... Ulf Schiewe über »Der Bastard von Tolosa«, seine »Montalban-Saga« und die»Normannen«
... Ulf Schiewe ...
... über »Der Bastard von Tolosa«, seine »Montalban-Saga« und die »Normannen«
Ich bin im Weserbergland geboren, in Münster aufgewachsen und bin nach dem Gymnasium zur Informatik gekommen, als die noch ziemlich in den Anfängen steckte.
Ich war Software-Entwickler, später Marketing-Manager und Geschäftsführer für europäische Niederlassungen amerikanischer Softwarefirmen und bin international sehr viel herumgekommen.
Ich war schon immer eine unverbesserliche Leseratte und hatte mit 56 plötzlich die Idee zu schreiben.
Ich hatte über den Ersten Kreuzzug gelesen, ein faszinierendes Thema, und wollte einen Roman über diese Zeit schreiben.
Meine Idee war, nicht den Kreuzzug an sich zu erzählen, sondern über einen, vom Krieg gezeichneten Heimkehrer zu schreiben, der sich nach 14 Jahren Krieg, auf seiner Burg in der Heimat zur Ruhe setzen will, und natürlich alles anders vorfindet, als er sich das vorgestellt hatte, angefangen von seiner sitzengelassenen Ehefrau, die gar nichts von ihm wissen will, bis hin zu mörderischen Intrigen und Kämpfen um sein Erbe.
Ich habe vier Jahre daran gearbeitet, zumal ich ja noch voll berufstätig war. Der Roman ist umfangreich geworden, einmal weil er voller Abenteuer und unerwarteten Wendungen steckt, aber auch, weil er ein getreues Sittenbild der Zeit zeichnet.
Ich habe sehr intensiv recherchiert. Wer sich für das Hochmittelalter interessiert, wird hier sehr bereichert werden.
Nein, eigentlich nicht. Der Roman steht für sich alleine, auch wenn weiter von der Familie Montalban die Rede ist und auch Jaufré kurz darin vorkommt.
Das Buch handelt von einer wahren Begebenheit, der versuchten Zwangsverheiratung der jungen Gräfin von Narbonne mit einem mächtigen Fürsten, die mit Hilfe von Arnaut vor der Hochzeit flüchtet, unterwegs ein Heer sammelt und mit Unterstützung des Grafen von Barcelona ihr Narbonne zurückerobert. Natürlich verliebt sie sich dabei in Arnaut, dem wackeren Kämpfer an ihrer Seite.
„Die Comtessa“ spielt 1142, während die Rahmenhandlung des „Bastard von Tolosa“ 1132 endet. Die eigentliche Geschichte des ersten Bandes spielt allerdings im Jahre 1110.
Ermengarda ist trotz ihrer zarten Jugend eine ziemlich starke und entschlossene Frau. Natürlich sind ihre Möglichkeiten als Frau beschränkt, aber sie hat tatkräftige Unterstützer, allen voran der junge Arnaut, der bei seinem Großvater Jaufré aufgewachsen ist. Er ist ein ehrlicher, bescheidener Mann, aber ein guter Anführer.
Dieser Roman ist eine Fortsetzung, obwohl er auch eine in sich eine abgeschlossene Geschichte darstellt. Zunächst erfahren wir, wie es mit der Liebe zwischen Ermengarda und Arnaut weitergeht.
Aber schon im ersten Satz wird man eigentlich mit dem Hauptthema konfrontiert, denn Ermengarda muss zu ihrem Leid erleben, wie man Arnaut dazu überredet, sich auf den zweiten Kreuzzug zu begeben. Für sie ein Todesurteil, denn sie ist überzeugt, sie sieht ihn nie wieder.
Dieser zweite Kreuzzug endet unter großen Verlusten im Desaster. Eigentlich wollte nach dem ersten Kreuzzug niemand erneut ins Heilige Land ziehen.
Nur dem Ehrgeiz der Kirche und den Hetzpredigten des Heiligen Bernhards ist es zu verdanken, dass zwei Könige, Konrad und Louis, sich überreden ließen, das Wagnis zu unternehmen.
In der Johannes-Offenbarung ist von der Hure Babylon die Rede, gemeint ist das antike Rom, die sündige Verführerin der Welt. Ich habe hier den Begriff verwendet, um damit das Rom der katholischen Kirche zu bezeichnen, die die Menschen in diesen sinnlosen Krieg treibt.
An deutschen Schulen wird wenig über italienische Geschichte gelehrt. Kein Wunder also, dass kaum jemand weiß, dass im 11. Jahrhundert normannische Raubritter, die als Söldner nach Süditalien kamen, sich unter Führung der Brüder Hauteville organisieren und im Laufe der Jahre ganz Süditalien und Sizilien erobern konnten.
Dieser normannische Staat wurde zu einem der bedeutendsten Königreiche Europas und ich erzähle die frühe Geschichte seiner Entstehung.
Ja, aber das werde ich hier natürlich nicht verraten. In Band 3 wird es gelüftet. Und in Band 2 meiner Wikinger-Trilogie wird auch davon erzählt. Der junge Gilbert ist der Ich-Erzähler dieser Serie.
Er ist eigentlich das Kind eines Wikingers, wird von den Normannen geraubt und wächst als Schweinhirt bei den Hautevilles in Frankreich auf, steigt aber im Laufe der Geschichte zur rechten Hand des späteren Herzogs von Apulien auf, dem großen Normannen Robert Guiscard de Hauteville. Er erlebt alles mit und hat in entscheidenden Momenten oft selbst die Hand im Spiel.
Die normannischen Raubritter hatten ziemlich gehaust in Süditalien. Sie haben nicht nur geraubt und geplündert, sondern sich auch Land angeeignet, Burgen gebaut.
Täglich gelangten Klagen an die Ohren des Papstes, bis der genug hatte und mit einem großen Heer gegen diese Satansbrut ins Feld gezogen ist, um sie ein für alle Mal zu vertreiben. Es kam zur alles entscheidenden Schlacht bei Civitate.
Gerlaine ist die eigensinnige Tochter eine griesgrämigen Schmieds im Dorf der Hautevilles in der Normandie. Sie verliebt sich in Gilbert.
Und als Robert Guiscard vor den Kriegern des Herzogs flüchten muss und Gilbert mit auf die Reise nach Süden nimmt, schließt sie sich dem kleinen Häuflein normannischer Krieger an, die nach Italien ziehen, um dort ein Söldnerleben zu führen. Gerlaine ist Gilberts große Liebe, die aber durch einige Feuer gehen muss.
Jeder der vier Romane ist eine eigenständige Episode, aber zusammengenommen erzählen sie die Entstehung des Reichs der Normannen in Italien und die Lebensgeschichte der daran beteiligten Protagonisten.
Alle wichtigen Figuren, mit Ausnahme von Gilbert und Gerlaine, sind historisch belegt genauso wie alle wichtigen Ereignisse. Sogar einige kleinere Abenteuer der Normannen finden sich in den alten Chroniken.
Auch Teil 3, der in Sizilien spielt basiert auf der Tatsache, dass Roberts Bruder, Roger, mit 60 Mann eine frühe, militärische Expedition nach Sizilien unternahm und einem der dortigen Berberfürsten half, dessen Feinde zu schlagen.
Diese Expedition hat wahrscheinlich den Appetit der Normannen auf das arabisch besetzte Sizilien geweckt.
So ist es. Natürlich sind dies keine Sachbücher, sondern hier wird Geschichte in Form von spannenden Abenteuern vermittelt.
Ich hatte noch zwei weitere Episoden geplant, aber der Verlag hat leider nicht mitgespielt, so dass ich die eigentliche Eroberung Siziliens nicht mehr erzählen konnte.
Teil 4 endet mit der Versöhnung mit dem Papst und der Verleihung der offiziellen Herzogwürde für Robert Guiscard als Herrscher über Süditalien.
Ich würde es mir wünschen. Im Moment sieht es aber nicht danach aus.
Teil 2 des Interviews folgt am 6. Januar 2019!
Die Romane von Ulf Schiewe
Kommentare
Vielen lieben Dank für das Interview.