Go West! - 15. Juni 2016
Wieder in den ›Wilden Westen‹
15. Juni 2016
Wir hatten die Nacht in Bismarck verbracht. Unser erster Stopp heute war das kleine aber feine "Lewis & Clark Interpretive Center" in Washburn direkt am Lewis-&-Clark-Trail.
Zwischen 1804 und 1806 öffneten die beiden Captains Meriwether Lewis und William Clark mit einer der .erfolgreichsten Expeditionen der Weltgeschichte den Weg in den amerikanischen Westen Sie bahnten Amerika den Weg zum Pacific. Sie kontaktierten und verhandelten mit mehr als 50 Indianervölkern . Neben Kartographierungen waren ihre Entdeckungen bzgl. Flora und Fauna überwältigend.
In dem kleinen Museum wird in besonderer Weise dem Schweizer Maler Karl Bodmer gedacht, der zusammen mit Maximilian zu Wied diese Region bereiste und unersetzliche bildliche Zeugnisse der Kultur der Indianervölker schuf. (Bild 337-339)
Nach einer stundenlangen Fahrt durch die Plains von Nord-Dakota erreichten wir unser heutiges Ziel: Fort Union unweit des Zusammenflusses des Yellowstone und des Missouri.
Auch hier lagerte die Lewis-&-Clark-Expedition und erkannte die strategische Bedeutung dieses Platzes. Hier kreuzten sich in alter Zeit Jagd- und Kriegspfade der Indianerstämme dieses Gebiets.
1829 errichtete die „American Fur Company“ hier einen gewaltigen Handelsposten, der als „Fort Union“ bekannt wurde. Gründer und Besitzer dieser Gesellschaft war bis zum Verkauf an Pierre Chouteau der deutsche Einwanderer Johann Jacob Astor aus Walldorf bei Heidelberg. Mit unglaublichem Geschäftssinn hatte er es geschafft, bereits um 1800 der reichste Mann der Vereinigten Staaten zu werden. Er war, wenn man es griffig ausdrücken möchte, der „Bill Gates“ seiner Zeit. Er betrieb jede Art von Geschäft, aber das einträglichste war der Pelzhandel.
Hauptartikel in Fort Union war in den 1840er Jahren die Bisonrobe.
Und der mächtigste Mann am Oberen Missouri war Astors Teilhaber und Chef des „Upper Missouri Outfit“, Kenneth MacKenzie. Er war der „König des Oberen Missouri“, ein Mann mit unglaublichem Geschick, gute Geschäfte mit allen Indianervölkern zu treiben. Er führte zudem die Dampfschifffahrt auf dem flachen Missouri ein und revolutionierte damit das Transportwesen in dieser Region..
In Fort Union empfing er illustre Gäste, den Herzog Paul von Württemberg ebenso wie den Prinzen zu Wied und Karl Bodmer, sowie den amerikanischen Maler George Catlin. Später arbeitete in Fort Union zeitweis der Schweizer Maler Friedrich Kurz als Buchhalter und hinterließ detaillierte Skizzen über das Leben in diesem Pelzhandelsposten.
Fort Union war ein frühes Wirtschaftszentrum. Hier lagen stets Waren im Wert von mehr als einer halben Million Dollar – heute fast das 40fache an Kaufkraft. Ständig lagerten Indianer außerhalb des Forts. Es war ein geschäftiger Platz, kaum noch vorstellbar angesichts der Ruhe, die heute hier herrscht.
Die Fotos zeigen das "Bourgeois-Haus", wie man damals im Pelzhandel sagte, das Haus des Chefs von Fort Union, der wie ein Fürst hier residierte, und eine der Bastionen, in denen u.a. Maximilian zu Wied und Karl Bodmer Quartier bezogen.
Ein junger Ranger, der in exzellenter Weise im vorderen Handelsraum den Post-Trader repräsentierte, führte für meine Gruppe eine Schwarzpulver-Demonstration mit einer Nordwest-Gun der Pelzhandelszeit durch. (Bild 340-345)
Zu meiner Freude war Loren Yellow Bird im Fort. Er ist Arikara-Indianer und seit Jahrzehnten Nationalpark-Ranger. Wir kennen uns seit 17 Jahren, seit er in Fort Union angestellt wurde.
Und er war der indianische Fachberater für den Film THE REVENANT - DER RÜCKKEHRER.
Zunächst für eine Rolle engagiert, zogen der Regisseur und DiCaprio Yellow Bird sehr schnell als Ratgeber heran. Er sorgte für das richtige Outfit der Indianer, brachte den Darstellern die richtige Aussprache der Arikara-Sprache bei und unterwies sie in den Verhaltensweisen und Traditionen seines Volkes.
Mehrere Monate arbeitete Yellow Bird für die Filmproduktion; er hat maßgeblichen Anteil an der Authentizität des REVENANT und kann sich derzeit vor Interview-Anfragen der Medien kaum retten.
Nach Jim Hanson ist er der zweite meiner Freunde, der an diesem grandiosen Film mitgewirkt hat. Er hat viel von den Dreharbeiten erzählt. (Bild 346)
In Fort Union traf ich auch einen meiner besten Freunde, den Historiker Michael Casler, der für 2 Jahrzehnte hier als Nationalpark-Ranger arbeitete, am Wiederaufbau des Postens beteiligt war und zu den besten Kennern der Pelzhandelsgeschichte in den USA gehört.
Er hat mehrere Standardwerke geschrieben, u. a. über die Dampfschifffahrt auf dem Missouri (STEAMBOATS IN THE FORT UNION FUR TRADE).
Er ist Herausgeber der Tagebücher des bedeutenden Pelzhändlers Charles Larpenteur. Ein Buch über Fort Floyd ist in Vorbereitung.
Mike empfing mich und meine Gruppe und gab uns eine intensive Einführung in die Praktiken des Pelzhandels. Er leistete uns auch beim Abendbrot Gesellschaft. Er sorgte dafür, daß wir eine wirklich erstklassige Führung erhielten.
Die Nacht verbringen wir in Williston. (Ich kenne diese kleine Stadt noch als verschlafenes Nest. Durch die boomenden Erdölbohrungen in diesem Gebiet ist Williston zu einer turbulenten Industriestadt geworden, sehr zum Missfallen der meisten alteingesessenen Bürger.) (Bild 347)