... Ulf Schiewe über »Bucht der Schmuggler«, die »Herrscher des Nordens-Trilogie« und seine weiteren Romane und Buchprojekte
... Ulf Schiewe ...
... über »Bucht der Schmuggler«, die »Herrscher des Nordens-Trilogie« und seine weiteren Romane und Buchprojekte
Der Start des Buchs war als eBook, aber es sollte immer auch die Printausgabe folgen. Ich hatte es tatsächlich als Serie geplant. Leider hat mir auch hier der Verlag einen Strich durch die Rechnung gemacht. Es ist aber trotzdem eine angeschlossene Geschichte.
Das Buch spielt zur Zeit des 30-jährigen Kriegs, als Spanien Mühe hatte, seine Kolonien in der Karibik ausreichend zu schützen. Die Karibik wurde schnell zum El Dorado der Schmuggler und Piraten.
Mein Held ist ein junger Kaufmann aus Bremen, dessen Familienunternehmen pleite ist, und der sich mit seinem Schiff in letzter Minute vor dem Schuldturm rettet, um eine Schmugglerkarriere in der Karibik zu beginnen, wo es ihm aber beinahe an den Kragen geht, wenn da nicht die schöne Doña Maria wäre.
Es handelt sich um eine Trilogie, die das abenteuerliche Leben des späteren norwegischen Königs Harald Hardrada beschreibt. Die drei Teile sind im Grunde ein einziger großer Roman. Man kann sie nicht getrennt lesen.
Teil 1 erzählt Haralds Jugend, die große Schlacht von Stikla Stad, bei der sein Bruder, König Olaf, stirbt und Harald vor seinen Feinden nach Russland fliehen muss. Dort wird er Söldnerführer des Großfürsten der Rus.
Teil 2 erzählt von seiner Verteidigung Kiews gegen die Horden der Steppenreiter und berichtet von seinen Abenteuern bei den Byzantinern, wo er Anführer der Waräger-Garde des Kaisers ist.
Teil 3 erzählt von dem großen Aufstand in Konstantinopel und schließlich von seiner Heimkehr über Kiew nach Norwegen, wo er am Ende zum König gewählt wird.
Die Trilogie ist voller Abenteuer. Sie ist aber auch das Porträt eines faszinierenden Mannes und dessen Entwicklung vom Knaben zum reifen Herrscher. Und natürlich erzählt es auch von seinen Frauen und Kindern, Freunden und Verwandten, all den Menschen, die ihn in seinem Leben begleiten.
Ich habe ebenfalls versucht, die Welt der Nordmänner realistisch darzustellen, ihre Leben und ihre Gebräuche, ihre Götterwelt und Motivation, das Abenteuer in der Welt zu suchen.
Harald ist nicht nur Ich-Erzähler, sondern er erzählt seine Geschichte auch noch im Präsens. Der Leser ist also ganz dicht dran an der Person wie auch an den Ereignissen. Der Leser sitzt meinem Harald also quasi auf der Schulter. Das war ein Experiment und ich glaube, es ist gut gelungen, wenn man die Reaktionen der Leser betrachtet.
So nah wie ich ermitteln konnte. Meine Recherche basiert auf der „Heimskringla“, der Sagensammlung aus dem 13. Jahrhundert die heute die Basis der norwegischen Geschichtsschreibung darstellt, und den Forschungen von Historikern, die sich mit der Zeit und Haralds Leben befasst haben.
Alle wichtigen Ereignisse und Personen sind historisch. Natürlich kommen dazu noch fiktive Elemente, um eine spannende Geschichte zu entwickeln.
Die Waräger wurden ursprünglich als ausländische Schutztruppe des Kaisers aufgestellt. Man bevorzugte Skandinavier, die keine Gefahr für den Thron darstellten.
Aus der Schutztruppe wurde mit der Zeit aber auch eine Elite-Kampfeinheit, die an verschiedenen Kriegsschauplätzen eingesetzt wurde. So kämpfte Harald gegen Piraten im Mittelmer, in Syrien, in Sizilien und in Bulgarien.
Das stimmt nicht ganz, denn die wichtigen Ereignisse dieser 18 Jahre werden in einer Retrospektive von Harald selbst berichtet. Warum ich hier einen Sprung gemacht habe?
Erstens hätte ich sonst noch ein weiteres Buch schreiben müssen. Und ich denke, es wäre langweilig geworden, denn diese 18 Jahre hätten nichts besonders Interessantes hinzugefügt, außer mehr Plünderungen und Kämpfe in Norwegen.
Mir kam es eher darauf an, wie es kam, dass er König wurde, die dramatische Beziehung zu seiner Frau Elisif und wie sein Leben schließlich endete. Die 18 Jahre dazwischen hätten das Buch unnötig in die Länge gezogen, ohne viel Neues beizutragen.
Sein Anspruch hatte schon Berechtigung. Vielleicht sogar mehr als der des Normannen Wilhelm. Wilhelms Anspruch war nur ein vages Versprechen. Harald dagegen war Erbe seines Neffen Magnus, der König von Dänemark gewesen war. Und zu Dänemark gehörte zur Zeit Magnus‘ auch die englische Krone durch den dänischen König Knut dem Großen, der bis zu seinem Tod in England geherrscht hatte.
Das Mittelalter ist uns vertraut und immer noch nah, weil vieles, das im Mittelalter entstanden ist, noch heute Teil unseres Lebens ist. Wir sehen die Kirchen, die Burgen, die alten Plätze und Rathäuser. Das Konzept der Lehre entstand im Mittelalter, die Banken, die Welt des Handels.
Und gleichzeitig hat das Mittelalter etwas Exotisches, Faszinierendes. Eine Welt voller Aberglauben und Abenteuer, die Erfindung der romantischen Liebe in der Minne-Literatur, aber auch die schrecklichen Ereignisse, Schlachten und Metzeleien.
Ich mag besonders das Hochmittelalter, als es noch eine gewisse soziale Mobilität gab. Ein Reitersöldner konnte zum Ritter, Grafen oder sogar Herzog aufsteigen, wie die Hautevilles in Italien.
Ich habe immer viel gelesen. Da färbt sicher Einiges ab. Aber ein direktes Vorbild gab es nicht.
Ohne andere Romane zu bewerten, die meinen basieren immer auf Fakten, aber vermischt mit genug Fiktivem, um daraus spannende und dramatische Geschichten zu machen. Das ist mein Anliegen als Erzähler. Ich achte historische Fakten und verfälsche sie nicht.
Denn die Historie bietet genug wundervollen Stoff, wenn man den umzusetzen weiß. Wenn ich aus dramaturgischen Gesichtspunkten etwas an den Tatsachen ändere, was selten vorkommt, dann erkläre ich das im Nachwort.
Irgendeine Episode spricht mich an. Ich lese dann darüber und wenn ich merke, hier ist Romanpotential vorhanden, dann gehe ich tiefer in die Materie. Ich stelle mir die passenden Figuren dazu vor, historische und fiktive, und entwickle eine grobe Plotidee.
Sehr wichtig. Das ist die Basis, auf der meine Geschichten aufbauen. Man findet immer wieder Perlen, die man sich selbst kaum ausdenken würde.
Zum Beispiel, in meiner Recherche zu Harald fand ich, dass es Gerüchte gab, er hätte etwas mit der Kaiserin Zoe gehabt. Obwohl die Dame angeblich zwar sehr hübsch aber immerhin dreißig Jahre älter war. Das ist natürlich eine Steilvorlage für den Romancier, der ich nicht widerstehen konnte.
Zunächst mal suche ich im Internet nach professioneller Lektüre zum Thema. Meist drei bis fünf Werke, die ich mir dann kaufe. Die studiere ich eingehend, markiere Stellen, mache mir Notizen.
Dann entwickle ich Figuren und eine erste Plotidee. Daraus ergibt sich ein Exposé für das Projekt, das ich beim Verlag einreiche. Bei Auftrag geht es einfach weiter, zusätzliche Recherchen zu gewissen Einzelheiten, ich verfeinere mein Plot, und irgendwann geht’s an Schreiben.
Im Schnitt 25 bis 30% Recherche, der Rest ist Textarbeit.
„Land im Sturm“ ist ein einmaliges Projekt. Das Buch hat über 900 Seiten und da erzähle ich deutsche Geschichte über fast 1000 Jahre anhand von fünf bedeutsamen Episoden. Von der Schlacht gegen die Ungarn 955 bis zur Revolution 1848.
Aber aus Sicht einfacher Menschen, die in den Strudel der Ereignisse gezogen werden. Dabei handelt es sich um drei Familien, die sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder begegnen und die historischen Entwicklungen am eigenen Leib erfahren.
„Land im Sturm“ hat keinen Ich-Erzähler.
Nein, der Roman steht für sich.
Ich beende gerade einen historischen Thriller. Dabei geht es um das erfolgreiche Attentat einer berühmten Persönlichkeit. Bei diesem Buch weiß man natürlich, wie es ausgeht, aber der Weg dahin ist die Story. Auch hier habe ich wieder die Faktenlage respektiert, aber fiktive Elemente hinzugefügt. Das Buch erzählt die letzten sieben Tage bis zum Attentat.
Das Aufregende an diesem Roman ist das Spannungsfeld zwischen den ahnungslosen Opfern, die zum Ort des Geschehens reisen; den Attentätern, ihrer Vorbereitung und was in ihnen vorgeht; und schließlich den Polizisten, die Wind davon bekommen haben und verzweifelt Ermittlungen anstellen, um die Tragödie zu verhindern.
Die Romane von Ulf Schiewe