Go West! - 01. Juli 2014
Eine Reise in den ›Wilden Westen‹
1. Juli 2014
Garnet und Missoula
Der heutige Tag führte uns noch weiter in den Westen Montanas, der von wunderschönen Berglandschaften und tiefen grünen Wäldern geprägt wird.
Unser Ziel war eine der besterhaltensten Geisterstädte der USA – Garnet, nordöstlich der Universitätsstadt Missoula in den Garnet Mountains; so benannt nach den Halbedelsteinen (Granat), die hier gefunden wurden.
Seit Anfang der 1860er Jahre wurde hier – wie an anderen Stellen in Montana – Gold entdeckt. Ein 32 Unzen schwerer Nugget brachte den ersten Boom ins Rollen.
In den 1870er Jahren war der erste Rausch vorbei; es wurde immer schwieriger, die Goldadern auszubeuten. Dann wurde Silber entdeckt, und ein neuer Boom entwickelte sich, der beim Fallen des Silberpreises 1895 zusammenbrach.
Neue Technologien ermöglichten wieder einen lohnenswerten Goldabbau, und so entstanden in den 1890er Jahren über 40 neue Goldminen in der „First Chance Gulch“, und es entstand die Siedlung „Mitchell“, nach Dr. Armistead Mitchell, einem der größten Minenbesitzer der Region. Der Ort wurde bald in „Garnet“ umgetauft und erhielt eine Straße, die ihn mit der Northern Pacific Railroad verband.
Der Ort blühte auf. Es gab schließlich 4 Geschäfte, 4 Hotels, 13 Saloons, 3 Mietställe, und um 1900 auch eine Schule mit 41 Schülern!
Aber auch dieser neue Boom dauerte nicht lange. Um 1917 hatten die Minen von Garnet für etwa 950.000 Dollar Gold gefördert. Langsam starb die Stadt ab; es lebten nur noch 150 Menschen hier. Der 1. Weltkrieg brachte weitere Rückgänge, weil viele Menschen sich einen Job in der Rüstungsindustrie suchten.
Noch immer gab es den Davey-Store und ein Hotel, und 1934 stieg der Goldpreis dramatisch an, von 16 auf 35 Dollar die Unze. Garnet erlebte eine neue, letzte Blüte. Die Bevölkerung wuchs auf 250 Bewohner. Aber 1942 wurde das Postamt geschlossen, und 1947 starb der Besitzer des Generalstores, Frank Davey. Das war das Ende von Garnet.
Wäre nicht das „Bureau of Land Management“ von Montana, vermutlich wären nur noch Fundamente von Garnet übrig.Aber die Stadt repräsentiert in vorzüglicher Weise das Auf und Ab der Minengeschichte Montanas, also wurden manche der alten Gebäude stabilisiert, und heute kommen jährlich einige Tausend Menschen, die mit eigenen Augen sehen wollen, wie das Leben war, als das Gebiet vom Gold- und Silberrausch geschüttelt wurde und aus dem Chaos von Gier, Gewalt und Geschäftstüchtigkeit der Staat Montana entstand.
Die Fahrt nach Garnet ist ein Abenteuer an sich: Nach wenigen Meilen hört die Straße auf, und es windet sich eine schwindelerregende, unbefestigte Serpentinenstrecke bis auf fast 2000 m hoch in die Berge. Neben dem Weg gähnt ein tiefer Abgrund.
Unser weißer „Planwagen“ hat die steile „Rumpelstrecke“ glänzend bewältigt und uns auch sicher wieder ins Tal gebracht.
Neben den Geistern der alten Prospektoren, leben interessante Tiere in den alten Hütten, wie dieser blaue Vogel und das farbenprächtige Streifenhörnchen.
Wir fuhren danach weiter nach Missoula, wo wir heute Nacht bleiben. Diese Stadt ist Sitz der University of Montana. Sie entstand aus einem Handelsposten und einem Militärfort. 1877 wurden Angehörige der 25. Infanterie in die Nez Perce Kampagne abkommandiert.
Von Fort Missoula, das zwischen 1877 und 1947 bestand, existiert nur noch der alte Militärfriedhof, aber das Gelände ist mit zahlreichen Zeugnissen der Vergangenheit der Stadt angefüllt, wie etwa einer alten Dampflokomotive.