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Go West! - 14. Juni 2017

Go WestWieder in den ›Wilden Westen‹
14. Juni 2017

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA. Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. -

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Der TempelSalt Lake City
Nach einer strammen Fahrt über mehr als 1300 km – mit einem heftigen Sandsturm im Norden von Utah – sind Karen und ich in Salt Lake City angekommen.

Diese Stadt ist für mich immer wieder faszinierend. Ich komme seit rd. 25 Jahren hierher. Egal aus welcher Richtung man die Hauptstadt des Staates Utah erreicht, der Blick ist immer erhebend. Vor dem atemberaubenden Panorama der Rocky Mountains erhebt sich die Stadt aus einer teilweise parkartig anmutenden Landschaft.

Es ist schwer vorstellbar, daß sich hier einst eine unwirtliche Wüste befand.

Als die Mormonen 1847 hier eintrafen und ihr Anführer, Brigham Young, der zu dieser Zeit krank war, aus dem Planwagen stieg, seinen Stock in den Boden rammte und die Worte sprach, „This is the Place!“ (Das ist der Ort), bedurfte es wohl wirklich einer überwältigenden Glaubensüberzeugung, sich diese Gegend als Lebensraum vorzustellen.

Der berühmte Mountain Man, Entdecker und Scout Jim Bridger hatte Brigham Young vor dem Tal des Salzsees gewarnt. Bridger, eher den religiösen Überzeugungen der Indianervölker zugeneigt, bei denen er gelebt hatte, konnte sich die Hingabe der „Heiligen der Letzten Tage“ nicht recht vorstellen. Er konnte sich manches nicht vorstellen, vor allem nicht, daß diese Kirche ihn wenig später umbringen lassen wollte, um sich in den Besitz seines Handelspostens zu setzen. Aber das ist eine andere Geschichte.

Die Mormonen hatten seit ihrer Gründung durch den blutjungen Joseph Smith zwar unglaublichen Zulauf gehabt, aber auch die Anfeindungen gegen sie waren ständig gewachsen. Ihr fester Zusammenhalt, ihr Fleiß, ihr wirtschaftlicher Erfolg hatten stets Neid und Haß bei ihren Nachbarn ausgelöst. Als Joseph Smith unter Berufung auf die Bibel die Polygamie einführte – die Vielehe – wurden die Mormonen in der puritanischen Gesellschaft Amerikas zu Staatsfeinden.

Aus dem Bundesstaat Missouri vertrieben, gründeten sie neue Kolonien in Illinois. Aber auch hier dauerte der Frieden nicht lange. Smith gründete eine eigene Mormonenmiliz, um die Kirche zu schützen, und kündigte seine Kandidatur für die US-Präsidentschaft an.

Er und sein Bruder wurden verhaftet und von einem wütenden Mob in dem kleinen Gefängnis von Carthage gelyncht.

Die Führung übernahm danach im Rat der Apostel Brigham Young, ein wortmächtiger, visionärer Mann, der entschied, Illinois zu verlassen und im Westen ein „neues Zion“ zu suchen, das gelobte Land, in dem die Mormonen ihren Glauben ungestört und in Frieden leben konnten.

Da die meisten Kirchenmitglieder ihren Besitz durch die Vertreibung verloren hatten, verzichteten die Mormonen auf die Anschaffung von Planwagen und Ochsengespannen und bauten einfache, billige Handkarren, auf die jeweils die nötigsten Habseligkeiten einer Familie geladen wurden. Damit machten sie sich auf den Weg nach Westen. Zigtausende wanderten über den „Mormon Trail“, der auf der Nordseite des North Platte River verlief, überquerten die Rocky Mountains und erreichten den Großen Salzsee.

Mit unglaublichem Fleiß und großem Geschick verwandelten sie die salzhaltigen, trockenen Böden unweit des Großen Salzsees in eine blühende, fruchtbare Landschaft.

Die Bilder zeigen das Handcart-Monument auf dem Tempel-Square, die Denkmäler für Joseph Smith und seinen Bruder Hyrum und unser Hotel (Radisson). (Bild 251-253)

Schon kurz nach Eintreffen der ersten Mormonentrecks gründete Brigham Young den Tabernakel-Chor, heute einer der besten Chöre Amerikas. Zeitgleich begann der Bau des Tabernakels – eines Kuppelbaus, der ohne einen einzigen Nagel errichtet wurde und dessen Akustik bis heute sprachlos macht: Wenn man vorn auf der Bühne eine Stecknadel fallen läßt, ist das Klicken auf dem Boden bis in die hintersten Sitzreihen zu hören.

Der Bau des Tempels begann einige Jahre später. Seine Fertigstellung sollte über 40 Jahre in Anspruch nehmen. Er ist heute das bedeutendste Bauwerk der Mormonen in aller Welt. Es ist das Ziel eines jeden Mormonen, egal wo er lebt, einmal in seinem Leben den Tempel in Salt Lake City zu besuchen.

Dabei gilt es zu beachten, daß ein „Tempel“ bei den Mormonen keine Kirche ist. Er ist buchstäblich das „Haus Gottes“, das mit prachtvollen Wohnräumen ausgestattet ist. Nicht-Mormonen dürfen den Tempel nicht betreten. (Es gibt neuerbaute Tempel, die vor ihre Einweihung besichtigt werden dürfen, aber nach der religiösen Widmung ist er nur noch Angehörigen der „Heiligen der Letzten Tage“ zugänglich.

Es gibt heute auf der ganzen Welt ca. 15 Millionen Mormonen. In den USA leben etwa 6 Millionen. Die Mormonenkirche wächst seit Jahren mit großer Stetigkeit und Schnelligkeit. Sie gewinnt vor allem in Asien und Afrika viele Anhänger.

Ihre Metropole ist Salt Lake City. Gut 60% der Bevölkerung des Staates Utah gehören der Kirche an

Der Traum der Mormonen, sich vom Rest Amerikas zu isolieren, ging nicht in Erfüllung. Nach der Entdeckung des Goldes in Kalifornien setzte die große Westwanderung ein, und die einsamen Gebiete westlich der Rocky Mountains wurden zum Land der Verheißung für alle Amerikaner. Wieder mußten sich die Mormonen wehren. 1857 schickte die US-Regierung unter Präsident Buchanan Truppen nach Utah, um die Mormonen zu disziplinieren. Aber mit großem Geschick gelang es Brigham Young, die Prinzipien der Kirche aufrechtzuerhalten. Erst in den 1890er Jahren wurde die Vielehe abgeschafft und mit der Staatsmacht Frieden geschlossen. So ganz sind die Mormomen aber bis heute nicht in der amerikanischen Gesellschaft akzeptiert. Sie gelten vielen Amerikanern noch immer als Außenseiter, obwohl sie sich seit ihrer Gründung immer um eine besonders patriotische Haltung bemüht haben. (Das „Mormonen-Bataillon“ legte während des Krieges mit Mexico – 1846-48 – einen der ersten Überlandwege nach Kalifornien an.)

Salt Lake City weist viele eindrucksvolle Bauten aus der Anfangszeit der Mormonen auf, ebenso wie die gewaltigen Wolkenkratzer der Kirchenverwaltung, die Stärke und Wohlstand signalisieren

Die Fotos zeigen den Tempel, den Tabernakel und das Schild zum Eingang des Tempeldistrikts und ein Panoramafoto mit den Rocky Mountains im Hintergrund. (Bild 254-257)

 


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