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... Ari Berk über das Schreiben von Populärliteratur, modernen Mystizismus und seine Geschöpfe

Interview mit Ari Berk... Ari Berk ...
... über das Schreiben von Populärliteratur, modernen Mystizismus und seine Geschöpfe

 Ari Berk ist Professor, Illustrator, Autor ... ein sehr interessanter Gesprächspartner. Nachdem wir die Möglichkeit hatten einiges von ihm zu lesen, darunter "How to be a Viking", "The Secret History of Giants" und "Mermaids" wollte ich mehr über diesen Autoren und Illustratoren wissen und mich mit ihm darüber unterhalten, was Ari Berk eigentlich so alles macht.  


Kein Wunder, das Ergebnis ist mehr als nur ein einziges Interview. Nach dem ersten Interview über den "Order of the Golden Quills", kam es zu einem zweiten Gespräch über seine Arbeit.

Er ist Professor an der Central University of Michigan. Dort werden (unter anderem) "Volksglaube und Bräuche im ländlichen England, keltische Mythologie und Ehtnographie der amerikanischen Indianer" als seine Forschungsinteressen genannt.

Zauberspiegel:
Ari, du bist auch in der Realität Professor und lehrst Mythologie, du bist Experte in Mythologie, Geschichte und Legenden. Warum begibst du dich also "in die Niederungen" von populärwissenschaftlichen Büchern, bei denen es mehr um Unterhaltung als rein akademisches Wissen geht?
Ari Berk: Dies ist eine interessante Frage. Eine, die ich mir selbst schon oft gestellt habe. Für mich war die Antwort irgendwann dann genz einfach: Das Material, das ich  Dozent lehre, ist für alle Menschen gedacht. War es schon immer. Wie viele Menschen würden nun, wenn ich nur wissenschaftliche Veröffentlichungen schreiben, von ihnen profitieren? Wie viele junge Leute  darüber lesen? Relativ wenige, denke ich. Außerdem glaube ich, dass es aufgrund der Natur der Dinge, mit denen ich mich beschäftige (Mythen, Folklore, Geschichten, Lieder, künstlerische Interpretationen dieser Dinge), zu meiner Verantwortung gehört, etwas zu dem beständigen Dialog beizutragen, um etwas aus den Geschichten und Weisheiten zu machen, die mich inspirieren. Ich denke, jeder ist in der Verantwortung: Geschichten zu lesen und zu hören, dann Geschichten zu erzählen und Kunst zu schaffen. Ich bin sehr glücklich darüber in der Lage zu sein, dass die Geschichten, die mich inspirieren und über die ich schreibe, jene Art von Geschichten sind, die andere Leute lesen wollen und über die sie mehr erfahren wollen.
 
Abbildung nach einer Zeichnung von Ari Berk Zauberspiegel: Deine Vita auf der Website des "Mythic Imagination Institut" beschreibt dich als "Zutiefst einem interdisziplinären Ansatz für Lehre, Forschung und Schreiben verpflichtet" - was für ein Konzept ist das, und wie füllst du es in deinem Unterricht mit Leben?
Ari Berk: Ein interdisziplinärer Ansatz bedeutet einfach, mehrere Ansätze und Denkweisen in Forschung und Arbeit zu verbinden. Für mich war es von so wesentlicher Bedeutung, dass alle meine Abschlüsse in interdisziplinären Bereichen liegen. Das bedeutet zum Beispiel, dass man um  sich einem bestimmten Thema in der antiken Geschichte zu nähern, Forschung aus einer Vielzahl von Bereichen wie Geschichte, Archäologie, Literatur, Kunst, Geschichte, Linguistik, etc. mutzt. Universitäten neigen dazu, Wissen in Kategorien zu splitten, und diese dann in Einzelfächern zu lehren. Ich war immer daran interessiert sie zusammen zu bringen und mir von den Themen, mit denen ich mich beschäftige, diktieren zu lassen womit ich mich beschäftige, und nicht von dem Studienbereich, in dem ich bin.
In meinem Unterricht wähle ich den gleichen Ansatz. Bei der Untersuchung eines bestimmten Mythos beispielsweise, könnten wir die verschiedenen Übersetzungen des Mythos betrachten und es von Künstlern, Filmemachern, Sängern interpretiert wurde. Wir könnten Studien an Orpheus durch Ovid, Elizabethanische Balladen, Gemälde des 19. Jahrhunderts, die Filme von Cocteau und die moderne Poesie von Louise Glück betreiben. Auf diese Weise, so hoffe ich, kann ich den Mythos als etwas zeigen, das weiterhin mit der Vergangenheit und mit der Ewigkeit verbunden ist, statt als eine Sammlung von Texten, die in der Gegenwart nichts mehr zu sagen hat.
 
Zauberspiegel: Worum geht es in dem oben erwähnten ist das Institut, und warum und in welcher Form arbeitest du daran mit?
Ari Berk: Das "Mythic Imagination Institut"? Ich bin seit seiner Gründung einer der Vorsitzenden und habe an der Vorbereitung und Durchführung von zwei der größten und außerordentlichsten Tagungen zum Thema Mythos mitgewirkt, die jemals stattgefunden haben. Wer Interesse am Mythic Imagination Institut sollte das mal nachlesen. Hier ist ein guter Platz, um sich zu informieren: http://www.mythicimagination.org/ (Link öffnet sich in neuem Fenster und verlässt zauberspiegel-online). 
 
Zauberspiegel: Mythologie, alle Arten von alten Glaubensauffassungen und Gewohnheiten sind in der modernen Gesellschaft sehr beliebt. In diesem Zusammenhang vermischen sich die Mythen und Glaubensinhalte immer mehr zu einer Art von "Modernem Mystizismus". Glaubst du, dass diese Entwicklungen die natürliche Strömung einer sich verändernden Welt sind, oder denken Sie, die "alten" und ursprünglichen Glaubensrichtungen waren - und das aus gutem Grund - unterschiedlich und wurden zum Teil auch stark voneinenander getrennt?
Ari Berk: An der Wurzel aller Weltanschauungen liegt die Sehnsucht danach, Bestandteil von etwas zu sein, an der Auseinandersetzung von Individuen, Menschen und Orten teilzuhaben. Das, was du als "modernen Mystizismus" bezeichnet hast, ist of eine seltsame Mischung aus alt und neu. Ich möchte die Natur, die Richtigkeit oder Integrität des persönlichen Glaubens eines Individuums lieber nicht beurteilen. Aber lass mich so viel sagen: Menschen haben immer von der Tradition in unzähligen Formen Gebrauch gemacht. Auch die weltweit wichtigsten, bekanntesten Religionen haben zahlreiche Brüche und Spaltungen durchlebt - als eine Folge der Versuche von  praktizierenden Gläubigen und Leitern sich mit ihrer Beziehung zu ihrem Glauben auseinander zu setzen. Für mich ist es wichtiger, dass die Menschen aktiv an einem Gespräch mit der Vergangenheit teilnehmen. Was sie aus den alten Mythen und alten Praktiken machen, ist ihre eigene Sache.
Es gibt jedoch einen Bereich, der mich stutzig macht. Das ist, wenn der lebendige Glaube einer lebendigen Kultur von anderen, die keinerlei Verbindung zu der Herkunft haben, vereinnahmt wird. In Amerika geschieht meist mit dem Glauben der  amerikanischen Ureinwohner durch jene Teile der Bevölkerung, die keine Ureinwohner sind, und die dies dann als "traditionell" bezeichnen. Ich finde diese Praxis (die in der Regel aus Profitgedanken geschieht) sehr suspekt.

Zauberspiegel: In deinem Lebenslauf wirst du als "ein Schriftsteller, bildender Künstler, Gelehrte der Literatur, Geschichte, Ikonographie und vergleichender Mythologie" bezeichnet. Ist es möglich, all diese verschiedenen Interessen in nur 24 Stunden, 7 Tage die Woche und 52 Wochen im Jahr zu packen?
Ari Berk: Nun, zunächst einmal muss man mir meine acht Stunden Schlaf jede Nacht geben! Ich denke, wenn es jene Arbeit ist, die du am meisten liebst, ist es möglich. Muß ich manchmal  Dinge  nach festen Terminen planen? Natürlich, aber ich glaube, dass die meisten Dinge, die ich tue, mit diesen Dingen zu tun hat: Kunst, Schreiben, Lesen, Studieren. Für mich sind das keine isolierten Bereiche meines Lebens. Das ist etwas, das oft in meinen Gesprächen mit meinem Sohn auftaucht. In der Tat hat er mich einmal etwas über die Macht der Stelle gelehrt, an der man steht. Wir haben damals gerade einen Spaziergang im Wald gemacht. Ich sprach darüber auf einer Konferenz,. Es gibt Youtube-Aufnahmen davon. Es sind zwei Teile (mit einer wirklich außergewöhnlichen Vorstellung des Künstlers und Sängers Fred Johnson):

Clip Konferenz Teil 1 (YouTube)
Clip Konferenz Teil 2 (YouTube)
(beide Links öffnen sich in einem neuen Fenster und verlassen Zauberspiegel-online)

Goblins - Figuren nach dem Buch von Ari Berk Zauberspiegel: Gemeinsam mit einem Freund von dir, Brian Froud, hast du Puppen im Stil einer Gruppe von Kobolden entworfen. Erzähl uns doch etwas mehr über sie (siehe Bild). (Ach ja -  gibt es eine Möglichkeit, sie in Europa zu kaufen?)
Ari Berk: Diese basieren auf Zeichnungen Brian und mir, die für unser Buch über Goblins entstanden sind! Alles, was man über diese und eine Vielzahl von anderen Goblins  wissen will, findet es in dies liebevoll zusammengestellt in diesem (abscheulichen und skurrilen) Band.
 
Zauberspiegel: Gibt es ein Buch von dir, das dir besonders am Herzen liegt (oder mehr als die anderen)? Wenn ja, aus welchem Grund?
Ari Berk: Das Buch, an dem ich in diesem Moment schreibe, ist jenes, das mir am Meisten am Herzen liegt. Das liegt daran, dass ihre Charaktere mich umgeben, flüstern oder schreien, was vermuten lässt, was sie mir sagen wollen, was in dem Buch über sie stehen soll. Sie sind schwer zu ignorieren. Auch ist es, dass ich mich, wenn ich an einem Buch arbeite, mich völlig in seine Welt hinein begebe. In diesen Zeiten ist es immer schwer, an sehr viele andere Dinge zu denken.
Abgesehen davon, ich bin ganz begeistert über die "Secret Histories"-Reihe, denn alles, was in diesen Büchern steckt, jedes seltsame Stück an Volksglaube, hat etwas zu sagen, etwas sehr Interessantes über die seltsame und alte Welt um uns herum, die Dinge, die auch jetzt noch darauf warten entdeckt zu werden. Beim Schreiben dieser Bücher fühle ich mich wie eine mittelalterliche Reisender: Wohin man sieht, ist die Welt voller Wunder.
 
Website von Ari Berk: www.ariberk.com (Link öffnet sich auf neuer Seite und verlässt zauberspiegel-online)

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