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Go West! - 27. Mai 2017

Go WestWieder in den ›Wilden Westen‹
27. Mai 2017

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA. Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. -

Folgt mir ...


Die Gruppe, der Reiseleiter und seine VerlobteAuf dem Trail nach Westen
Der Trail hat begonnen. Wir ließen St. Louis hinter uns zurück und fuhren nach Westen, durchquerten den gesamten Staat Missouri. Für die Planwagen eine der leichten Strecken. Es gab ausreichend Wasser und Gras für die Zugtiere.

Die Prärieschoner, die zu den Standardfahrzeugen der Pioniere gehörten, wurden von Ochsen gezogen. Alle Filme, die über die Wagentrecks nach Westen gedreht wurden, sind in dieser Beziehung – nicht nur in dieser – falsch.

Pferde hatten sich als ungeeignet als Zugtiere auf dem Weg nach Westen erwiesen. Spätestens bei Erreichen der Plains im westlichen Nebraska waren sie von den Strapazen überfordert. Pioniere, die sich nicht überzeugen ließen und mit Pferden auf den Weg gingen, scheiterten.

 Die genügsamen, starken Ochsen waren die Zugtiere dieses rd. 2.000 Meilen langen Weges.

Ein weiteres Klischee gilt es zu klären: Die Menschen, die den langen Weg nach Oregon antraten, waren keine armen Schlucker, die aus blanker Verzweiflung auf der Suche nach einer Existenz aufbrachen. Der Weg nach Westen war teuer. Wagen, Zugtiere, Ausrüstung, Saatgut, Versorgung für mindestens ein Jahr, bis nach Ankunft in der neuen Heimat mit der ersten Ernte gerechnet werden konnte, kosteten rd. 1.500 Dollar – nach heutiger Kaufkraft über 35.000 Dollar. Das konnte sich nur jemand leisten, der schon über Besitz verfügte.

 Die meisten Oregon-Trecker gehörten zum „Mittelstand“, um unsere Terminologie zu verwenden. Sie hatten bereits weiter östlich Farmen oder Werkstätten besessen und hatten sich von den Aussichten auf ein größeres und fruchtbareres Stück Land locken lassen, um ihr Leben zu verbessern. Die Vorstellung, das die westwärts ziehenden Kolonisten Habenichts waren, die aus lauter Verzweiflung den Weg nach Oregon antraten, gehört ins Reich der Legende.

Ein weiteres Klischee ist, daß es überwiegend Männer waren, die auf den Trail gingen.

Nein, es waren Familien. Wer Landwirtschaft betreiben will, benötigt eine Familie. Ein Mann ohne Frau bekam bei Gründung einer Farm ziemliche Probleme, und die Kinder waren ebenfalls als Arbeitskräfte vonnöten. Daher: Wenige einzelne Männer brachen auf nach Oregon. Viele Ehepaare.

 Was in diesem Zusammenhang fast nie bedacht wird: Die meisten Menschen auf dem Oregon Trail waren – Kinder. Im Schnitt zog eine Familie aus Vater, Mutter und mindestens 3 Kindern auf den Weg. Der größte Treck, der je nach Westen zog, war die „westliche Karawane“, geführt von dem Missionar Marcus Whitman. Von den etwa 1.000 Menschen dieser Karawane waren 600 Kinder.

Es gibt noch mehr Klischees über die Zeit der großen Trecks. Aber davon später…

Die erste und jahrzehntelang beste Landkarte des Oregon Trail wurde übrigens von einem Deutschen gezeichnet – Karl Preuss, einst Kartenzeichner der preußischen Armee. Er begleitete Anfang der 1840er Jahre die erste Expedition von Lieutenant Charles Fremont vom Topographischen Korps der US-Armee, der den Oregon Trail für die großen Trecks öffnete.

Sein Scout war der ehemalige Mountain Man Kit Carson, der dank Fremonts Beschreibungen selbst zum Held wurde. Er war der eigentliche Landeskenner, der Fremont den Weg wies, den zuvor nur indianische Jagdgruppen, die Astoria-Expedition und Trapperbrigaden gegangen waren.

Das Foto zeigt mich mit meiner Reisegruppe und meiner Verlobten Karen Rogowski. (Bild 28 und 29)

First stop was Fort Osage. Karen Rogowski and I showed our travellers one of the first fur trading factories of the US government, established by William Clark in the land of the Osage Indians. It was active as a military post between 1808 and 1819 and was abandoned as trading post in 1822.

Wir stoppten in Fort Osage im Westen Missouris. Grundsätzlich. Ein „Fort“ ist nicht immer ein Militärposten. Auch Handelsposten hatten diese Bezeichnung, sofern sie einigermaßen befestigt waren.

Fort Osage war eine Kombination, ein Militärposten und eine Handelsstation. Genauer: Fort Osage war eine „Faktorei“.

 Bereits unter George Washington hatte die amerikanische Regierung beschlossen, sich in den Pelzhandel, der sich zu Beginn des 19. Jh. noch in britischer Hand befand (in Gestalt der Hudson’s Bay Company) einzumischen. Die ersten amerikanischen Händler versuchten in diesem Geschäftszweig Fuß zu fassen, und die amerikanische Regierung, die zu jener Zeit noch sehr daran interessiert war, die Indianerstämme als Verbündete gegen England, Frankreich und Spanien zu gewinnen, wollte verhindern, daß es zu Betrügereien kam.

Also wurden strenge Gesetze erlassen, die u. B. Alkohol im Pelzhandel verbieten sollten und für den Tauschhandel bestimmte Standards festlegten. Das alles funktionierte nie richtig. Auch der Handel mit Waffen sollte reguliert werden.

Um selbst Kontrolle über den Pelzhandel auszuüben, wurden „Faktoreien“ eingerichtet, regierungseigene Handelsposten, in denen vorbildlich vorgegangen wurde. Die „Factors“ waren Regierungsbeamte, die peinlich ehrlich mit ihren indianischen Handelspartnern umgingen.

Das Problem war nur – die Indianer zogen die privaten Händler vor. Sie wollten „Feuerwasser“ gegen Pelze eintauschen. Und sie wollten Feuerwaffen haben. Zudem offerierten die Faktoreien nur begrenzt jene Waren, die die Indianer sich wünschten.

 Auch bei den Indianervölkern gab es Modetrends. Der Wunsch nach Perlen in der „richtigen“ Farbe war ebenso gegeben wie nach bestimmten Stoffmustern. Wenn die Händler ihnen nicht das Gewünschte anbieten konnten, zogen die Indianer mit ihren Pelzen weiter.

Der Pelzhandel war zwar ein hochprofitables, aber auch ein riskantes Geschäft, in dem nur erfahrene Kenner und geschickte Händler einen Platz hatten.

Also passierte das, was auch noch heute der Fall ist, wenn sich der Staat in Geschäfte einmischt – der Erfolg blieb aus. Die Indianer wollten sich nicht vom „großen Weißen Vater“ beschützen lassen. Sie zogen die privaten Handelsposten vor.

Fort Osage mußte 1822 geschlossen werden, so wie die anderen 9 regierungsamtlichen Faktoreien.

Was Fort Osage besonders interessant macht ist, daß es von keinem geringeren als William Clark erbaut worden ist, dem Partner von Meriwether Lewis. Lewis & Clark hatten zwischen 1804 und 1806 eine der bedeutendsten Expeditionen des 19. Jh. durchgeführt.

Auch darauf werden wir später noch eingehen, weil wir zahlreiche Stationen dieser einzigartigen Reise passieren werden. (Bild 30-33)

In Fort Osage hatte ich das große Vergnügen, einen alten Freund zu treffen, David Wetzel, früher Verlagsdirektor der Colorado Historical Societ in Denver. Ich durfte mit diesem außerordentlichen Mann u. a. an der deutschen Ausgabe des Buches DIE DOG SOLDIERS DER CHEYENNE arbeiten.

David ist selbst ein hervorragender Autor. Sein letztes Buch, "The Vanishing Messiah: The Life & Resurrections of Francis Schlatter" gehört zu den besten Büchern, die ich im vorigen Jahr gelesen habe.

Das Foto zeigt David, mich und Karen Rogowski (Bild 34)

Next stop was the „National Trail Center” in Independence at the edge of Kansas City. In the early 19th century, Independence was a significant starting point for pioneer treks to the West and for the Santa Fe Trail.

Nächste Station ist Kansas City – anders als der Name nahelegt, noch immer im Bundesstaat Missouri gelegen. Der Ursprungsort dieser amerikanischen Großstadt war Independence – heute ein Stadtteil von Kansas City. Auch Independence war ein bedeutender Startpunkt für die Trecks nach Westen, weshalb sich hier ein großes Nationales Trail Center befindet, das wir natürlich besuchten.

Gleich am Eingang empfing uns eine Statue eines der berühmtesten Mountain Men, Jim Bridger, eine der einflußreichsten Gestalten des amerikanischen Pelzhandels und eines der größten Entdecker der Pionierzeit. Er war vermutlich der zweite Amerikaner, der das Gebiet des heutigen Yellowstone Park betrat, er entdeckte den Großen Salzsee in Utah, er wies der Union Pacific den Weg, er öffnete einen sicheren Trail in die Goldfelder Montanas, und er war Scout und Dolmetscher in zahlreichen Auseinandersetzungen mit Indianern.

Mehrfach verheiratet mit indianischen Frauen, war er zuletzt Schwiegersohn des großen Shoshone-Häuptlings Washakie. (Bild 35-37)

 


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