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... Heinz Mohlberg übers Bearbeiten, Buchhandel, Hefte und Zeitkugel in Vergangenheit und Zukunft

Heinz Mohlberg ... Heinz Mohlberg ...
... übers Bearbeiten, Buchhandel, Hefte und Zeitkugel in Vergangenheit und Zukunft
Heinz Mohlberg ist für SF-Fans ein bekannter Name. Er steht vor allem für den seit Januar 2000 bestehenden Mohlberg-Verlag. Aber schon in den siebziger Jahren war er ein bekannter SF-Leser und Versandhändler. Er war z.B. Mitherausgeber des Fanzines SF-Baustelle und zeitweise Bearbeiter bei der Ren Dhark-Buchausgabe. Der Mohlberg-Verlag profilierte sich zunächst mit RD Projekt 99 und der Kurt-Brand-Edition. Inzwischen erscheinen dort Neuauflagen fast aller alten deutschen SF-Heftromanserien. Dazu gehören Rex Corda, Ad Astra und  Mark Powers. Neueste Projekte sind "Die Terranauten" und die Buchausgabe von "Sternenfaust".  

Seit 2004 erscheint im Mohlberg-Verlag die Neuauflage von Erde 2000 und seit 2005 die Neuauflage von Zeitkugel, zwei Heftserien des Marken-Verlags aus den siebziger Jahren, die vor allem von Horst Hübner geschrieben und geprägt worden sind. Zur Zeitkugel erscheint momentan eine kleine Artikelserie im Zauberspiegel, die sich auch mit der Neuausgabe befasst. Was lag da näher als einmal beim Verlag nachzufragen. Heinz Mohlberg ist so freundlich und beantwortet einige Fragen dazu:

Zauberspiegel: Gibt es einen persönlichen Bezug zur Zeitkugel? Hast Du die Serie selbst gelesen?
Heinz Mohlberg: Ich habe die Serie damals gerne gelesen, fand aber die Titelbilder eigentlich immer unsäglich. Auf irgend einem Weg bin ich auch in Kontakt mit Horst Hübner gekommen; wir haben uns mehrere Male bei mir getroffen und stundenlang über die Serien(und auch seine anderen Romane) diskutiert. Ich weiß noch, dass zur Zeit von Erde 2000 von mir Kontakt zu K.U. Burgdorf hergestellt wurde, der gerne in die Serie einsteigen wollte, auch wollte ich ihm als Zeichner Mali & Werner (auf Empfehlung eines Freundes) vorschlagen.Dies kam aber wegen Einstellung der Serie nicht über die Überlegungsphase hinaus; K.U. Burgdorf schrieb auch nur einen Band- Andreas Brandhorst und ich selber keinen wegen Einstellung der Serie.

Zauberspiegel: Gab es auch vor oder bei der Neuauflage der Serien Kontakt zu Horst Hübner?
Heinz Mohlberg: Zum Beginn der Neuauflage und zwischendurch gab es immer mal wieder telefonischen Kontakt - persönlich sind wir uns leider nicht mehr begegnet. Hübner freute sich jedenfalls wie ein Schneekönig über die Neuauflage.
 
Zauberspiegel: Was hat für Dich das Besondere der Zeitkugel ausgemacht?
Heinz Mohlberg: Es war einfach mal etwas Anderes; Geschichtsthemen verbunden mit SF hat mich schon gereizt - zumal ich ein Faible für Parallelweltgeschichten habe.

Zauberspiegel: Wie kam es zur Entscheidung, Erde 2000 im Mohlberg-Verlag neu herauszubringen?
Heinz Mohlberg: Ich glaube, Dirk hatte mir von einem seiner heimlichen Gelüste erzählt (Erde2000); irgendwie kamen wir dann darauf, die Serie zu bringen - ich wollte aber zuerst einen richtigen Startroman mit der Entwicklung der Zeitkugel.

Zauberspiegel: Weshalb habt Ihr Euch nicht gleich dazu entschlossen, sowohl Erde 2000 als auch Zeitkugel ins Programm zu nehmen?
Heinz Mohlberg: Die Leser >schrien< danach. Entgegen meiner Erwartung gab es sehr viele Interessenten gerade für ZK.
 
Zauberspiegel: Es gibt bei der Neuauflage ja keine Leserbriefseite. Gibt es trotzdem viele Rückmeldungen? Und wenn ja, was bewegt die Leser?
Heinz Mohlberg: Leserbriefe wie früher kommen kaum noch, eher Emails oder persönliche Nachfragen. Es war so, dass nach dem Start von Erde 2000 auf einmal eher viele Leute nach ZK fragten. Natürlich gab es die Puristen, die die Romane genau in der Reihenfolge wollten und auch die unsäglichen SF-Romane aus der Serie. Aber die Ausgaben werden NICHT in erster Linie für Heftchenleser verlegt, sondern das Hauptaugenmerk liegt auf der Vermarktung für den >normalen< Buchmarkt.
 
Zauberspiegel: Stand jemals zur Debatte, die Serie wieder in Heftform aufzulegen? Ihr habt so etwas ja mal mit Ren Dhark gemacht?
Heinz Mohlberg: Nein, das Thema Hefte war zu diesem Zeitpunkt >durch<; ich wollte auf jeden Fall damit in den Buchhandel und auch längerfristig Präsenz am Markt haben - mit Heften klappt das kaum (Ren Dhark war die Ausnahme; dieses Projekt ist wohl das erfolgreichste Kleinprojekt, welches es je gegeben hat. Wenn es nach mir gegangen wäre, würde die Serie noch heute erscheinen - Potential und Nachfrage genug war da).

Zauberspiegel: War Dirk van den Boom wirklich glücklich mit der Arbeit an Erde 2000? Er ist ja doch ansonsten eher im Military-Bereich zuhause. Und bei Zeitkugel/Erde 2000 galt in der Ära Hübner: "Von Gewalt hielt Lintberg im Allgemeinen nichts. Jedoch sah er ein, dass sie hin und wieder vonnöten war".
Heinz Mohlberg: Dirk hat mit viel Engagement den Startroman verfasst und auch die Nachfolgebände machten ihm Spaß; aber irgendwann musste er sich zwischen Erde und Rex Corda entscheiden...

Zauberspiegel: Welchen Einfluss hatte der Herausgeber auf das Konzept von Erde 2000? (Van den Boom war ja lediglich Bearbeiter)
Heinz Mohlberg: Die jeweiligen Redakteure haben die größtmögliche Freiheit bei den Serien; natürlich habe ich auch Vorstellungen und diskutiere oft mit ihnen. Wichtig ist aber, dass die ursprüngliche Serie in der Neufassung wieder zu erkennen ist; schließlich wollen wir die Leser ja nicht abschrecken.

Zauberspiegel: Wie ist die Aufgabenverteilung jetzt? Was liegt beim Mohlberg-Verlag und welche Entscheidungen treffen Udo Mörsch und Jörg Bielefeld?
Heinz Mohlberg: Die beiden teilen/teilten sich die Arbeit (Jörg Bielefeld ist aus privaten Gründen erst einmal aus beiden Serien ausgestiegen). Ich habe relativ lockere Vorgaben gemacht; gerade bei ZK musste ich etwas umlenken, nicht alle Themen sind verkaufsträchtig genug (leider).

Zauberspiegel: Welche Themen fallen für Dich darunter?
Heinz Mohlberg: Romane, so schön und toll sie sind, sind aber auch immer darauf angewiesen, dass sie ein breites Leserinteresse wecken. Z.B. bilblische Themen und Asien sind leider nicht besonders gefragt.
 
Zauberspiegel: Welches Konzept steckt hinter der jetzigen Form der Zeitkugel-Neuauflage?
Heinz Mohlberg: Zeitkugel soll sowohl die SF-Fans wie auch die geschichtsorientierten Leser ansprechen; wir haben viel Arbeit darin investiert, den gesamten Hintergrund der Serie glaubwürdiger zu gestalten (in den Altheften war es manchmal schon arg peinlich zu lesen, wie die Crew agierte bzw. geschildert wurde). Und wir ruhen uns nicht aus; Verbesserungen gibt es permanent... Und es sind auch eine Menge neue Romane mit interessanten Themen geplant.
 
Zauberspiegel: Glaubwürdiger Hintergrund?
Heinz Mohlberg: Das Handeln der Protagonisten soll glaubwürdiger sein; früher sprangen sie in ihren albernen Silberanzügen durch alle Zeitepochen und fielen nie auf. Keine Frisuren und Kleidung etc.. Wir haben uns bemüht, einen besseren Hintergrund zu schaffen - ich glaube, dies ist auch gelungen. Da die Zielgruppe vermehrt der Buchhandel ist, können und wollen wir nicht schnell produzierte >Wegwerfware< auf den Markt bringen, in den Altheften ging es häufig einfach zu kindisch ab - die Zielgruppe war ja auch deutlich jünger.
 
Zauberspiegel: Wieweit wird dies gehen? Wird dadurch nicht der Wiedererkennungswert der Serie berührt?
Heinz Mohlberg: Wieweit? Die Serie wird sich weiter entwickeln - Stillstand ist Rückschritt. Die meisten Altleser haben sowieso eher fragmentarische Erinnerungen an die Romane.
 
Zauberspiegel: Auf welche Themen dürfen wir uns freuen? Wird es beispielsweise analog zur Ägypten-Trilogie eine Rom-Trilogie oder eine Griechenland-Trilogie geben?
Heinz Mohlberg: Ägypten, Seefahrt, Antike und Mittelalter sind die >Renner<, da gibt es genügend Leser.
Udo arbeitet momentan an einem Rittermehrteiler - aber es dauert noch etwas.
 
Zauberspiegel: Gab es jemals Alternativen dazu? Etwa beide Serien im sinne des ursprünglichen Konzepts mit Reisen in die Zukunft und in die Vergangenheit zusammenzuführen?
Heinz Mohlberg: Nein, dies war nie geplant.
Zwar gibt es in den Serien immer wieder Querverweise auf die jeweilige >Schwesterserie<, mehr aber auch nicht.


Zauberspiegel: Die ZK-Heftserie hatte auch viele weibliche Leser, die sonst nichts mit SF am Hut hatten. Gab es jetzt Versuche, diese Gruppe gezielt anzusprechen?
Heinz Mohlberg: Darüber haben wir uns -ehrlich gesagt- keinerlei Gedanken gemacht. Heute leist in diesem Metier Mann/Frau oder Frau/Mann mehr oder weniger alles...

Zauberspiegel: Wie wird es mit der Zeitkugel und Erde 2000 weitergehen? Wie sehen die derzeitigen Planungen aus?
Heinz Mohlberg: Wie schon erwähnt, wird Jörg (erst einmal) aus dem Team ausscheiden. Erde 2000 steht am Scheideweg; die Verkaufszahlen sind stark rückläufig- Udo hat keine Zeit für eine dritte Serie (er betreut ja auch noch Ad Astra und schreibt neue Romane für Zeitkugel).
Ich denke, dass entweder mit dem vorliegenden Band 16 die Serie eingestellt wird oder höchstens noch ein Abschlussband erscheinen wird, wenn sich kein neuer Redakteur finden lässt.
Aber da es im Verlag sowieso in absehbarer Zeit Umstrukturierungen in der Ausrichtung geben wird, ist dies vielleicht gar nicht einmal so schlecht. Man sollte etwas so lange machen, wie es noch Spaß macht und auch Erfolg hat - Ballast muss man irgendwann (auch wenn nicht gerne) loswerden.
 
Zauberspiegel: Zur Zeit wirbt der Mohlberg-Verlag zurecht mit "Das Nostalgie-Programm Deutschlands". Bedeutet diese Umstrukturierung, dass sich daran etwas ändert? Wenn ja, wohin wird die Reise gehen? Stehen weitere Serien auf der Kippe?
Heinz Mohlberg: Nein das Nostalgieprogramm bleibt bestimmt erhalten. Aber momentan aktivieren wir vermehrt Kontakte zur Comicszene (siehe auch das Angebot zu nostalgischen Comics auf den Webseiten). Der SF-Markt schrumpft ständig immer mehr; der Antiquariatsbereich ist mittlerweile fast >tot<. Die Zahl der Leser nimmt ab, die Leute haben ihr Programm komplett und auch weniger Geld zur Verfügung. 
Dazu kommt, dass im Phantastikbereich teilweise eine ausgeprägte Jammerkultur herrscht, die dazu führt, dass man immer alles möglichst billig haben will. Beispiel: Die Terranauten - viele wollen die Bücher haben, aber o weh, sie sind ihnen zu teuer:>da hole ich lieber meine alten Hefte aus dem Keller< lese ich immer wieder. Das alles seinen Preis hat, kapieren diese Leute leider nicht - NICHTS ist umsonst, weder Drucker, Bearbeiter, etc..
Leider führt diese Mentalität dazu, dass wir in absehbarer Zeit die eine oder andere Reihe einstellen werden. (Zunächst hat es ERDE 2000 getroffen, Utopische Welten ist in Gefahr); einige andere Sachen sind leider nicht über die Planungsphase oder bis zur Drucklegungsphase gekommen (Rolf Torring, Schmökerecke).
 
Zauberspiegel: Ich bedanke mich für das Interview.

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