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Ein ›ewiger‹ Krimiklassiker - tatort - Gedanken zur 1000. Folge

tatortEin ›ewiger‹ Krimiklassiker
tatort - Gedanken zur 1000. Folge

Wenn in wenigen Wochen die 1000. Folge über den Bildschirm geht, dann ist die Krimireihe TATORT die folgenreichste des deutschen Fernsehens - und zwar vierstellig.

Kaum eine andere Serie hat das geschafft, ausser die vielen Telenovelas und Dailey-Soaps. Doch für die ist das ein Kinderspiel, bei täglichneuen Folgen.


Dabei war der Tatort in den ersten Jahren eben nur der Tatort. Die bekannteren Kriminalserien liefen im ZDF. Der Kommissar, Der Alte, Derrick. Die Reihe mit den wechselnden Kommissaren interessierte nur gelegentlich. Meist immer dann, wenn ein spektakulärer Fall gezeigt wurde. Das änderte sich ein bisschen mit Schimanski und ab den 90-er Jahren war der Tatort die wichtigste Kriminalreihe im deutschen TV.

Längst hatte er den ZDF-Krimi den Rang abgelaufen. Die alten Kommissare des Ringelmann-Universums gingen nach und nach in Pension. Die beliebten Gesichter verschwanden. Die Nachfolger konnten an die einstigen Erfolge kaum anknüpfen. Der Tatort war da von Anfang an besser dran. Man war nicht auf einen Kommissar festgelegt. Es ermittelten verschiedene Teams in den verschiedenen Bundesländern. Und die meisten von Ihnen wurden auch immer wieder ausgetauscht. Damit war das Konzept zwar zunächst nicht so beliebt, weil dem Zuschauer die wöchentliche Begegnung mit seiner Identifikationsfigur fehlte, aber in den ausgehenden 90-er Jahren wandelte sich eben die Zeit. Der Tatort gewann Oberwasser. Die Zuschauer brauchten keine Identifikationsfigur mehr. Gute Krimis in Kinoqualität waren gefragt.

Der Tatort lieferte von Anfang Krimis mit aktuellen Bezügen, zeigte soziale Missstände auf und legte oftmals eindrucksvoll dar wie schwach das Individuum Mensch sein konnte.

Im legendären Früh-Tatort Reifezeugnis wurde gleich das erste Tabu gebrochen. Eine Schülerin hat eine Liebesbeziehung zu ihrem Lehrer. Drumherum wurde eine Mordgeschichte gewoben, die aber eigentlich nur Nebensache war. Die Spannung oder besser gesagt das Interessante an diesem Film zog sich allein aus der Lehrer-Schüler-Beziehung und den damit verbundenen Querelen zwischen dem Lehrer, der Ehefrau, einigen Mitschülern und einem verliebten jungen Mann, der auf der Strecke bleibt.

Mit der Figur des Zollfahnders Kressin gelang dem WDR eine Figur voller Extreme. Ein Kommissar, der keiner war. Eine Art James Bond mit Hang zu schnellen Wagen und schönen Frauen. Sieghard Rupp stellte den Sonderling dar, der von Anfang an polarisierte. Danach kam Haferkamp. Ein Kommissar, der gern Bouletten aß und hin- und wieder mit seiner Exfrau schlief um in kniffligen Fällen die helle Erleuchtung zu erlangen. Dessen Nachfolger war Schimanski, der Rüpel-Kommissar. Einer, der ein wenig in die Fußstapfen des Zollmannes Kressin schlüpfte, aber weniger schick und heldenhaft war. Der WDR lieferte sicher die interessantesten Typen. Aktuell ermittelt dort das Team Ballauf/Schenk (Stand 2020).

In BW gab es in der Frühphase einen Kommissar Lutz. Ein richtiger Typ Beamter mit Sakko und Schnäuzer, der aber recht einfühlsam ermitteln konnte. Mit "Kein Kinderspiel" brach auch er ein Tabu. Der Mord an einem Kind musste geklärt werden. Damals im Krimi ein Wagnis. Und auch wenn sich der Mord am Ende als Selbstmord herausstellte war das vielleicht sogar noch kontroverser. In Rot-rot-tot war er einem Frauenmörder auf der Spur, der seine Krawatte nutze um Rothaarigen die Kehle zu zuschnüren. Gespielt wurde dieser von Curd Jürgens. So einen prominenten Gegenspieler bekam man nicht alle Tage und als er zusagte, entwickelte man eigens für ihn dieses Drehbuch.

Lutz ermittelte auch im Familienmilieu. Ein Drama löscht Frau und Kinder aus. Ein erneutes Tabu und ein brisantes Thema, welches gerade in den 70-er Jahren einigen Staub aufwirbelte.

Zur Tradition des Tatort gehörte auch, dass Frauen hin- und wieder als Ermittler auftauchten. Eine von Ihnen war Karin Anselm. Sie gehörte mit ihrer sachlichen und ruhigen Art zu den erfolgreichsten Damen mit Pistole. Ihr berühmtester Fall Peggy hat Angst, wo es um einen irren Frauenmörder geht.

Die Themen in heutigen Tatort-Folgen sind noch immer aktuell. Die Erzähl-weise hat sich etwas geändert. Die Bilder sind bunter und in HD. Je nach Einsatzort und Kommissar gibt es mal mehr und mal weniger Action. Doch der Tatort ist wie früher auch immer noch ein Experimentierfeld. Man konnte es sich leisten mal was ungewöhnliches zu probieren und Typen wie Schimanski oder Kressin einzusetzen. Wenn's in die Hose ging, probierte man eben was Neues. Der Tatort hat sich durch sein Konzept unsterblich gemacht. Denn Krimis sind immer gefragt. Gedacht hätte das wohl niemand als Walter Richter alias Kommissar Trimmel im allersten Tatort ein "Taxi nach Leipzig" bestieg. Der Kommissar des NDR gab den Startschuss. Ihm folgten viele. Den 1000. Fall löst Maria Furtwängler als Charlotte Lindholm gemeinsam mit Axel Milberg ebenfalls für den NDR. Und wieder heißt die Folge "Taxi nach Leipzig". An Bord sind einige der Schauspieler aus der ersten Folge. Ich denke, da schaut man gerne zu.

Zum 1000. Tatort
The best cases ever

1.   Reifezeugnis 
2.   Rot-rot-tot 
3.   Das Haus im Wald
4.   Weil sie böse sind 
5.   Peggy hat Angst
6.   Geburtstagsgrüße

7.   Das Lederherz
8.   Der Spezialist
9.   Alles umsonst
10. Tote Taube in der Beethovenstraße 

Weitere tolle Tatort-Filme:
40 Jahre Tatort - Haferkamps Fälle: Zweikampf
40 Jahre Tatort-Haferkamps Fälle: Rechnung mit einer Unbekannten

40 Jahre Tatort - Das neue Jahrtausend: Direkt ins Herz
40 Jahre Tatort - Das neue Jahrtausend: Requiem 
40 Jahre Tatort - Das neue Jahrtausend : Hitchcock und Frau Wernicke

und die Artikelserie von Ingo Löchel
40 Jahre Tatort

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