... Sylvia Heinlein über Leseförderung und "Tolle Worte"
... Sylvia Heinlein ...
...über Leseförderung und "Tolle Worte"
Zauberspiegel: Soweit ich erfahren habe, haben Sie Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Politikwissenschaft studiert und danach in Tunesien und Griechenland gearbeitet. Was haben Sie aus der Zeit in diesen beiden Ländern mitgenommen?
Sylvia Heinlein: Toleranz gegenüber Menschen anderer Länder und eine große Liebe zum Hotelgewerbe (habe im Robinson-Club gearbeitet). Außerdem: jede Menge Spaß!
Zauberspiegel: Außerdem haben Sie als Redakteurin einer Familienzeitschrift gearbeitet. Welche war das?
Sylvia Heinlein: Familie & Co.
Zauberspiegel: Frau Heinlein, inzwischen arbeiten Sie als Autorin von Kinderbüchern, schreiben Hörspiele. Wie kam es dazu, dass Sie sich auf Kinder "verlegt" haben?
Sylvia Heinlein: Wahrscheinlich, weil ich in selber so gerne Kind gewesen bin (und in Teilen immer noch bin). Und weil ich Kinderbücher (meine Lieblingsautorin ist Tove Jansson, die mit den 'Mumins') immer so sehr geliebt habe.
Zauberspiegel: Wir haben Sie in einem Fernsehbericht über Leseförderung in der Grundschule gesehen. Der Friedrich- Bödeker-Kreis ist ein Verein mit Start in Hannover (gegründet 1954) um Kindern und Jugendlichen das Lesen näher zu bringen. Ursprünglich ging es darum, "neue Formen der Literaturvermittlung zu erproben". Warum engagieren Sie sich dort?
Sylvia Heinlein: Ich bin beim Friedrich Bödecker Kreis lediglich als Autorin verzeichnet, die man für Lesungen buchen kann. Mit Lesungen (in Schulen, Bibliotheken) verdienen sich viele Autoren ihr Geld ... vom Schreiben alleine können nur die wenigsten leben, denn die Honorare für Kinderbücher sind klein (weil die Auflagen viel kleiner sind als bei Erwachsenenbüchern).
Zauberspiegel: Außerdem engagieren Sie sich ehrenamtlich in einem anderen Bereich. Was tun Sie da?
Sylvia Heinlein: Ich leite eine Schreibwerkstatt für erwachsene Menschen mit geistiger Behinderung. Das ist mir sehr wichtig. Man kann deren Ergebnisse unter www.tolle-worte.de lesen.
Zauberspiegel: Sie schreiben in Ihrer Vorstellung für den Friedrich-Bödecker-Kreis: In jeder Lesung erzähle und zeichne ich auch zum Thema. Wie sieht die Arbeit eines Schriftstellers aus? Wie sieht die Arbeit von Sylvia Heinlein als Schriftstellerin aus?
Sylvia Heinlein: Eine Menge meiner Arbeit besteht daraus, meine Phantasie anzukurbeln und nach guten Geschichten zu suchen. Die findet man an jeder Ecke ... und manchmal über Monate gar keine. Wenn denn eine Idee da ist, schreibe ich teilweise über Monate an einem Buch (bin leider eine Langsamschreiberin) , am liebsten nachts, wenn die Welt schläft, von 22 - 3 Uhr morgens.
Zauberspiegel: Was tut die Schriftstellerin gerade? An was arbeiten Sie gerade?
Sylvia Heinlein: Ohje ... das darf ich leider nicht verraten. Es sind nämlich alles Projekte, die noch nicht erschienen sind. Und die Ideen, die dahinter stecken, müssen also noch geheim bleiben. Sonst bekomme ich Ärger mit den Verlagen. Es sind u.a. 2 Bilderbücher und ein Buch für Leser ab 8 Jahren. Außerdem bearbeite ich einige Ideen, die ich danach Verlagen anbieten werde. Gerade abgeschlossen habe ich einen Kinderroman über die Weltreligionen.
Ihre Kinderbücher spannen weite Bögen. So findet man Drachenmädchen und wilde Piraten ebenso wie Prinzessinnen in ihrem Fundus.
Besonders schön sind für uns die Bücher gewesen, in denen sie spannende Abenteuer für Kinder erzählt. Es gibt darunter Bücher für Mädchen und Jungen, für unterschiedliche Altersgruppen, aber immer so geschrieben, dass man sich gerne Kindern in die Hand drückt.
Das Buch Drachenmädchen zum Beispiel greift die Tatsache auf, dass nicht alle Mädchen eine rosa Prinzessin sein möchten sondern es viel spannender finden, Drache zu sein. Kein Wunder, dass Janne in ein Drachenabenteuer stolpert.
Ebenfalls für Kinder im Grundschulalter ist das Buch Meta und die ausser-ordentliche Tante geschrieben. Der Verlag nennt es Kurz und kurzweilig, zum Vorlesen bestens geeignet - kuddelmuddelig, grieselgrasig, schlaubauchig. Genau so ist es. Auch dieses Buch greift die reiche Fantasiewelt von Kindern auf und führt von da aus in außerordentliche :-) Abenteuer.
Nordwärts unterm Totenkopf
von Sylvia Heinlein (Autorin), Markus Grolik (Illustrator)
Verlag: Sauerländer; Juni 2006,
95 Seiten, EUR 9,90,
ISBN: 978-3794160754
Für Jungen geschrieben ist das Buch Nordwärts unterm Totenkopf, das im Patmos-Verlag erschienen ist. Hier stolpert Pit in sein persönliches Abenteuer. Im Grunde geht es nur darum die alte Tante zu besuchen als Pit mit seinem Vater zu der kleinen Hallig Lüttland in der Nordsee fahren. So richtig Bock hat Pit nicht. Lieber wäre er mit seinen Freunden zusammen stattdessen ist er mit seinem Vater auf einer Fähre unterwegs (auf höheren Befehl von Pits Mutter, die Vater und Sohn zu diesem gemeinsamen Kurzurlaub schickt.
Dass alles dann doch ganz anders ist klar. Einige Familiengeheimnisse kommen zum Vorschein, darunter das mysteriöse Verschwinden von Pits Großvater, eine Tatsache, die Pits Vater nie ganz verwunden hat.
Die Geschichte wiederholt sich, denn mit einem Mal ist Pits Vater nicht mehr aufzufinden. Das ist umso seltsamer da dieser eigentlich ein ganz braver Mann ist. Alles wird immer seltsamer. Und mit einem Mal landet Pit selbst auf einem Piratenschiff, mitten auf der Nordsee, im Jahre 1492.
Mir hat an dem Buch neben der kinderfreundlichen Länge des Gesamttextes und der einzelnen Kapitel die Sprache besonders gut gefallen. Sie ist jugendgerecht ohne zu simpel oder "verzweifelt-hipp" zu sein, eignet sich wunderbar zum Verschenken und ich kann es mir auch als Gute-Nacht-Vorlesegeschichte sehr gut vorstellen.
Die Geschichte um die "Düwelsdeern" (so heißt das Piratenschiff) ist spannend für Leute mit ersten Selbstleseerfahrungen, packt aber nicht mit Gewalt große Mengen an Handlung zwischen die Buchdeckel.
Link: Interview mit Sylvia Heinlein mit dem HR