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... Stephanie Friedl und Timothy Gläßel über Krimi-Games, Kleinunternehmen und die Spieleentwicklung

 ... Stephanie Friedl und Timothy Gläßel über Krimi-Games, Kleinunternehmen und die Spieleentwicklung

Als wir die Möglichkeit entdeckten, einen Nachmittag mit einem Krimispiel zu verbringen, waren wir unglaublich neugierig. Können wir Spaß mit "sowas" haben? Wie läuft so ein Spiel ab, und wie klappt es, so ein kooperatives Spiel zu spielen, bei dem man gemeinsam einen Fall löst? Einen Spielbericht findet ihr hier. In diesem Interview sprachen wir mit den Machern von Krimi-Games.

Zauberspiegel: Hallo, wir haben im Freundeskreis eure Krimi Games entdeckt, eines von ihnen gespielt und möchten mit euch jetzt ein Interview über euch und eure Games führen. Mit wem haben wir es zu tun?
KrimiGames (Steffi): Hallo, ich bin Steffi (29) aus dem schönen München und liebe jede Art von Gesellschaftsspielen. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass ich nun gemeinsam mit meinem Mann mein eigenes Spiele-Unternehmen führe und mich da so richtig kreativ ausleben kann!
Tim: Ich bin Tim (31) und fast genauso Spiele-verrückt wie meine Frau. Als Jurist ist es bei der Entwicklung meine Aufgabe, darauf zu achten, dass die Spiele so realistisch wie möglich gestaltet werden und man so den authentischen „Blick hinter die Kulissen“ erhält.

Zauberspiegel: Wer ist KrimiGames? Seit wann gibt es euch und wie seid ihr entstanden?
Steffi: Uns gibt es seit dem August/September 2021 – die Geschichte von KrimiGames hängt also eng mit der Corona-Pandemie zusammen. Kurz vor dem ersten Lockdown haben wir mit Freunden ein „Escape Room Spiel“ für zu Hause ausprobiert. Wir waren wenig begeistert und ich kann mich noch daran erinnern, wie Tim zu mir meinte: „Das können wir doch besser.“. Ich bin an diesem Abend schlafen gegangen und wurde am nächsten Morgen aufgeregt von meinem Mann geweckt, der meinte: „Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Das erste Spiel ist fertig!“. Nach einer Tasse Kaffee habe ich es dann getestet, wir haben gebrainstormt und dann habe ich mich direkt an den ersten Design-Entwurf gesetzt. Und schon war KrimiGames geboren.

Zauberspiegel: Ihr seid ein kleines Unternehmen, wie "wuppt" ihr das? Wieviele Leute seid ihr aktuell?
Tim: Mit wenig Schlaf und vielen Überstunden 😃 Aber im Ernst: Natürlich ist es unglaublich arbeitsintensiv und stellenweise anstrengend – aber das nimmt man gerne in Kauf, wenn man sein Hobby zum Beruf machen darf. Aber ohne unsere Familien (also unsere Eltern, meinen Bruder und meinen Opa) wäre das vor allem in den ersten beiden Jahren kaum möglich gewesen. Mittlerweile besteht das Team aus 4 Personen und soll bis Ende des Jahres noch um ein Teammitglied erweitert werden. Hinzu kommen diverse Freelancer, die uns projektbezogen unterstützen.

Zauberspiegel: Ihr schreibt in eurer Anleitung, dass die Spiele von Hand verpackt werden, das ist sicher bei den unterschiedlichen Materialien auch kaum anders machbar. Wie muss man sich das vorstellen? Sitzt ihr abends vor dem Fernseher und packt währenddessen die Spiele?
Tim: Witzigerweise lief es in den ersten Monaten wirklich so ab. Immer, wenn eine Bestellung reinkam, haben wir alle „Beweismittel“ zusammengesammelt, in den Umschlag gesteckt und rausgeschickt. Als das Unternehmen dann wuchs, haben wir uns z.B. eine Woche frei genommen, sind zu meinen Eltern gefahren, die in ihrem Haus mehr Platz haben, als wir unserer kleinen Münchner Wohnung und haben alle zusammen tagelang an Tapeziertischen tausende Fallakten verpackt. Den meisten Einsatz hat eindeutig mein 86-jähriger Opa gezeigt, der stets fleißig mitgeholfen hat und am Abend, wenn der Rest von uns froh war, endlich fertig zu sein, ganz motiviert weiterpacken wollte.
Heutzutage wären die Massen an Bestellungen in dieser Form nicht mehr zu bewältigen. Daher haben wir nun einen Partner, der uns bei der Produktion unserer Spiele unterstützt.

Zauberspiegel: Du hast ja oben schon erwähnt (Frage 2), wie ihr entstanden seid - was treibt euch an, die Zeit und die Arbeit aufzuwenden?
Steffi: Ich würde sagen, eine Mischung aus Dankbarkeit für die Möglichkeit, sein Hobby zum Beruf zu machen und der Wunsch, mit KrimiGames noch ganz, ganz viele Spieleabende in die Welt hinauszutragen. Wir haben noch so viele Ideen im Kopf und so viele Geschichten, die wir unbedingt erzählen wollen, dass es keiner weiteren Motivation braucht, um jeden Tag 110% zu geben. Du weißt, dass du den Jackpot geknackt hast, wenn du es selbst am Wochenende kaum erwarten kannst, aufzustehen, um weiter an deinem Traum arbeiten zu können.

Zauberspiegel: Wie viele Spiele gibt es von euch aktuell?
Steffi: Es gibt zurzeit drei Fallaktenspiele, bei denen man die Rolle des Ermittlers einnimmt und einen Mordfall aufklären muss. Weil es manchmal aber auch einfach Spaß macht, der „Bad Guy“ zu sein, haben wir zusätzlich drei verschiedene „Coups“, bei denen man alle Unterlagen erhält, um das perfekte Verbrechen zu planen und wertvolle Kunstschätze und andere Beutegegenstände zu stehlen. Vom Spielprinzip her sind sich Fälle und Coups aber doch recht ähnlich. Zusätzlich haben wir ein Kartenspiel (Mafia Masterminds) entwickelt, bei dem es vor allem um taktisches Geschick und strategischen Können geht: Man muss als Oberhaupt einer mächtigen Mafia-Familie die Kontrolle über die Stadt erlangen. Und schließlich gibt es noch unsere extrem beliebten Rätselkarten (eine für Weihnachten, Ostern und Geburtstage). Das sind Grußkarten, die jeweils drei kleine Rätsel enthalten, die man der Reihe nach lösen muss, um eine Art Mini-Fall aufzuklären.

Zauberspiegel: Wie muss man sich die Entwicklung eines solchen Spiels vorstellen. Lest ihr etwas über einen Kriminalfall in der Zeitung und legt los?
Tim: Das Interesse an skurrilen Kriminalfällen ist bei mir wohl berufsbedingt. Durch meinen Hintergrund als Jurist sind mir schon unzählige spannende, verrückte oder unglaubliche Fälle über den Weg gelaufen, die wir dann sehr gerne als Vorlagen für unsere Fälle hernehmen.

Zauberspiegel: Wieviel Zeit investiert ihr in ein solches Spiel? Lässt sich das zeitlich überhaupt beziffern?
Tim: Das ist so pauschal natürlich schwer zu beantworten, aber im Schnitt stecken in jedem Spiel wohl etwa 2-3 Monate Vollzeit-Entwicklungsarbeit. Wir starten mit der Idee, dem Setting und einer groben Übersicht über die Rätsel. Dann folgt ein Plan für alle Beweismittel, die wir benötigen und schließlich folgt das Design.
Steffi: Und was man auch nicht unterschätzen darf: Jedes unserer Spiele durchläuft dutzende Spiel-Tests. Und nach jedem Test heißt es: Zurück ans Zeichenbrett und (fast) alles überarbeiten, bis das Spiel am Ende perfekt ist. Manchmal frage ich mich, ob uns unser Perfektionismus hier auch etwas im Weg steht. Wir haben locker schon Beweismittel, Dokumente und Rätsel im Umfang von 10 weiteren Spielen, die alle bereits vollständig ausgearbeitet waren, gelöscht oder weggeworfen, weil sie unserem Standard nicht genügt haben.

Zauberspiegel: Wann kann man mit einem neuen Spiel rechnen?
Steffi: Hier stehen wir bereits in den Startlöchern! Im Oktober wird zunächst unser erster, eigener Rätsel-Adventskalender erscheinen. Ein Produkt, auf das wir ganz besonders stolz sind.
Tim: Und anschließend wird unser „Coup 3“ erscheinen, der die Spiele-Reihe zu einem feurigen Abschluss bringt. Und wer dann noch nicht genug hat: Für den Anfang des nächsten Jahres ist bereits ein Fall in Arbeit, der mit einem ganz neuen Spielkonzept noch einmal deutlich mehr Tiefe in die Spielwelt unserer KrimiGames bringen wird. 😉

 

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