... Susan Schwartz aka Uschi Zietsch über Perry Rhodan »Olymp« und wer jetzt Blumen gießt
... Susan Schwartz aka Uschi Zietsch ...
... über Perry Rhodan »Olymp« und wer Blumen gießt
: Uschi passt
: Wie es dazu kam ist kein Geheimnis mehr – der Chefredakteur hat es selbst ausgeplaudert. Wir standen in Mailkontakt wegen meines zweiten Bandes zu „Terminus“, und Klaus N. Frick machte eine unbedachte Bemerkung: „Ich sehe schon, wir müssen doch mal eine Miniserie Olymp machen“. Was bei mir einen Begeisterungsschrei auslöste und ich rief per Mail lautstark „JA“ mit ganz vielen Ausrufungszeichen, „wann, wo, wie viele Romane darf ich schrieben?“ Daraufhin wollte er mich einbremsen: „Langsam, das war einfach mal nur so dahingesagt, jetzt müssen wir erst mal Terminus rumbringen“ und ich: „Mir doch egal – wann geht’s los??“ Nun, das gab wohl den Anstoß, wobei ich tatsächlich nicht damit rechnete, dass so schnell tatsächlich etwas daraus würde. Als ich wenige Wochen später die nächste Mail erhielt, war ich total belämmert. Klaus schrieb, er habe ein kurzes Konzept zusammengestellt, um es der Geschäftsleitung vorzulegen, was ich davon halten würde. Da begriff ich es erst: Ich sollte nicht einfach mitschreiben, sondern STEUERN! Ich war außer mir. Mit allem hätte ich gerechnet, aber nicht damit. Kurze Zeit darauf ging es dann schon los …
: Begonnen habe ich im Juni, mit dem ersten Sammeln von Daten und Überlegungen. Im Juli haben wir uns zum ersten Mal dazu getroffen (nein – eigentlich ging es um einige andere Besprechungspunkte, doch dann kam es zum Thema „Olymp“) und ein erstes kleines Brainstorming unternommen. Erst in diesem Moment wurde mir so richtig bewusst, dass ich WIRKLICH meine eigene kleine PERRY RHODAN-Miniserie machen durfte. Bis dahin war ich noch auf dem Trip gewesen „wird ja eh nix“. Aber die Geschäftsleitung gab tatsächlich grünes Licht, auch weil „Terminus“ wirklich gut lief. Im August trafen wir uns dann zur konkreten Besprechung, mit Sabine Kropp, die als leitende Redakteurin die Serie betreuen sollte. Wir sprachen weniger über Inhaltliches, sondern vorwiegend über den technischen Ablauf, die möglichen Autoren, die an Bord geholt werden sollten, die Termine und so weiter. Das Inhaltliche legte grobe Eckpunkte fest, wer die Hauptpersonen sein sollten und wann die Serie spielen sollte. Unmittelbar danach begannen die konkreten Vorarbeiten mit den Datenblättern und ich habe die Wunsch-Autoren angemailt.
: Nichts. Ich bin genauso vorgegangen wie bei den anderen Serien: Zunächst ein grober Handlungsbogen, die Festlegung des Wo und Wann, und dann habe ich auch schon damit begonnen, zu recherchieren und die Datenblätter zusammenzustellen. Sobald ich mit dem Setting zufrieden war, die Hintergründe passend waren, die Personen festgelegt hatte und das Geheimnis geklärt war, ging es mit den Exposés los. Die Zeit drängte ja, denn der Start sollte bereits im Januar 2018 erfolgen – und wir hatten schon September. Zu diesem Zeitpunkt, am Tag des Erscheinens von Band 1, werkle ich gerade an den letzten Exposés.
: Richtig, der zentrale Punkt ist die Freihändlerwelt Olymp, wobei der gesamte Olymp-Komplex eine Rolle spielt. Denn die Museumswelt Shoraz befindet sich ebenso darin wie das geheimnisvolle Aduransystem, mit dem es eine ganz besondere (und schreckliche) Bewandtnis hat. Da wir uns im Jahr 1550 NGZ befinden, spielt das Abenteuer kurz vor Band 2900 der Erstauflage. Seit über zwei Jahrzehnten wird das kleine Sternenreich von einem selbstherrlichen Kaiser regiert – und nicht zum Besten. Er führt die Freihändler an den Rand eines Konfliktes, der in einen Krieg münden könnte. Dass Perry Rhodan in dieses Vorhaben platzt, war natürlich nicht geplant. Perry befindet sich nämlich auf Rettungsmission, denn seine Frau Sichu Dorksteiger ist nach dem Fund eines uralten Artefaktes auf Shoraz sozusagen während eines Anrufes verschollen – der Kontakt reißt plötzlich ab und eine Explosion ist zu hören.
: Die Freiheiten sind groß, ich hatte völlig freie Gestaltung. Natürlich stehe ich im stetigen Austausch mit Klaus, er bringt auch seine Ideen ein, aber grundsätzlich kann ich machen, was ich will. Das Feedback von Klaus hilft mir dabei sehr, damit ich mich nicht etwa verrenne oder etwas übersehe. Ich bekomme jede Unterstützung, die ich brauche.
Einschränkungen gibt es immer, das war bei „Terminus“ auch nicht anders. Da musste ich allein beim Schreiben viel mehr beachten. Insofern tue ich mir durch die zeitliche Nähe zur Erstauflage sogar leichter, es gibt weniger Dinge, die ich beachten muss. Ich gerate nicht in einen Widerspruch durch etwas, was beispielsweise bei einer Vergangenheitshandlung wie „Terminus“ später in der Serie vielleicht doch thematisiert wurde. Bei „Olymp“ befinde ich mich in einer kleinen Zeitblase des Müßiggangs unserer Helden. Ich habe natürlich mit Christoph Dittert abgesprochen, was ich machen kann, ohne versehentlich doch in die Erstauflage reinzugrätschen. Das betrifft vor allem die Personen, die bei „Olymp“ eine Rolle spielen und in der Erstauflage vorkommen.
: Gleichbedeutend mit „aktuell“ und „neu“ und nicht „aufgewärmt, was schon mal da war“.
: Schwierig. Band 1 ist eine sehr heikle Sache. Man muss für alle Leser schreiben, darf nicht zu kompliziert sein, schon gar nicht verschwurbelt, spannend muss es sein, mit Hintergrund und doch keiner Informationsflut … eine richtige Gratwanderung. Frisch drauflos ging nicht. Allein den Anfang – Prolog und 1. Kapitel – habe ich sechsmal umgeschrieben, und nach dem Feedback der Redaktion noch dreimal, bis wir endlich alle zufrieden waren und sagten: „Jetzt sitzt es.“ Ich habe Blut und Wasser geschwitzt und stand mir selbst im Weg. Nach dem schwierigen Anfang ging es dann aber großteils ziemlich gut weiter.
: Du fasst es sehr gut zusammen – genau das ist es, was man beachten muss. Was nicht rein darf, was auf jeden Fall rein muss, und das wohl abgewogen. Es ist wirklich kompliziert. Ich habe von der Redaktion ein DIN A 3-Sheet bekommen, aufgeteilt in die Romane, welche Figur wo ist, und so weiter. Die Felder habe ich mit Beginn weitgehend ausgefüllt, damit ich ungefähr eine Linie hatte. Daraus habe ich mir ein Gesamtkonzept erstellt. Und seither arbeite ich mit Notizen, um in einer losen Sammlung Ideen aufzuschreiben und dann einem Roman zuzuordnen. Manches wird dann umgesetzt, manches nicht, weil ich mir im Verlauf auch die fertigen Romane anschaue und manches von dort übernehme. Das geht aber nur in begrenztem Maße, weil die Exposés viel früher fertig sein müssen. Allerdings können wir dann im Lektorat noch den letzten Schliff geben, Lektor Dieter Schmidt und ich arbeiten intensiv zusammen.
: Oh ja, die gibt es ab und zu. Trotz der intensiven Vorbereitung kommen im Lauf der Handlung andere Ideen und damit erforderliche Daten dazu. Ich hatte aktuell für Band 9 eine Idee, die aber übergreifend auf die Erstauflage ist. Also habe ich die Expokraten angemailt, ob das so geht und ich das darf. Es kam zurück: Klar, gern. Ich also schon hurra! Jaaaa und dann kam noch eine Mail mit einem Datenblatt, das mir meine Idee und was ich damit beabsichtigt hatte, erst mal zerschossen hat. Da musste ich mir eine Variante ausdenken, die nicht kollidierte und trotzdem noch die Information beinhaltete, die ich verflixt nochmal haben wollte. So etwas kostet zusätzliche Stunden, die man eigentlich nicht hat ...
: Arndt Drechsler war mein Wunschillustrator, aber weiter bin ich nicht involviert. Ich sehe die Cover auch erst, wenn die Redaktion sie öffentlich macht. Manche behaupten ja, es hinge mit meiner Haarfarbe zusammen.
: Ich will nicht spoilern, auch wenn in Band 1 schon einiges klar wird, deshalb nur ein paar kurze Stichpunkte. Es wird einen Aufstand in Trade City geben, es wird ein Rededuell zwischen Sichu Dorksteiger und der obersten Bösewichtin Onara Gholad geben. Ein Patt zwischen Schiffen. Perry geht verloren. Der Kaiser wird entführt. Ein Direktor züchtet Bonsais (um auf die bedrohten Zimmerpflanzen zu kommen). Was hat es mit dieser verflixten Box auf sich? Und wer ist dieser Ypheris Bogyr, der als mutmaßlicher Mörder und terranischer Geheimdienstler gesucht wird?
: Ich achte nicht auf den Humor. Ich bin ein fröhlicher Mensch und lache gern, doch beim Schreiben mache ich mir darüber keine Gedanken. Das ergibt sich einfach aus der Situation und ist mir selbst meist gar nicht bewusst. Bei den Topfpflanzen natürlich schon, das hat aber den faktischen Hintergrund, dass die Menschen in solchen Situationen tatsächlich an so unsinnige Sachen denken. Ein spontaner Einfall, als ich mich in die Situation einfühlte. Ich erinnerte mich dabei an diverse Erzählungen Bekannter und einen eigenen Unfall.
Da jeder Autor anders schreibt, kann man das nicht durchgehend festlegen. Es ergibt sich oder nicht. Die Szene muss das hergeben.
: Sehr gern.