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... Ulf Schiewe über »Der Bastard von Tolosa«, seine »Montalban-Saga« und die»Normannen«

Ulf Schiewe... Ulf Schiewe ...
... über »Der Bastard von Tolosa«, seine »Montalban-Saga« und die »Normannen«

Durch seine historischen Romane stieß ich dann auch auf die Internet-Seite von Ulf Schiewe.

Daraufhin nahm ich Kontakt zu dem Autor auf, aus dem ein netter Email-Verkehr mit Herrn Schiewe und  das nun folgendes Interview entstand.

Ulf SchieweZauberspiegel: Herr Schiewe, können Sie den Lesern des Zauberspiegels kurz etwas über Ihre Person erzählen?
Ulf Schiewe: Ich bin im Weserbergland geboren, in Münster aufgewachsen und bin nach dem Gymnasium zur Informatik gekommen, als die noch ziemlich in den Anfängen steckte.
Ich war Software-Entwickler, später Marketing-Manager und Geschäftsführer für europäische Niederlassungen amerikanischer Softwarefirmen und bin international sehr viel herumgekommen.

Zauberspiegel: 2009 gaben Sie mit dem Buch "Der Bastard von Tolosa" ihr Roman-Debüt. Wie kam es dazu?
Ulf Schiewe: Ich war schon immer eine unverbesserliche Leseratte und hatte mit 56 plötzlich die Idee zu schreiben.
Ich hatte über den Ersten Kreuzzug gelesen, ein faszinierendes Thema, und wollte einen Roman über diese Zeit schreiben.

Ulf SchieweZauberspiegel: Worum geht es in dem historischen Roman?
Ulf Schiewe: Meine Idee war, nicht den Kreuzzug an sich zu erzählen, sondern über einen, vom Krieg gezeichneten Heimkehrer zu schreiben, der sich nach 14 Jahren Krieg, auf seiner Burg in der Heimat zur Ruhe setzen will, und natürlich alles anders vorfindet, als er sich das vorgestellt hatte, angefangen von seiner sitzengelassenen Ehefrau, die gar nichts von ihm wissen will, bis hin zu mörderischen Intrigen und Kämpfen um sein Erbe.

Zauberspiegel: Wie lange haben Sie an Ihrem Debüt-Roman geschrieben, der mit fast 900 Seiten sehr umfangreich geworden ist?
Ulf Schiewe: Ich habe vier Jahre daran gearbeitet, zumal ich ja noch voll berufstätig war. Der Roman ist umfangreich geworden, einmal weil er voller Abenteuer und unerwarteten Wendungen steckt, aber auch, weil er ein getreues Sittenbild der Zeit zeichnet.
Ich habe sehr intensiv recherchiert. Wer sich für das Hochmittelalter interessiert, wird hier sehr bereichert werden.

Zauberspiegel: 2011 erschien mit "Die Comtessa" Ihr zweiter Roman, indem mit Arnaut Montalban, dem Enkel von Jaufré, ein weiteres Mitglied der Familie Montalban die Hauptrolle spielt. Ist der Roman eine Art Fortsetzung von "Der Bastard von Tolosa"?
Ulf Schiewe: Nein, eigentlich nicht. Der Roman steht für sich alleine, auch wenn weiter von der Familie Montalban die Rede ist und auch Jaufré kurz darin vorkommt.
Das Buch handelt von einer wahren Begebenheit, der versuchten Zwangsverheiratung der jungen Gräfin von Narbonne mit einem mächtigen Fürsten, die mit Hilfe von Arnaut vor der Hochzeit flüchtet, unterwegs ein Heer sammelt und mit Unterstützung des Grafen von Barcelona ihr Narbonne zurückerobert. Natürlich verliebt sie sich dabei in Arnaut, dem wackeren Kämpfer an ihrer Seite.

Zauberspiegel: Wie viele Jahre nach "Der Bastard von Tolosa" spielt denn die Handlung von "Die Comtessa"?
Ulf Schiewe: „Die Comtessa“ spielt 1142, während die Rahmenhandlung des „Bastard von Tolosa“ 1132 endet. Die eigentliche Geschichte des ersten Bandes spielt allerdings im Jahre 1110.

Zauberspiegel: Neben Arnaut ist Ermengarda die zweite Hauptperson des Romans. Wie würden Sie Arnaut und Ermengarda beschreiben? Was sind die beiden für Menschen?
Ulf Schiewe: Ermengarda ist trotz ihrer zarten Jugend eine ziemlich starke und entschlossene Frau. Natürlich sind ihre Möglichkeiten als Frau beschränkt, aber sie hat tatkräftige Unterstützer, allen voran der junge Arnaut, der bei seinem Großvater Jaufré aufgewachsen ist. Er ist ein ehrlicher, bescheidener Mann, aber ein guter Anführer.

Ulf SchieweZauberspiegel: Mit dem "Die Hure Babylon" wurde die Montalban-Trilogie 2012 von Ihnen abgeschlossen, in dem wiederum Arnaut und Ermengarda die Protagonisten sind. Wie geht die Geschichte der beiden Liebenden weiter?
Ulf Schiewe: Dieser Roman ist eine Fortsetzung, obwohl er auch eine in sich eine abgeschlossene Geschichte darstellt. Zunächst erfahren wir, wie es mit der Liebe zwischen Ermengarda und Arnaut weitergeht.
Aber schon im ersten Satz wird man eigentlich mit dem Hauptthema konfrontiert, denn Ermengarda muss zu ihrem Leid erleben, wie man Arnaut dazu überredet, sich auf den zweiten Kreuzzug zu begeben. Für sie ein Todesurteil, denn sie ist überzeugt, sie sieht ihn nie wieder.

Zauberspiegel: Auf was soll der Titel des Buches hinweisen?
Ulf Schiewe: Dieser zweite Kreuzzug endet unter großen Verlusten im Desaster. Eigentlich wollte nach dem ersten Kreuzzug niemand erneut ins Heilige Land ziehen.
Nur dem Ehrgeiz der Kirche und den Hetzpredigten des Heiligen Bernhards ist es zu verdanken, dass zwei Könige, Konrad und Louis, sich überreden ließen, das Wagnis zu unternehmen.
In der Johannes-Offenbarung ist von der Hure Babylon die Rede, gemeint ist das antike Rom, die sündige Verführerin der Welt. Ich habe hier den Begriff verwendet, um damit das Rom der katholischen Kirche zu bezeichnen, die die Menschen in diesen sinnlosen Krieg treibt.

Ulf SchieweZauberspiegel: 2012 erschien mit "Das Schwert des Normannen" der erste Band Ihres Normannen-Mehrteilers. Worum es geht in dem Roman?
Ulf Schiewe: An deutschen Schulen wird wenig über italienische Geschichte gelehrt. Kein Wunder also, dass kaum jemand weiß, dass im 11. Jahrhundert normannische Raubritter, die als Söldner nach Süditalien kamen, sich unter Führung der Brüder Hauteville organisieren und im Laufe der Jahre ganz Süditalien und Sizilien erobern konnten.
Dieser normannische Staat wurde zu einem der bedeutendsten Königreiche Europas und ich erzähle die frühe Geschichte seiner Entstehung.

Zauberspiegel: Gilbert (der eigentlich Brynjarr heißt) wird von der normannischen Familie Hauteville in Frankreich aufgezogen.
Vorher wurde er aber von einem Mitglied der Familie Hauteville aus einem Dorf geraubt, wobei seine Mutter ums Leben kam. Verbirgt sich hinter der Herkunft von Gilbert ein Geheimnis?
Ulf Schiewe: Ja, aber das werde ich hier natürlich nicht verraten. In Band 3 wird es gelüftet. Und in Band 2 meiner Wikinger-Trilogie wird auch davon erzählt. Der junge Gilbert ist der Ich-Erzähler dieser Serie.
Er ist eigentlich das Kind eines Wikingers, wird von den Normannen geraubt und wächst als Schweinhirt bei den Hautevilles in Frankreich auf, steigt aber im Laufe der Geschichte zur rechten Hand des späteren Herzogs von Apulien auf, dem großen Normannen Robert Guiscard de Hauteville. Er erlebt alles mit und hat in entscheidenden Momenten oft selbst die Hand im Spiel.

Zauberspiegel: Der Roman "Das Schwert des Normannen" endet im Jahr 1053 mit der Schlacht von Civitate. Was hat es mit dieser Schlacht auf sich?
Ulf Schiewe: Die normannischen Raubritter hatten ziemlich gehaust in Süditalien. Sie haben nicht nur geraubt und geplündert, sondern sich auch Land angeeignet, Burgen gebaut.
Täglich gelangten Klagen an die Ohren des Papstes, bis der genug hatte und mit einem großen Heer gegen diese Satansbrut ins Feld gezogen ist, um sie ein für alle Mal zu vertreiben. Es kam zur alles entscheidenden Schlacht bei Civitate.

Zauberspiegel: Als Protagonistin im Roman agiert Gerlaine, die auch in den drei Fortsetzungen eine wichtige Rolle spielt. Wer ist Gerlaine?
Ulf Schiewe: Gerlaine ist die eigensinnige Tochter eine griesgrämigen Schmieds im Dorf der Hautevilles in der Normandie. Sie verliebt sich in Gilbert.
Und als Robert Guiscard vor den Kriegern des Herzogs flüchten muss und Gilbert mit auf die Reise nach Süden nimmt, schließt sie sich dem kleinen Häuflein normannischer Krieger an, die nach Italien ziehen, um dort ein Söldnerleben zu führen. Gerlaine ist Gilberts große Liebe, die aber durch einige Feuer gehen muss.

Ulf SchieweZauberspiegel: Nach den beiden Büchern "Die Rache des Normannen" (2014) und "Der Schwur des Normannen" wurde der Normannen-Vierteiler 2016 mit dem Roman "Der Sturm der Normannen" von Ihnen abgeschlossen.
Wie nah sind die Abenteuer von Gilbert und Gerlaine sowie von den Mitgliedern der Familie Hauteville an den wahren geschichtlichen Ereignissen, insbesondere in Sizilien, angelehnt?
Ulf Schiewe: Jeder der vier Romane ist eine eigenständige Episode, aber zusammengenommen erzählen sie die Entstehung des Reichs der Normannen in Italien und die Lebensgeschichte der daran beteiligten Protagonisten.
Alle wichtigen Figuren, mit Ausnahme von Gilbert und Gerlaine, sind historisch belegt genauso wie alle wichtigen Ereignisse. Sogar einige kleinere Abenteuer der Normannen finden sich in den alten Chroniken.
Auch Teil 3, der in Sizilien spielt basiert auf der Tatsache, dass Roberts Bruder, Roger, mit 60 Mann eine frühe, militärische Expedition nach Sizilien unternahm und einem der dortigen Berberfürsten half, dessen Feinde zu schlagen.
Diese Expedition hat wahrscheinlich den Appetit der Normannen auf das arabisch besetzte Sizilien geweckt.

Zauberspiegel: Ist also Ihre Normannen-Vierteiler eine 'Beschreibung' der Geschichte der Familie Hauteville sowie der Eroberung Siziliens durch die Normannen?
Ulf Schiewe: So ist es. Natürlich sind dies keine Sachbücher, sondern hier wird Geschichte in Form von spannenden Abenteuern vermittelt.
Ich hatte noch zwei weitere Episoden geplant, aber der Verlag hat leider nicht mitgespielt, so dass ich die eigentliche Eroberung Siziliens nicht mehr erzählen konnte.
Teil 4 endet mit der Versöhnung mit dem Papst und der Verleihung der offiziellen Herzogwürde für Robert Guiscard als Herrscher über Süditalien.

Zauberspiegel: Wird es irgendwann weitere Normannen-Romane aus Ihrer Feder geben, da unter anderem auch die Geschichte von Gilbert und Gerlaine noch nicht auserzählt ist?
Ulf Schiewe: Ich würde es mir wünschen. Im Moment sieht es aber nicht danach aus.

Teil 2 des Interviews folgt am 6. Januar 2019!


Die Romane von Ulf Schiewe

Montalban
2009: Der Bastard von Tolosa
2011: Die Comtessa
2012: Die Hure Babylon

Die Normannen
2013: Das Schwert des Normannen
2014: Die Rache des Normannen
2015: Der Schwur des Normannen
2016: Der Sturm der Normannen

Herrscher des Nordens
2017: Thors Hammer
2017: Odins Blutraben
2018: Die letzte Schlacht

Sonstige Bücher
2016: Bucht der Schmuggler (2015 als eSerie unter "Gold des Südens" erschienen)
2018: Land im Sturm

Ingo Löchel

 

Die Fragen für den Zauberspiegel stellte Ingo Löchel

Kommentare  

#1 Torshavn 2018-12-30 12:50
Ich habe seine Normannen Romane 'gefressen'. Schade zu hören, das es wahrscheinlich nicht mehr weiter geht.
Vielen lieben Dank für das Interview.

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