Leser fragen ... Wolfhart Luther
: Joachim Puhle war im Lauf der Jahre in mehreren Sparten als Autor und Lektor tätig, aber nicht im Verlag, sondern zu Hause in Ettlingen, nicht weit von Baden-Baden und später auch Sasbachwalden. So konnte er stets schnell mal Arbeit abholen. Romane und Autoren brauchte er nicht auszusuchen; das wurde von den verantwortlichen Redakteuren erledigt. Das waren Herr Schaaf und davor Herr Huber.
: Ich bedaure einen Schriftsteller namens Uwe Anton nicht zu kennen. Sein Name taucht in keinen Unterlagen des Verlages auf, nicht einmal in der Liste der eingesandten und zurückgeschickten Manuskripte.
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: Die Auswahl der Grossband-MS lag in Händen der zuständigen Lektoren, und ich kann heute die wahren Gründe über die Verschiebung der Erscheinungszeiten nicht sagen. Puhle war sicher ein guter Autor und kam so in den Genuss zahlreicher Nachdrucke.
: Gruselzeitungen? Es gab kein entsprechendes Objekt, weshalb die Redaktion ihre Idee durchsetzte. Vorteil war: es meldeten sich zahlreiche Autoren, nicht nur um an der Zeitung mitzuwirken, sondern auch für Heftromanserien.
: In Erinnerung geblieben sind mir die ersten indizierten Dr. Morton-Romane", mit denen wir die besten Verkaufsergebnisse erzielt haben. Es ist damit beim Publikum das Interesse geweckt worden - jedenfalls bei denjenigen mit Gruselverstand".
: Die Formatvergrösserung war ein Versuch, mehr Aufmerksamkeit im Verkauf zu erreichen. Es war nur ein Versuch und wir hätten noch mehr für die Redaktion ausgeben müssen, vor allem personell.
: Das Format lief nicht so gut.
: Wenn schon - denn schon. Der Gruselsektor im Zeitschriftenhandel war unter¬versorgt. Im Ausland gab es sehr gute Serien. Gute Übersetzer fand ich in Baden-Baden allein schon beim Südwestfunk. Und dort war der Sportchef frei geworden. Heinz Schaaf versorgte uns mit allem Erforderlichen. Nebenbei: er hat durch einen Reporterausfall beim Spiel in Kaiserslautern über den Lautsprecher nach einer Hilfe gesucht und bei dieser Gelegenheit Rudi Michel gefunden - den späteren Sportchef. Ja, mit wenigen Autoren, mit Übersetzungen und mit Hilfe von Lit. Agenturen konnten wir ziemlich massiv starten und uns durchsetzen. Heinz Schaaf ist uns bis zu seinem Tod treu geblieben und hat sogar auf dem Krankenbett noch redigiert.
: Weitere Gruselstoffe haben wir nicht mehr vorbereitet.
Der Richter-Verlag" hat ohne unser Wissen und ohne Lizenzrechte Dr.-Morton-Romane nachgedruckt. Die CLC Copyright Licenser Control, eine Gründung von uns zwecks Kontrolle und Verwertung der Rechte, hätte ihn sonst zur Rechenschaft gezogen.
: Der Autor hat nichts zu autorisieren, denn die Weltrechte liegen allein beim Verlag. Das ist in allen unseren Verträgen so festgehalten.
: Die angekündigten Dr. Morton-Romane ab Nr. 55 sind alle noch verfasst, aber nicht mehr gedruckt worden. Es existieren noch ca. zehn Dr.Morton-MS. Von Lord muss ich erst nachprüfen, denn es wurden z. T. noch Morton-MS umgeschrieben. Irgendwann werde ich es noch finden.
: Veröffentlichung im Zauberspiegel: im Laufe der nächsten Zeit wird sich herausstellen, ob und in welcher Form Dr. Morton-Romane veröffentlicht werden. Wie lange es dauert, kann ich jetzt noch nicht sagen. Es laufen Verhandlungen mit Verlagen im Ausland, die Interesse bekunden. Es handelt sich um diverse Sprachen. Deshalb muß abgeklärt werden, ob nebenher eine Veröffentlichung im Zauberspiegel erfolgen darf. Wir bitten um Verständnis und wenden uns an Sie, wenn alles klar ist.
: Das Pseudonym Howard Carter hatte nichts mit Don Boston zu tun. Nachdrucke mit abgewandelten Titeln hat es keine gegeben.
: Das Ende von Dr. Morton war und ist offen. Leser brauchten nicht besänftigt zu werden, nicht einmal die Bundesprüfstelle. Bei denen ging es nur darum, das Angebot wegen möglicher Jugendgefährdung aus dem Zeitschriftenhandel zu drängen. Mit entsprechender Taktik kann jederzeit eine Indizierung zu guten Verkäufen ohne Zeitschriftenhandel führen. Wir hatten das ja auch getestet und damit Geld verdient. Wir könnten es heute wieder so machen, wenn die Nachfolge geklärt oder aber ein entsprechend versierter Verleger interessiert wäre.
: Auf keinen Fall wird es gekürzte" Nachdrucke geben, in welcher Form auch immer.
Einstellung Erber-Luther-Verlag: 1990. Grundstücksverkäufe mit Gebäuden: 1991. In den 1980ern hatten wir hauptsächlich mit dem Verkauf der Schwarzwaldspezialitäten und den Restauflagen zu tun, also mit keinerlei Neuentwicklungen auf dem Heftsektor.
: Start Erber-Luther-Verlag: 1970
: In den 1980er bis 2000er-Jahren war ich (s. oben) vielfach im Verlagswesen tätig, aber dann mehr mit Finanzen beschäftigt.
: Der Heftroman wird es weiterhin schwer haben, wahrscheinlich von Jahr zu Jahr schwerer. Einzelne Serien spezieller Art, z.B. Krimis und Western, können noch überleben. Aber leider zieht das Fernsehen immer mehr Menschen vom Lesen ab. Man kann heute schon mit den winzigen Mobiltelefonen TV-Sendungen sehen, und das tun nicht nur die Jugendlichen, wie ich selbst hier im Urlaubsgebiet festgestellt habe. Der Wandel vollzieht sich, und deshalb muss der Verleger mitgehen.
: Auch Jerry Cotton hat leider Federn lassen müssen, aber er war so stark etabliert, dass er immer noch gute Chancen in nächster Zeit hat. Ein Geheimrezept hat es aber nicht gegeben. Die Figuren kamen sehr gut an. Die Autoren müssen keine Experimente machen.
: Jerry Cotton wurde öfter in TV-Sendungen erwähnt. Wir machten Werbung auf den Sportplätzen. Das würde mit Sicherheit auch heute noch wirken. Viele meiner Bekannten kennen Cotton nicht, sind aber auf Bundesligaplätzen präsent. Dazu muß man nicht einmal, wie ich das in den Sechzigern gemacht habe, einen Fußball mit Lautsprecheransage per Hubschrauber zum Anpfiff abwerfen und Leseproben auf allen Rängen von der Jugendmannschaft verteilen.
: Anfang der Neunziger wanderten wir in die Schweiz aus, um in der einzig echten und ältesten Demokratie der Welt unseren Wohnsitz zu nehmen. Nach dem Verkauf unseres Privathauses in Sasbachwalden brauchen wir nicht mehr so oft zurück zu fahren und leisten uns deshalb einen HONDA Insight Hybrid mit einem Verbrauch von nur noch durchschnittlich 4.8 Liter Normalbenzin.
: Ersparen Sie mir den Vergleich Kommissar X zu Jerry Cotton, der der Bessere ist.
: Jerry Cotton erschien alle paar Wochen in der Serie Bastei-Krimi als Roman wie jeder andere Krimi. Und da ich als Vertreter die Serie las und mir die Romane mit Jerry Cotton als Hauptfigur gefielen, schlugen meine Kollegen und ich Herrn Lübbe bei einer Tagung vor, aus Jerry Cotton eine eigene Serie zu produzieren. Später setzte ich mich auch für und bei der Verfilmung ein. Natürlich las ich später auch Hefte und Taschenbücher aus der eigenen Produktion, teilweise zuvor die Manuskripte. Aber dafür blieb später kaum noch Zeit. Die Arbeit begann für meine Frau und mich täglich montags bis samstags um 7 Uhr und endete - je nach Besucher - zwischen 20 und 23 Uhr. Sonntags allerdings nahmen wir uns Freizeit ab 14 Uhr. Erst unter diesen Umständen hat die Arbeit Freude gemacht.
: Den Beruf als Schauspieler gab ich mangels Engagement (durch die Währungsreform) nach der Spielzeit 1948/49 auf. Es blieben nur gelegentliche Auftritte und die kurzzeitige Führung eines eigenen kleinen Theaters das bühnchen" mit teilweiser Unterstützung durch Frau Gabriele Henkel (Henkel-Werke Düsseldorf). Heute müßte ich andere Rollen einstudieren, und dafür hätte ich keine Zeit.
: Bei Erber - Luther verkauften wir wenigstens 50 000 Exemplare pro Serie. Natürlich mußten die höheren Auflagen auch die schwächeren mitreißen. Aber lange hielten wir das nicht durch.
: Die Zeit der bunten Heftchen war eine sehr schöne Zeit. Die Freude beim Umgang mit den Grossisten und Bahnhofsbuchhändlern trieb uns zu immer neuen und höheren Leistungen an. Und eine solch erfolgreiche Zeit kann ich nicht vergessen.
:Ja, mit meiner Taktik, alle Waren bar zu bezahlen, haben wir viel Geld gespart. Kredite sind das Geschäft der Banken. Produzenten oder Händler verdienen als Barzahler mehr als den Lebensunterhalt. Bei uns gab es keine Kreditkarten und Handys, Geschäfte oder Restaurants, in die man nur mit Parkgebühren kommt, sind gestrichen. Nur so konnte ich ein Autonarr" sein. Aber wir mußten auch Strecken wie z.B. Baden-Baden -- Hamburg in einem Tag hin- und zurückfahren. Es ging in die Millionenkilometer. Heute fahren wir nur noch kleine Strecken - deshalb der kleine HONDA... Aber es macht immer noch Spass. Eine Liste mit unseren inzwischen 81 Autos müssten Sie bereits erhalten haben. Ein paar Fotos schicken wir noch. (Eine Auswahl von knapp 20 der Autos haben wir in der Bildergalerie zusammengefasst, die Red.)
Unsere Gespräche mit Wolfhart Luther
... Wolfhart Luther über Bastei, Lübbe, Außendienst und Verlagsleitung
... Wolfhart Luther über Wechsel, Übernahmen und Beobachtung
... Wolfhart Luther über viel Arbeit, Reisen nach England und Grenzüberschreitungen
... Wolfhart Luther über Gründgens, Verleger und Grundsatzfragen
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