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... Mirjam Nast über Grusel, Musterhelden, Perry und seine Nutzung

Mirjam Nast ... Mirjam Nast ...
... über Grusel, Musterhelden, Perry, seine Nutzung und die Spezies ›Fans‹

Mirjam Nast studierte Empirische Kulturwissenschaft und Neuere deutsche Literatur in Tübingen und Zürich. Ihr Studium schloss sie 2010 mit der Magisterarbeit »Geisterjäger John Sinclair. Zur Konstruktion des Genrecharakters einer Heftromanserie« ab. Sie ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im DFG-Projekt »Ästhetik und Praxis Populärer Serialität« und promoviert im Fach Empirische Kulturwissenschaft über die Alltagsintegration und soziale Positionierung der Serie »Perry Rhodan«.

Bei der Eröffnungskonferenz zu dem Forschungsprojekt in Göttingen trafen wir Frau Nast und konnten Sie für ein Interview gewinnen.
Hier ist es ...

 

Zauberspiegel: Sie haben eine Magisterarbeit über den »Geisterjäger John Sinclair« unter dem Titel »Geisterjäger John Sinclair. Zur Konstruktion des Genrecharakters einer Heftromanserie«. Wie sind Sie ausgerechnet auf diese Serie gekommen. Waren/Sind Sie aktive Leserin der Serie? Wenn ja, wie lange?
Mirjam Nast: Meine Magisterarbeit über „John Sinclair“ habe ich im Rahmen der Vorbereitungen für unser jetziges Projekt zur Alltagsintegration von Serien verfasst. Wir waren damals auf der Suche nach einer Heftromanserie, die sich besonders gut eignet, um verschiedene Nutzungsweisen zu erschließen. Nach meiner Recherche habe ich mich aber dann doch für „Perry Rhodan“ entschieden, weil die Serie eine viel aktivere und gut sichtbare Fanszene hat. „John Sinclair“ kannte ich zu Beginn meiner Arbeit nicht, habe mich aber dann eingelesen. Inzwischen bin ich auf „Perry Rhodan“ umgestiegen.

Zauberspiegel: Bevor wir dann auch zu Perry Rhodan umschwenken, erst noch ein paar Fragen zum geisterjagenden Oberinspektor von Scotland Yard.
Wie würden Sie durch Ihre Arbeit die Serie Geisterjäger John Sinclair an sich und deren Hauptfiguren charakterisieren? Welche Besonderheiten konnten Sie feststellen?

Mirjam Nast: Meine Arbeit befasst sich ja mit dem Genre von „John Sinclair“. Da kann man sagen, dass sich die Serie zwischen verschiedenen Bereichen bewegt. Sehr deutlich sind Bezüge zum Krimi, aber auch Geheimbundliteratur, mythologische Themen und Fantasy-Einflüsse spielen eine Rolle. Der Horror- bzw. Gruselcharakter zeigt sich am deutlichsten in den Gegnerfiguren der Serie, die ich deshalb auch vorwiegend betrachtet habe. Was die Hauptfiguren betrifft, so könnten diese zunächst auch aus einem beliebigen Krimiabenteuer stammen. Den Unterschied machen dann vor allem ihre Bewaffnung, von Johns Beretta mit geweihten Silberkugeln bis zu Sukos Dämonenpeitsche, und ihre Kompetenz in Sachen übersinnliche Phänomene aus. Wenn man nach dem Genrecharakter der Serie fragt, ist besonders interessant, in welchem Verhältnis die Figuren zu anderen Vertreterinnen aus dem Gruselgenre stehen. Sinclair zeigt hier deutliche Parallelen zu Larry Brent aus dem Grusel-Krimi des Zauberkreis-Verlags. Beide sind jung, blond, dynamisch und fahren schnelle Autos, beide befassen sich mit parapsychologischen Phänomenen. Sie sind Romanhelden, wie sie auch aus einem Krimi oder einer Agentenserie stammen könnten – mit der Ausnahme eben, dass Sie ein sehr spezielles Klientel haben.

Zauberspiegel: Die Parallelen von Sinclair und Brent haben Sie aufgezeigt. Diese Parallelen sind auch ohne weiteres zu zahlreichen weiteren Grusel-Helden zu ziehen Kann man da von einem generellen Heldentypus sprechen, der seine Wurzeln in den 50iger Jahren hat und dessen erste spezielle Ausprägung als Jerry Cotton an die Kioske kam?
Mirjam Nast: Ganz genau. Serien mit einer festen Heldenfigur gibt es in Deutschland bereits seit Beginn des 20. Jahrhunderts, auch im Gruselbereich – etwa „Minx - Der Geistersucher“ oder „Sâr Dubnotal - Der grosse Geisterbanner“. „Jerry Cotton“ war aber ganz sicher für viele neuere Serien und ihre Figuren prägend. Helmut Rellergerd aka Jason Dark hat sich mit seinem Helden John Sinclair sogar explizit an Jerry Cotton orientiert, wie er sagt.

Zauberspiegel: Bleiben wir einen Moment bei Musterexemplar vom FBI, also Jerry Cotton. Was vereinigt sich in ihm? Wie viel Prozent Cotton stammt aus den USA (wie dem Kriminalroman ala Chandler, den Detektiv- und Polizeifilmen) und was ist 'typisch Deutsch' an dieser Figur? Lässt sich das überhaupt feststellen?
Dazu: Wie sieht das mit den Gruselhelden ála Brent und Sinclair aus? Sind da zusätzliche Komponenten eingeflossen?

Mirjam Nast: Das sind spannende Fragen, mit „Jerry Cotton“ und Kriminalromanen habe ich mich allerdings nicht eingehender befasst. Für eine literaturwissenschaftliche Studie wäre es sicher sehr interessant, die Texte daraufhin in den Blick zu nehmen. Als Sozialwissenschaftlerin interessieren mich eher die Handlungen und Zuschreibungen, die mit den Romanen verbunden sind. Für die Sinclair-Serie kann ich aber sagen, dass die Einflüsse aus den USA wesentlich über Horrorfilme vermittelt sind. Hierfür nur zwei Beispiele: John Carpenter etwa ist einer der erklärten Lieblingsregisseure Rellergerds und wird auch in den Heften zitiert. Auch Romero-Szenarien finden sich deutlich in den Zombie-Romanen von Jason Dark.

Zauberspiegel: Schade, den Punkt hätte ich gern weiter verfolgt.
Aber wenden wir uns einmal dem Vergleich des Geisterjägers John Sinclair mit dem Erben des Universums Perry Rhodan zu. Was können Sie über die Rezeption und Konstruktion dieser beiden Helden sagen? Wo liegen Gemeinsamkeiten? Wo unterscheiden sich die beiden Figuren?

Mirjam Nast: John Sinclair und Perry Rhodan strukturieren als Titelhelden die Serien sehr deutlich und über einen langen Handlungsverlauf hinweg. Von ihren jeweiligen RezipientInnen wird diese Leistung allerdings sehr verschieden wahrgenommen. Einer der grundlegendsten Unterschiede liegt hier, denke ich, in der Nahbarkeit bzw. Unnahbarkeit der Figuren. Sinclair stellt für viele Leserinnen und Leser eine wichtige Identifikationsfigur dar. Nach meiner Auswertung der Leserseiten in den Heften schätzen viele am Geisterjäger, dass er nicht als Überheld dargestellt wird, sondern ‚menschlich‘ bleibt. Er besitzt einen gewissen ‚Kumpelfaktor‘. Durch die Figur (im Verbund mit dem sie umgebenden Freundeskreis) gelingt es, einen Ausgleich zur Horrorthematik zu schaffen, die den Grusel der Serie als angenehm erlebbar macht.
Dass vom Protagonisten ‚Menschlichkeit‘ in diesem Sinne gewünscht wird, ist aber keine Besonderheit der Serie, sondern ein weit verbreitetes Bedürfnis von HeftromanleserInnen. Gerade diese Eigenschaft vermissen viele „Perry Rhodan“-LeserInnen am Helden ihrer Serie. Das lässt sich aus vielen Leserbriefen entnehmen und auch die meisten meiner bisher geführten Interviews ergaben dies. Viele sehen Perry Rhodan nicht als Hauptbezugsfigur in der Serie. Häufig wird er als ‚zu vernünftig‘ eingeschätzt und seine moralische Integrität als etwas reizlos charakterisiert. Weitaus beliebter sind etwa Atlan oder Alaska Saedelaere, Figuren, die auch mal ohne Rücksicht auf Verluste emotional agieren oder eine gebrochene Persönlichkeit besitzen.

Zauberspiegel: Kumpel und distanzierte Überfigur. Ist das eine treffende Charakterisierung der Protagonisten Sinclair und Rhodan? Welchen Ursachen sind diese Rollen geschuldet? Welche Entwicklungen liegen da zu Grunde?
Beide Serien (Sinclair wie Rhodan) sind nach dem Helden benannt, aber John Sinclair ist fast in jedem Roman dabei, während bei Perry Rhodan sich die Handlungsträger auffächern und Perry längst nicht in jedem Band dabei ist.
Welche Rollen und welche Bedeutung haben demnach die Titelhelden für die Serie? Wie wird das von den Lesern aufgenommen bzw. was wird - ihrer Erfahrung nach - erwartet?

Mirjam Nast: Die Rollen der Titelhelden hängen eng mit dem jeweiligen Textverfahren der Serien zusammen. Mit seinem Wechsel von Passagen in neutraler, zum Teil auch personaler Erzählperspektive und den Ich-Erzählungen des Protagonisten bietet „John Sinclair“ ein relativ schlichtes und vertrautes Muster, während ambitioniertere Verfahren wie die ausdifferenzierten Handlungsstränge und die Multiperspektivität bei „Perry Rhodan“ eine Vielzahl von Aneignungen ermöglichen. Sie erlauben den RezipientInnen auch, individuell zu selektieren. So gibt es durchaus Leser, die nur diejenigen Handlungsstränge verfolgen, die sie interessieren und sich die Hefte, die sie lesen, danach passend auswählen. Diese Komplexität wird, nach meinen bisherigen Befragungen, von den PR-Fans sehr geschätzt. Sie erschwert den Zugang zur Serie, bringt aber auch den Reiz mit sich, sich mit einem nicht nur thematisch, sondern eben auch perspektivisch vielschichtigen Universum zu befassen.

Zauberspiegel: Sie befragen im Rahmen der Projekte rund um die Forschergrupe »Ästhetik und Praxis populärer Serialität«. Perry Rhodan Leser. Die Erfahrungen von uns Heftromankonsumenten mit Gestalten aus dem Elfenbeinturm sind bestenfalls gespalten. Garde die Literaturwissenschaft und die Sprachbücher in den Schulen und das Feuilleton haben uns immer darüber 'informiert', wir lesen Schund und Schmutz oder gar faschistoide Literatur.
Wenn Sie also Perry Rhodan-Fans befragen, besteht da auf Seiten der Befragten eine Befangen-, Feindselig- oder Reserviertheit? Oder ist da Offenheit und Neugier auf die Wissensachz vorherrschend? Also: Wie verhalten sich die Leser und wie gehen Sie damit um?

Mirjam Nast: Interessanterweise scheint sich einiges verändert zu haben, was dieses Klima betrifft. Nicht für alle Leserinnen und Leser spielt die Sorge, die eigene Lektüre könne als 'Schund' wahrgenommen werden, überhaupt eine Rolle. Einige hatten Vorbehalte gegenüber dem bisherigen akademischen Umgang mit der Serie, die sie aber direkt äußerten. So konnte ich darauf eingehen und relativ schnell vermitteln, dass es sich hier um eine überholte Sichtweise handelt. Heute kann niemand mehr ernsthaft darauf kommen, „Perry Rhodan“-LeserInnen als leicht beeinflussbare und gefährdete KonsumentInnen einer faschistoiden Serie zu sehen, und das hat eben nicht nur mit der Entwicklung der Serie selbst zu tun, sondern auch mit einem veränderten Blick auf Populärliteratur und ihre RezipientInnen, wie er sich in Deutschland mit dem Einfluss der Cultural Studies durchgesetzt hat.
Dass ich insgesamt auf sehr offene Gesprächspartner traf, dürfte auch daher kommen, dass ich bislang nur Leserinnen und Leser befragt habe, die sich von sich aus zu einem Interview bereit erklärten. Allerdings schien oft ein ausgeprägtes Erklärungsbedürfnis vorzuherrschen, was die eigene Lektürevorliebe betrifft. Häufig wurde z. B. betont, als PR-Leser sei man – auch im Gegensatz zu Fans gewisser anderer Science-Fiction-Serien – "normal geblieben“, „Perry Rhodan“ sei eben nur ein Hobby, man habe ja auch noch anderes zu tun. Hier wird durchaus die Sorge spürbar, man könne als fanatisch oder weltfremd erscheinen. Einige haben hier auch schon in ihrem Umfeld negative Erfahrungen gemacht.
Insgesamt denke ich, die Befragten merken, dass wir ernsthaft an der Sache interessiert sind und sie uns ohne Misstrauen begegnen können. Eher als Skepsis erfahre ich, dass viele sich unter unserer Fragerichtung wenig vorstellen können. Dinge, die im eigenen Alltag als banal empfunden werden, können eben für uns höchst spannend sein. Das wichtigste ist hier, den Interviewten zu vermitteln, auch Sachverhalte ausführlich zu erzählen, von denen sie denken, sie würden niemanden interessieren.

Zauberspiegel: Wie nutzen Sie denn Perry Rhodan? Was begeistert Sie ganz persönlich, was erstaunt? Was missfällt Ihnen möglicherweise? Haben Sie auch schon einen Lieblingsautor?
Mirjam Nast: Ich lese momentan den 2.500er-Zyklus und will mich von dort aus zur aktuellen Handlung vorarbeiten. Davor habe ich einige Hefte quer durch den Serienverlauf gelesen – im wesentlichen Empfehlungen bzw. Lieblingsbände meiner Interviewpartner.
Was die Inhalte betrifft, habe ich schon deutliche Präferenzen. Mir gefallen die Beschreibungen der außerirdischen Wesen – schon was die äußerlichen Aspekte betrifft, sind da originelle und wirklich lustige Ideen dabei –, vor allem aber die Darstellung der verschiedenen Völker und ihrer Beziehungen untereinander.
Einen Lieblingsautor habe ich bisher nicht, dass die Romane aber stilistisch so verschieden sind, hätte ich nicht erwartet. Ich mag, wenn die Handlung aus unterschiedlichen Perspektiven geschildert wird, dabei vor allem auch die nicht-menschlichen Sichtweisen. Wenn da zum Beispiel Passagen aus dem Blickwinkel eines Frequenzfolgers vorkommen, finde ich das schon sehr spannend.
Was ich nicht so mag – nicht aus moralischen Gründen, sondern weil ich mich dabei immer schnell langweile – sind Schlachtengetümmel und Explosionen. Da habe ich irgendwie Imaginationsschwierigkeiten. Trotzdem finde ich auch an den ganz alten Heften gefallen, das wiederum aus Stilgründen. Die Sprache der 60er-Jahre-Science-Fiction hat heute einen ganz eigenen Reiz, finde ich. Das ist vergleichbar mit den Cover-Abbildungen, die ich auch aufgrund eines Retro-Faibles ansprechend finde.

Zauberspiegel: Wie ist es für Sie in die Abgründe des Fanseins abzutauchen, zu sehen, dass Romanheftsammlungen teilweise eingefroren werden, um frisch zu bleiben? Was kann über die Spezies Fan schon jetzt sagen? Hat Sie etwas überrascht? Ist es verstörend mit Leuten zu sprechen, die Details über mehrere tausend Romane in Zusammenhänge stellen können?
Mirjam Nast: Zunächst einmal ist die „Spezies Fan“ nicht so einheitlich, wie man sie sich vielleicht vorstellen könnte oder wie es auch teilweise durch die Medien vermittelt wird. Genau hier setzen wir ja an und versuchen, die Differenzierungen herauszuarbeiten. Bei meinen Sammlungsbesichtigungen habe ich beispielsweise sehr verschiedene Arten des Umgangs mit der Serie kennengelernt – vom regelmäßigen Entsorgen der Hefte im Altpapier bis hin zum Bügeln und eigenhändigen Binden in selbst angefertigten Ordnern. Diese Unterschiede zeigen aber noch keine damit verbundene Wertschätzung der Serie an. Auch diejenigen, die ihre Hefte wegwerfen, sind durchaus begeisterte Leser. Welches Expertentum manche dabei entwickeln, ist schon erstaunlich, aber mir auch aus anderen Bereichen nicht unbekannt, ich finde es also auf keinen Fall befremdlich. Interessant ist es hier, sich anzusehen, ob es bestimmte ästhetische Aspekte der Serie gibt, die ein solches Expertentum begünstigen.
Nach unserer bisherigen Arbeitsdefinition sind „Fans“ diejenigen Leser und Leserinnen, die sich mit anderen vernetzen. Die Befragten selbst haben allerdings meist kein allzu rigides Bild davon, was sie unter einem „Fan“ verstehen. Für die meisten gehört aber das regelmäßige Lesen dazu, das eine Verbundenheit mit der Serie anzeigt. Ich bin gespannt darauf, wie sich unser Fanbegriff im Laufe des Projekts im Wechselspiel mit den Vorstellungen der NutzerInnen prägt.

Zauberspiegel: Was lernen Sie und in der Folge Ihrer Forschergruppe und zu guter Letzt wir interessierte Laien daraus, wenn wir erfahren wie ein Leser ein Romanheft liest, wenn er Romane aus lässt, wenn er sich an Projekten wie dem Zauberspiegel oder der Perrypedia beteiligt? Was sagt es uns, wenn einer den kompletten Zyklus sammelt und ihn dann in einem Rutsch liest? Welchen Nutzen kann die Wissenschaft daraus ziehen und welche Handlungen kann der Verlag aus dieser Forschung ableiten?
Mirjam Nast: Wir können lernen, wie sich serielle Strukturen nicht nur, sozusagen textintern, auf die Art, wie wir Bedeutung konstruieren, auswirken, sondern wie sie direkt in Wechselwirkung mit der Strukturierung unseres eigenen Alltags stehen. Zusätzlich lassen sich gerade an Projekten wie Zauberspiegel und Perrypedia sehr gut Entwicklungen im Bereich Serien ablesen, die mit einem allgemeinen Wandel der Medienlandschaft einhergehen. Spannend an „Perry Rhodan“ ist dabei, wie sich eine Serie, deren Format einen Rückgang in seiner Verbreitung erfährt, im Zuge dieser Veränderungen verhält.
Die Relevanz des Themas ist, denke ich, gut sichtbar. Unterhaltung macht einen wichtigen Teil unseres täglichen Lebens aus. Zudem geht es dabei um sehr große Märkte. Hier sollte ich vielleicht betonen, dass es nicht unsere Absicht ist, Marktforschung zu betreiben oder die Produktentwicklung zu beeinflussen. Wenn der Verlag dadurch inspiriert wird, „Perry Rhodan“ in Richtung der Vorstellungen der LeserInnen zu verbessern, kann das ja nur zu beiderseitigem Nutzen sein. Dagegen habe ich natürlich nichts einzuwenden.

Zauberspiegel: Sie fragen danach wie der Leser sein Romanheft und seine Serie nutzt. Was sagt das Verhalten von Nutzern über das Thema Serie an sich und warum und weshalb Serien so beliebt sind? Und ist das Thema dadurch allgemeingültig über alle medialen Erscheinungsformen (vom Romanheft über das TV bis hin zum PC-Spiel) hinweg zu fassen? Kann man also das Thema Serie vom Verhalten der Nutzer her definieren?
Mirjam Nast: Alles sehr gute Fragen, die ich nicht jetzt am Anfang, aber hoffentlich zum Ende unseres Projekts beantworten kann. Besonders der letzte Punkt charakterisiert ja unsere spezifische Herangehensweise an das Phänomen Serie und ich bin überzeugt, dass man die Seite der Rezeption einbeziehen muss, wenn man die Bedeutung von Serialität und die große Verbreitung serieller Formate verstehen will. Dabei sollte immer berücksichtigt werden, dass die Rezeption zwei wichtige Dimensionen beinhaltet, eine symbolische und eine praktische. Es darf also nicht nur darum gehen, wie über die Serieninhalte Bedeutungen ausgefochten werden, sondern es muss auch gefragt werden, welche Funktionen Serien im Alltag erfüllen, denn nur dadurch lässt sich begründen, weshalb das Serienformat ein so durchschlagender Erfolg sein kann. Zu beschreiben, wie sich Ästhetik und Praxis gegenseitig bedingen, erfordert ein sehr genaues Hinsehen. Indem wir „Perry Rhodan“ und „Tatort“ vergleichen, können wir dabei auch Aussagen darüber machen, ob die unterschiedliche medialen Formate spezifische Formen der Serialität hervorbringen und wie diese zu charakterisieren sind. Ich freue mich, dass Sie genau wie ich gespannt auf unsere Ergebnisse sind!

Zauberspiegel: Wir werden mitfiebern und uns zu gegebener Zeit, den Ergebnissen zuwenden. und Sie wieder ins ›Gebet nehmen‹. Besten Dank für das Interview.

Kommentare  

#1 fabianf 2011-08-08 11:49
Ich hatte von dem DFG-Projekt gehört, war aber über den Artikellink jetzt zum ersten Mal auf der Seite. Sehr spannend! Danke für das Interview!

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