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Mein Nachbar, der Vampyr - Die Reihe »Vampire unter uns!« von Mark Benecke et al.: 6. Statistik

Vampire unter unsMein Nachbar, der Vampyr
Die Reihe »Vampire unter uns!« von Mark Benecke et al.

6. Statistik
In den ersten beiden Bänden der Vampire unter uns-Reihe ging es – nebst eingestreuten Berichten zur Folklore, der Rolle Vlad Tepeş' und dem rumänischen Vampirtourismus – im Wesentlichen um einen Überblick über die Vampyr-Szene mit den sanguinen Vampiren als Schwerpunkt. Als Quellenmaterial dienten dabei zu einem Großteil persönliche Befragungen


Weiterhin dienten eine Erhebung der Atlanta Vampire Alliance (AVA); eine wissenschaftlich verwertbare Analyse der spezifisch deutschen Verhältnisse lag leider nicht vor. Das wird im dritten Band der Reihe nachgeholt mit einer umfassenden Arbeit Ines Fischers als Grundlage.

Die von ihr erfaßten (sanguinen) Vampyre variierten im Alter von 15 bis 44 Jahre, doch befand sich das Gro in dem Bereich von 22 bis 31 Lenzen. Nur sehr Wenige sind Minderjährige, aber verhältnismäßig viele über 30 waren darunter, so daß es sich „nicht um eine eindeutige Jugendkultur handelt“. Der Anteil von Frauen liegt bei 59%. Bisexuell sind 36%, davon über 50% bei den weiblichen Teilnehmern der Studie.

Das Bewußtsein, anders zu sein, kann von der frühen Kindheit bis in die Twens stattfinden, mit einem Schwerpunkt für das Alter zwischen Sieben und Vierzehn. Hier wird mit den ersten Ausläufern der Pubertät auch der Beginn von Selbstfindungsphase und Selbstreflexion eingeläutet. Doch Andersartigkeit ist noch nicht die Erkenntnis, ein Vampyr zu sein. Diese kann sich den Resultaten zufolge zwischen Fünf und 45 einstellen, mit einem Peak in der Hochphase der Pubertät zwischen 15 und 19, dem Ende der persönlichen Selbstfindungsphase.

68% der Befragten haben angegeben, sich noch auf der Suche nach einem geeigneten „Blutspender“ zu befinden. Das liegt zum einen daran, daß dieser entsprechende Kriterien erfüllen muß in Bezug auf psychische und physische Gesundheit, Vertrauenswürdigkeit, Verantwortungsbewußtsein und Verschwiegenheit. Zum anderen aber ist es mit der Partnersuche wie bei sonstigen Formen der Beziehungsanbahnung auch, wo jeder seine spezifische Prägung, seinen „Typ“ hat. Wer für zierliche, nordische Blondinen schwärmt, wird sich gewiß nicht ohne Wenn und Aber für das Blut eines kräftigen Latino- Jünglings erwärmen können, und wem es nach unkomplizierten Naturburschen gelüstet, der dürfte mit einer vielschichtigen Intellektuellen auch nicht viel anfangen können (nur um mal zwei Beispiele zu nennen).

Hat sich so ein Kontakt erst einmal etabliert, ist er erstaunlich konstant. Ein Fünftel der Befragten hatte nur einen einzigen Donor, ein weiteres Fünftel zwei, und insgesamt 89% gaben an, weniger als zehn gehabt zu haben. Nur bei 4% wurde die Zwanzig überschritten.

Es scheinen ähnliche Kriterien vorzuherrschen wie bei der regulären Partnerwahl: Sowohl Blutsverwandte, als auch vollkommen Fremde sind in der Statistik in keinem einzigen Fall vertreten. Selbst flüchtige Bekannte haben in gerade mal 2% der Fälle als Spender fungiert. Dafür dominieren enge Vertrauenspersonen (55%) und der feste Partner (23%). Gute Bekannte (11%) oder Mitglieder der Community (5%) sind schon merklich seltener vertreten (Allerdings haben auch nur 22% der Teilnehmer einer Vampyrfamilie angehört, so daß die allgemeinen 5% in ihren Kreisen auf knapp 23% hochgerechnet werden können).

Beinahe die Hälfte der Vampyre bevorzugen ein Geschlecht, wobei Frauen (36%) favorisiert werden, teils vielleicht aus ästhetischen Gründen, teils weil der Lebenssaft des weiblichen Geschlechts einen „angenehmeren Geschmack“ haben soll. Bei heterosexuellen Männern ist die Präferenz des anderen Geschlechts deutlicher ausgeprägt, als bei gleich orientierten Damen. Auch wenn viel Wert auf die Trennung zwischen Sex und dem Akt des Trinkens gelegt wird, gaben nur 22% an, mit keinem ihrer Spender Geschlechtsverkehr gehabt zu haben.

Nichtsdestotrotz ist Vertrauen in diesen Beziehungen nicht alles; die überwiegende Mehrzahl der Vampyre gibt an, daß ihre Donors immer medizinisch getestet gewesen sind (72%), wobei knapp die Hälfte (48%) sogar die entsprechenden Dokumente hat einsehen wollen.

In 60 % der dokumentierten Fälle haben Vampyre auch schon als Blutspender fungiert, sei es, um eine Bindung unter Gleichgesinnten zu vertiefen, sei es, um den Leidensdruck eines guten Freundes zu lindern. Wo 32% diese Erfahrung als angenehm empfunden haben, ist es bei 23% nicht der Fall gewesen. Hier spielt der Glaube hinein, daß Blut Vita ist, und die Abgabe einen Verlust von Lebenskraft impliziert.

Frau Fischer schließt mit der Erkenntnis, daß es sich um eine recht vielschichtige Szene mit einem für einen für eine Subkultur verhältnismäßig hohen Altersdurchschnitt handelt. Allen gemein sei lediglich der „Blutdurst“ als „kleinsten gemeinsamen Nenner“, über den „sich die Vampyrgesellschaft zum größten Teil definiert“.

Im Werdegang fallen Parallelen auf in der Entwicklung der Selbstwahrnehmung und dem Knüpfen von Kontakten. Eine Andersartigkeit wird in der Mehrzahl der Fälle schon im Kindesalter bemerkt, die sich in der Regel aberr erst am Ende der Pubertät (Selbstfindungsphase) als Identifikation mit den Vampyren manifestiert. Der Kontakt zu Gleichgesinnten erfolgt für gewöhnlich in den Jahren darauf, wobei offene Gemeinschaften gegenüber familiären Strukturen dominieren.

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