Jugendschutz an der Kasse
Falsch interpretierter Jugendschutz an der Kasse
Hörspiel-Erinnerungen
Noch heute sind es zumindest Erinnerungen. Erinnerungen der lustigen und witzigen Art und zum Teil auch mit nachdenklicher Note.
So trug es es ich zu: Wer einmal die Hörspiele der H.G. Francis-Gruselserie sein eigen nannte, der wird sich an die Altersempfehlung auf dem Cover erinnern. Dort stand "ab 12 Jahre". Es gab ja keine freiwillige Selbstkontrolle des Hörspielmarktes. Hörspiele waren eben sowieso für Kinder. Entsprechend wurden Hörspiele auch inszeniert. Bei der Altersangabe konnte es sich lediglich um eine Empfehlung, nicht um eine Vorgabe handeln.
Ähnlich wie bei Brett- und Kartenspielen (z.B. geeignet für Spieler ab 6 Jahren). Was aber wenn nun ein Kind mit fünf Jahren den Sinn des Spiels ebenfalls versteht und besser spielt als manch Sechs- oder Siebenjähriger? Das kam bestimmt vor. Genauso durfe das damals bei den Hörspielen ab 12 Jahren gedacht gewesen sein. Gruselgeschichten waren etwas stärkerer Tobak als Grimms Märchen. Und die Protagonisten waren oft Erwachsene. Kinder konnten damit u.U. wenig anfangen, weshalb man die Gruselserie ab 12 Jahren empfahl.
Bei der "Rückkehr der Klassiker" im Jahre 1999 setzte man die Altersgrenze aberwitzigerweise noch auf 14 Jahre herauf. Aber gut, all das wußte ich 1981 noch nicht. Und so überredete ich Mutter sehr lange bis sie mir endlich erlaubte, dass ich mir die Schallplatte "Dracula und Frankenstein, die Blutfürsten" kaufen durfte. Doch Mutter zu überreden war die eine Sache. Die Verkäuferin an der Kasse war eine andere.
"Die erst ab 12, wie alt ist ihr Sohn?"
"Elf".
"Dann geht es nicht. Tut mir leid."
Aus der Traum. Ich scheiterte an der Dummheit einer Kassenwärterin, die offensichtlich nicht geschult genug war. Doch leider war ich noch dümmer und so half kein Wiederwort. Denn wüßte ich das was ich Jahre später wußte.... naja lassen wir das. Nur kurze Zeit später kam ich dann irgendwie doch in den Genuss der Folge, die eine der grandiosten der Serie ist. Und dank einer Nachbarstochter, die mir wenige Jahre später auch die Werwolfsfolge auslieh und die Folge mit Draculas Insel, sammelte ich den Klassiker letztlich. Dieser liegt seit dem Jahr 2001 sogar komplett auf CD vor.
Diese Anekdote habe ich oft im Sinn, wenn ich den Klassiker mal wieder in Händen halte. Und dann reizt es mich ihm wieder zu lauschen - mit den Stimmen von Hans Paetsch, Horst Frank und Brigitte Kollecker.
Die Artikelreihe der "Hörspiel-Memories:
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Als die Jenseitskutsche durch die Frühstücksküche fuhr - Ein Spanier lernt das Gruseln
Udo und die "Drei ???" - Wie ich einen Hörspielschatz fand, der mich nicht lockte
Der Tag, an dem Geld bei Vater keine Rolle spielte und neue Hör-Erlebnisse ermöglichte
Die Ogallala im Ohr - Winnetou auf Vinyl blieb ein dauerhaftes Fragment
Unvergesslich: Jackie und der Riese
Falsch interpretierter Jugendschutz an der Kasse
Der Trommler, der mir den Werwolf versaute
Kalle in der Bücherei-Schachtel von Gleis 1
Warten auf Macabros - Eine Bestellung, die nie ankam
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Kommentare
Und in welche phantastischen Welten uns Heftromane, Filme, Hörspiele führten. Seufz!
(Doch halt, apropos Erinnerungen: Nicht Deine Nachbarin hat Dir die Werwolf-Cassette geliehen, sondern Du sie ihr. Und ihr Bruder versaute sie...)
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