Die Erben Allan Pinkertons - »IOB Spezialauftrag« – Staffel 2
Die Erben Allan Pinkertons
»IOB Spezialauftrag« (2. Staffel)
Wie sowohl auf der DVD-Box zur ersten wie zur zweiten Staffel der Serie „IOB Spezialauftrag“ nachzulesen ist, entsprach bei der Fernseherstausstrahlung die Sendereihenfolge keineswegs der Produktionsreihenfolge. Staffel 2 wurde eigentlich vor Staffel 1 gedreht, und das DVD-Label Studio Hamburg Enterprises mutmaßt, dass der Schnauzbart von Hauptdarsteller Claus Wilcke, den dieser nur in den dreizehn zuerst gedrehten Folgen trägt, dafür der Grund gewesen sein könnte. Eine andere mögliche Erklärung wäre aber auch, dass selbst die Macher bzw. die Redakteure des ZDF erkannten, dass die zunächst gedrehten dreizehn Folgen deutlich schlechter sind als diejenigen, die nun bereits vor einigen Wochen als Staffel-1-Box auf DVD erschienen sind. Denn Peter Meincke („Gesucht wird…“, „Im Auftrag von Madame“), der alle dreizehn Episoden der Staffel-2-Box inszenierte und auch an allen zumindest als Co-Autor beteiligt war, erweist sich hier leider weder als besonders geschickter Konstrukteur von Spannungsgeschichten noch als sonderlich cleverer Regisseur, was insgesamt zu einem eher mauen Ergebnis führt.
Man erkennt, dass diese dreizehn Folgen die ersten waren, auch an der Tatsache, dass Spezialagent Mike Jackson (Claus Wilcke) hier mit seinem Porsche immer zunächst in die Tiefgarage der „International Overseas Business“-Zentrale in Hamburg fährt – in den zuvor veröffentlichten Folgen musste man sich noch mühsam zusammenreimen, was der IOB eigentlich ist. Auch darüber hinaus setzen diese dreizehn Folgen nun ganz penetrant auf Wiederholungen und serielle Elemente. Am aufdringlichsten macht sich das in der Tatsache bemerkbar, dass Agentin Catherine Burger (Gerlinde Doeberl) stets ein Buch mit den Kriminalfällen des historisch verbürgten Privatdetektivs Allan Pinkerton (1819-1884) zur Hand hat, darin immer wieder Parallelen zu den aktuellen Fällen des IOB feststellt und im Laufe dieser Staffel so ziemlich jeden Kollegen mit der Leselust für diese Bücher ansteckt. Von der tatsächlichen Cleverness des Vaters aller Detektivfiguren lässt sich in Peter Meinckes Drehbüchern erstaunlich wenig wiederfinden. Stattdessen erinnern seine Fälle viel eher an naive Groschenheft-Kriminalistik. Intensiv eingesetzt wird auch das Elektronische Datenverarbeitungssystem der Agentur, „Sir Henry“ genannt, das um 1980 herum für deutsche Fernsehzuschauer wohl tatsächlich noch Innovation und Modernität symbolisierte. In heutiger Zeit bleibt davon nur noch eine nostalgische Note übrig, wohingegen die Aufnahmen an exotischen Schauplätzen (zumeist wohl Spanien) noch immer reizvoll sind.
Da auch diese dreizehn Folgen jeweils mit einer Laufzeit von nur 25 Minuten auskommen müssen, wirkt vieles allzu hektisch. Zu oft und zu schnell wechseln die Locations, zu oft weiß der Zuschauer gar nicht so recht, was hier eigentlich gespielt wird und was die Detektive herausfinden sollen. Das liegt an den unbedarften Drehbüchern und einer teilweise arg amateurhaften Inszenierung, die häufiger Langeweile als kriminalistische Spannung aufkommen lässt. Für Fans der Hauptdarsteller kann das durchaus noch einen gewissen Reiz haben, auch die Gastrollen sind hier wieder mit renommierten und talentierten Schauspielern wie Friedrich G. Beckhaus, Fernando Sancho, Ulli Kinalzik, Werner Schumacher, Rolf Schimpf, Ricardo Palacios oder Herbert Steinmetz besetzt. Die DVD-Erstveröffentlichung bietet ein ganz passables Bild (im Vollbildformat 1,33:1) und einen stets gut verständlichen deutschen Ton (in Dolby Digital 2.0). Bonusmaterial ist nicht mit aufgespielt.