... Petra E. Jörns über SF, Militär, das ›E‹ und Pläne
... Petra E. Jörns ...
... über SF, Militär, das ›E‹ und Pläne
: Mein Vater hat gar nicht gedient, also nein. Aber ich war schon immer fasziniert von Fernsehserien wie „Space 2063“, „Star Trek“, „Babylon 5“, „Falling Skies“ und mein absoluter Favorit die neue „Battlestar Galactica“- Reihe. Auch Filme, die ins Military-SiFi-Genre passen, habe ich förmlich verschlungen. Frau mag halt die harten Jungs. Allein auf diese Weise habe ich sehr viel über dieses Genre gelernt.
So richtig infiziert wurde ich dann, als ich vor drei Jahren auf einem Liverollenspiel im Battlestar Galactica Universum war. Dort bin ich so richtig live mit dem Militärspiel konfrontiert worden und musste mich als Viperpilotin auch intensiv damit auseinandersetzen. Einige der anderen Spieler dienen auch bei der Bundeswehr, darunter auch ein junger Mann von der Spielleitung. Die wissen also, was sie tun, und haben die anderen Spieler sehr echt und realistisch in das Militärspiel eingebunden. Dort habe ich z.B. auch im Spiel gelernt, wie Funkdisziplin auszusehen hat.
Und um deiner Frage zuvorzukommen: Ja, ich besuche das BSG-Universum immer noch als Viperpilotin. Am ersten Novemberwochenende ist es wieder soweit. Ich weiß, dass es wieder furchtbar anstrengend sein wird, trotzdem freue ich mich schon sehr drauf. Denn die BSG-LARPs sind immer etwas Besonderes neben den Fantasy-LARPs, die ich selber veranstalte und auf die ich auch gehe.
Aus meiner Sicht ist natürlich ganz klar eine Fortsetzung geplant, denn die Geschichte ist noch lange nicht zu Ende erzählt. Und auch Dr. Helmut Pesch und mein betreuender Redakteur Stephan Trinius sehen das so. Diese Fortsetzung wird es wohl aber nur geben, wenn die ersten sechs Folgen genügend Abnehmer finden. Letztendlich entscheiden darüber also die Verkaufszahlen der ersten sechs Folgen. :
Wen also interessiert, wie es mit John Flanagan und seinen Kameraden weitergeht, dem empfehle ich Werbung für die Serie zu machen. Je mehr, umso besser. An dieser Stelle daher auch ein wenig Werbung in eigener Sache, da ich seit Erscheinen der „Space Troopers“ in Facebook eine Autorenseite für „P. E. Jones“ geschaltet. Dort werde ich meine Fans, was die „Space Troopers“ und meine anderen SF-Romane angeht, auf dem Laufenden halten
Wie verändert sich z.B. unsere Gesellschaft, wenn wir Raumschiffe haben, mit deren Hilfe wir andere Planeten kolonisieren können? Wie wird unsere Erde in hundert oder zweihundert Jahren aussehen? Werden wir dazulernen und sie und unsere Umwelt beschützen lernen oder zerstören wir sie? Und welchen Einfluss hat all das auf das Individuum?
Die vorletzte Frage resultiert ganz klar aus meiner Tätigkeit als Betreuerin der Naturschutzgebiete, der ich in meinem Heimatlandkreis seit zwanzig Jahren nachgehe. Es ist eine Frage, die mich sehr berührt und auf die ich in den meisten meiner SF-Romane auch eine sehr ernüchternde Antwort gebe, nämlich dass wir nur sehr wenig dazulernen werden. Das hat uns die Geschichte einfach gelehrt. Genauso wie es immer wieder Kriege gab, werden wir auch immer weiter unseren Planeten zerstören. So sind wir einfach konstruiert, die wenigsten Menschen handeln, so lange sie keine direkte Auswirkung auf ihre Person erleben. Und die Auswirkungen der Verbrechen, die wir unserem Planeten antun, werden leider erst unsere Kinder erleben. Nachhaltigkeit ist im Umweltschutz daher ein ganz großes Thema, das leider auf wenig Resonanz stößt. Auf diese Umweltschutzproblematik werden meine Leser immer wieder stoßen in meinen Romanen.
Eine zweite Frage, der sie immer wieder begegnen werden, ist die nach der Form der Gesellschaft. Auch die resultiert aus meiner akademischen Ausbildung. Meine ursprüngliche Ausrichtung war nämlich die Verhaltensforschung. Ich habe sozusagen „gesellschaftliche“ Studien an Bartaffen unternommen, um die Tradierung von Werkzeuggebrauch zu untersuchen. Bei meinen Recherchen bin ich auf viele Parallelitäten zwischen Affengemeinschaften und menschlichen Gemeinschaften gestoßen, die sich immer wieder in meinen Ideen wiederfinden lassen.
Diese beiden Motive – der Schutz unserer Umwelt und unsere Gesellschaftsstruktur – sind die beiden Hauptmotoren meiner Geschichten. Und gerade das erste Motiv lässt sich in der SF nun mal viel besser integrieren als in Fantasygeschichten. Das erklärt nun in Summe, weshalb mich das SF-Genre inzwischen mehr reizt als das Fantasygenre.
Weshalb nun aber Military SF? Eigentlich habe ich diese Frage schon beantwortet, denn was ist spannender, als zu beleuchten, wie ein Individuum sich in den Zwängen einer Gesellschaft zurecht findet, die von den strengen Regeln des Militärs beherrscht wird? Was macht ein Mann wie John Flanagan, ein Rebell, der sich plötzlich anpassen muss, damit er nicht untergeht? Dieses Spiel mit dem Aufbegehren gegen Regeln lässt sich nirgendwo so gut untersuchen wie in der Military SF.
: Dazu muss ich ein wenig ausholen. Was ist eigentlich der Reiz am SF-Genre? Angefangen habe ich ja mit Fantasyromanen, von denen drei übrigens auch nächstes Jahr bei Dotbooks unter meinem bürgerlichen Namen erscheinen werden. Über Star Trek geriet ich an das SF-Genre. Es ist deshalb so faszinierend, weil ich dort als Autor einzelne Facetten unserer Gesellschaft herausgreifen und unter neuen Vorzeichen beleuchten kann.
Eigentlich warte ich die ganze Zeit schon darauf, dass dieser Boom auch auf die Literaturwelt übergreift – und das obwohl die SF-Literatur in Deutschland bisher nur eine Minderheitenlektüre war, insbesondere die Military SF. Möglicherweise hat er nun die Buchwelt endlich erreicht, was mich persönlich sehr freuen würde, denn das Schattendasein, das die deutsche SF-Szene führt, wird ihr nicht gerecht. Deutschland hat einige sehr interessante SF-Autoren, wenn mein Vorbild auch nach wie vor die Amerikanerin C.J.Cherryh ist, die in ihren Büchern ähnlichen Fragen auf die Spur geht wie ich. Deshalb mag ich sie auch so sehr.
Und ja, ich glaube auch fest, dass die Eroberung des Weltraums nur unter Einbeziehung des Militärs stattfinden kann und wird. Schauen wir doch in die menschliche Geschichte, dort wird das immer wieder bestätigt. Jede Eroberung von fremdem Gebiet geht bisher mit militärischer Unterstützung einher. Der Weltraum wird hier keinen Unterschied machen. : Ich kann jetzt natürlich nicht für andere Autoren sprechen, da ich keine Ahnung habe, was deren Beweggründe sind, Military SF zu schreiben. Möglicherweise begegnen wir hier gerade einem Boom dieses Genres, der durch Fernsehserien wie „Falling Skies“ und „Battlestar Galactica“ oder auch die neuen „Star Trek“ Filme eingeläutet wurde. In Film und Fernsehen war dieser Boom schon lange zu beobachten und er hat noch kein Ende gefunden. Es finden immer neue Filme und Serien dieses Genres ihren Weg in unsere Kinos und Wohnzimmer.
Nebenbei ist der Dreiklang auch eine Hommage an mein großes Vorbild C.J.Cherryh. Gott sei Dank ist es nicht Tiptree jr., denn ich würde mich ungern Jr. Nennen. : Das E. in meinem bürgerlichen Namen stammt von meiner Patentante Erna, die mir direkt gegenüber lebt, seitdem wir vor einigen Jahren umgezogen sind. Die E.-s in meinen Pseudonymen dienen nur der Fortführung meiner Initialen meines bürgerlichen Namens – also P.E.J.
: Beides vielleicht ein wenig. Ich selber mag sowohl scharfes Essen als auch Hardrock bis Heavy Metal und ohne zwei Becher am Kaffee pro Tag bin ich ungenießbar. Aber dass meine harten Jungs nicht auf Opern oder Gemüsebrei stehen, sondern auf Chilis und harte Rhythmen ist auch ein Vorurteil, das ich hier ganz klar bediene. Aber ich kann wenigstens sagen, dass ich weiß, wovon ich schreibe.
Auch ich greife sehr gerne auf dieses Konfliktfeld zurück, wobei die Ausprägung der beiden Antipole jeweils recht unterschiedlich ausfällt. Bei den „Space Troopern“ tritt die Liebe ganz klar hinter den Krieg zurück, wobei ich selbst bei den „Space Troopern“ nicht ohne eine zarte Liebesgeschichte auskomme (nämlich zwischen Ophelia und John). In meinem fünfteiligen Military-SF-Epos, das nächstes Jahr bei Gmeiner herauskommen wird, steht dagegen ganz klar die Liebe im Vordergrund, während bei meinem dritten SF-Epos, das 2015 bei p.machinery erscheinen wird, die Antipole gleichstark ausgebildet sind.
Und ab und zu treibt es mich einfach, mal nur über die Liebe zu schreiben. Ohne Liebe geht es nun mal nicht. Dafür bin ich dann wohl zu sehr Frau. : Eine Autorenkollegin prägte vor Jahren den Satz, der Krieg sei der Vater aller Dinge. Meine Antwort darauf war, dass dann die Liebe die Mutter aller Dinge ist. Krieg und Liebe, auf dieses Konfliktfeld stoßen wir immer wieder in der Literatur, selbst in Klassikern wie Dostojewskis „Krieg und Frieden“. Krieg und Liebe sind die Motoren der meisten Geschichten, selbst die Antike bildet da keine Ausnahme, siehe auch die „Elias“, wo ein Verliebter den Krieg um Troja auslöst.
Der erste heißt: üben, üben und noch mal üben. Man darf niemals denken, dass man ausgelernt habe, man muss dazu bereit sein, sich jeden Tag den Herausforderungen des Schreibens neu zu stellen, immer gewillt sein dazuzulernen und auf seine Kritiker hören.
Der zweite Ratschlag lautet, am Ball zu bleiben. Das Schreiben ist ein hartes Geschäft. Wenn man wirklich veröffentlicht werden will, dann darf man niemals erwarten, dass der erste Verlag, den man anschreibt, gleich den Debütroman kauft. Vielleicht hat man den nur geschrieben, um zu lernen. Also niemals aufgeben.
Und der dritte Ratschlag ist fast der Wichtigste: Man muss an sich und das, was man schreibt, glauben. Nur dann kann man authentisch bleiben und nichts ist wichtiger als das. : Ich habe drei Ratschläge.
Leider haben das aber auch Tausende von Möchtergern-Autoren bemerkt und überschwemmen den Büchermarkt mit ihren Machwerken und bringen die Guten, die wirklich etwas taugen, aber vielleicht nicht auf der aktuellen Welle im Literaturmarkt schwimmen, in Verruf. Für den Normalleser wird es in dem Überangebot an Büchern, gerade ausgelöst durch das Self Publishing, nahezu unmöglich, die Spreu vom Weizen zu trennen.
Hier hat die Autorenkollegin Susanne Gerdom eine sehr spannende Initiative ergriffen. Ihr Autorenkollektiv Quindie ist Self Publishing Autoren vorbehalten, die sozusagen einer internen Qualitätsprüfung standhalten müssen. Bücher aus ihrem Autorenkollektiv tragen dadurch eine Art Qualitätssiegel.
Ich selber habe auch schon damit liebäugelt. Da ich aber ein absolut geschäftsuntüchtiger Mensch bin, bin ich heilfroh, dass ich viele meiner Werke nun doch bei Verlagen unterbringen konnte. Nicht, dass ich nicht rechnen könnte, aber ich bin schlicht zu blauäugig für das Marketing. Bestes Beispiel:
Ich mache in Augsburg mit meinen Bekannten von den 42erAutoren bei einer Lesung mit. Mein Beitrag ist ein Auszug aus einer SF-Kurzgeschichte von mir, die in der Anthologie „Roboterliebe“ beim Saphir im Stahl Verlag herausgekommen ist. Als wir gemeinsam die Lesung in der Kneipe vorbereiten, fragt mich Karen, wo denn meine Bücher seine, damit wir sie zum Verkauf anbieten können. Nunja, was soll ich sagen? Dass ich die Anthologie mitbringen könnte, um ein paar Exemplare bei der Lesung zu verkaufen, daran hatte ich gar nicht gedacht. Und tatsächlich kamen wenigstens drei Leute nach der Lesung direkt auf mich zu und haben mich nach der Bezugsquelle gefragt.
Ich glaube, diese Anekdote belegt recht deutlich, dass ich mich und meine Bücher besser nicht selbst vermarkte, sondern das besser den Profis überlasse. : Früher war Self Publishing ja ein absolutes Don´t. Das hat sich derweil geändert, Gott sei Dank finde ich. Self Publishing ist nicht mehr anrüchig und das ist auch gut so, denn aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, ein Buch selber herauszubringen.
Der Wille ist da, auf jeden Fall. „Alessan“ soll ein schönes Ende finden. Aber wann genau ich dazu komme, diese Frage kann ich im Moment leider nicht beantworten. Im Moment wüsste ich nicht einmal, wann ich sechs weitere Folgen für die „Space Troopers“ schreiben soll. Aber ich lebe nach dem Motto, kommt Zeit, kommt Rat und wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Seien wir geduldig, die passende Zeit dafür wird kommen. Da bin ich mir sicher. : Im Moment habe ich noch einen Abgabetermin für einen Roman in 2014 und drei Abgabetermine in 2015. Nebenbei muss ich auch weiterhin meine Naturschutzgebiete betreuen, denn vom Schreiben kann ich leider (noch) nicht leben. Mann und Sohn verlangen auch ihr Recht, ebenso Haushalt und Garten und nicht zu vergessen meine zwei Katzen und unser vereinsamter Zebrafink. Daneben meine sporadischen Pen&Paper-Rollenspielrunden und meine Ausflüge in diverse LARP-Universen lassen mir wenig Freiraum.
: Da bin ich ausgesprochen zuversichtlich. Gerade gestern hat mich eine Mail meiner Agentin Conny Heindl erreicht. Gmeiner will jetzt schon, also vor Erscheinen des ersten Bandes, den zweiten Band meines SiFi-Fünfteilers kaufen. Also wenn das kein Grund ist, zuversichtlich zu sein, dann weiß ich keinen.