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Go West! - 26. Juni 2017

Go WestWieder in den ›Wilden Westen‹
26. Juni 2017

Jedes Jahr führe ich zwei kleine Reisegruppen durch den Westen der USA. Dazu lege ich in Facebook ein Reisetagebuch an, das auch im Zauberspiegel erscheinen soll. Es geht zu legendären Orten des Wilden Westen auf den Spuren von Cowboys, Indianern und eines spannenden Stücks Geschichte. -

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ArtilleriedemonstrationBürgerkrieg, ein Trail der Tränen und Elvis
Wir befinden uns in der letzten Phase unserer Reise. Von Van Buren aus fuhren wir durch die landschaftlich bezaubernden Ozark Mountains in Richtung Springfield (Missouri).

In der Nähe dieser Stadt fand am Wilson’s Creek die erste Schlacht des Amerikanischen Bürgerkrieges westlich des Missouri statt.

Missouri war, wie schon anfangs der ersten Reise in diesem Jahr angedeutet, zwar ein Sklavenstaat, aber eine Mehrheit der Bevölkerung war gegen die Abspaltung von der Union, während die Staatsregierung für einen Anschluß an die Konföderation plädierte. Das Ergebnis war, daß sich der Staat faktisch spaltete. Es gab tatsächlich zwei Regierungen und zwei Gouverneure. Es gab Abgeordnete im Kongreß der USA und solche im Parlament der Konföderation. Tatsächlich war es vor allem die deutsche Bevölkerung von Missouri, die einen Zusammenschluß mit der Konföderation verhinderte. Die meisten dieser Siedler waren nach der gescheiterten Revolution von 1848 aus Deutschland geflohen. Ihr damaliges Ziel, eine einige Nation, fanden sie in Amerika und gedachten nicht dabei zuzusehen, wie Amerika den Weg der deutschen Kleinstaaterei gehen würde. Sie kämpften für den Erhalt der Union und meldeten sich freiwillig in die Nordarmee.

Eine ähnliche Situation gab es im Übrigen auch in Kentucky und in Virginia. Der letztere Staat spaltete sich schließlich auch formal, so daß der noch heute bestehende Bundesstaat West-Virginia entstand.

Am 10. August 1861 kam es in der Nähe von Springfield zur zweiten wichtigen Schlacht des Bürgerkrieges. (Die erste hatte am Bull Run stattgefunden.) Es ging um nichts weniger als um die militärische Kontrolle über Missouri. Die Unionsarmee unter Brigadegeneral Nathaniel Lyon stand in Springfield und wurde von den frisch formierten konföderierten Truppen unter General Ben McCulloch angegriffen.

Zu Lyons Kontingent gehörten starke Einheiten von Deutsch-Amerikanern, die von Colonel Franz Sigel kommandiert wurden, einem der wichtigsten und bekanntesten Führer der deutschen Bevölkerung in Missouri. Sigel griff die Südstaatler am Wilson’s Creek an und schlug sie zunächst zurück. Allerdings gelang es den Konföderierten, sich neu zu formieren und führten drei heftige Attacken gegen die Unionslinien. Bei einem dieser Angriffe wurde General Lyon getötet. Er war der erste Unionsgeneral, der im Bürgerkrieg fiel.

Fast gleichzeitig gelang es den Rebellen, Sigels Truppe unter Druck zu bringen. Im ersten Kriegsjahr gab es noch keine einheitliche Uniformfarbe: Die Armee bestand aus Milizen, deren Uniformen unterschiedliche Farben hatten. Es gab Konföderierte Einheiten in hellblauen Uniformen und Unionstruppen in grauen Uniformen. Als Einheiten aus Louisiana Sigels Truppen angriffen glaubte er, Soldatne aus Iowa vor sich zu haben. Ein fataler Irrtum, dere vielen seiner Soldaten das Leben kostete.

Zwar zogen sich die Südstaatler gegen Mittag vorerst zurück, aber auch die Unionseinheiten waren angeschlagen, und ihre Munitionsvorräte gingen zur Neige. Sie rückten daher nach Springfield ab.

Es war eine eigenartige Situation. Zwar war es den Konföderierten nicht gelungen, die Union zu besiegen, aber auch die Union hatte die Rebellen nicht schlagen können. Die Konföderierten reklamierten den Sieg dennoch für sich, und sie behaupteten die Kontrolle über den südwestlichen Teil des Staates. In der Stadt Neosho beschloss der dem Süden zugeneigte Teil des Parlaments den Anschluß an die Konföderation, während der Rest des Staates bei den Nordstaaten verblieb.

Allerdings löste die Schlacht von Wilson’s Creek und später auch der Kampf von Lexington (im September) erhebliche Bemühungen der Unionsregierung aus, den Staat zu halten. Die militärischen Aktivitäten wurden verstärkt, und im März 1862 siegte die Unionsarmee im benachbarten Arkansas in der Schlacht von Pea Ridge und behielt damit die Kontrolle über Missouri.

Das war von nicht unerheblicher strategischer Bedeutung, da Missouri durch seine Lage nicht nur eine Art „Verbindungsglied“ zwischen US und CS-Staaten war und mit den Flüssen Mississippi und Missouri und deren Seitenarmen über einige der bedeutendsten Wasserwege verfügte. Missouri hatte zudem wichtige landwirtschaftliche und auch industrielle Ressourcen, die die Union benötigte.

Meine Fotos zeigen uns vor dem Besucherzentrum, die deutsch beschriftete Flagge des 3. Missouri-Regiments unter Sigel und zwei Perspektiven des Schlachtfeldes. (Bild 411-414)

Als wir am Wilson's Creek ankamen hatten wir das Glück, daß eine Reenactor-Kompanie von Colonel Franz Sigels Regiment anwesend war. Ich habe selten so brillante und kenntnisreiche Reenactors gesehen. Ich habe mit mehreren dieser Männer gesprochen, die nicht nur fundiertes Wissen über den Bürgerkrieg, sondern über den Hintergrund der deutschen Einwanderer hatten, die nach Missouri gekommen waren, um als amerikanische Patrioten "mit Sigel zu kämpfen". Mehr noch - viele dieser Reenactors stammten tatsächlich von deutschen Familien und waren stolz auf ihre persönliche Geschichte.

Meine Fotos zeigen die Artillerie- und Infanterie-Demonstration und Szenen des Lagers. (Bild 415-421)

Interessanterweise ist kaum bekannt, daß der Staat Missouri einer der bedeutendsten Schauplätze von Schlachten und Gefechten des Amerikanischen Bürgerkrieges war. Zwar steht Virginia mit mehr als 2.100 Kriegshandlungen unangefochten an der Spitze der umkämpften Regionen, aber Missouri steht mit fast 1.200 Schlachten und Gefechten bereits an dritter Stelle nach Tennessee. Wilson’s Creek gehörte zu den wichtigsten Kämpfen.

Neben den Reenactment-Fotos zeigt ein Bild Karen und mich vor einem der alten Zäune auf dem Schlachtfeld - Wilson's Creek Battlefield war Farmland. (Bild 422-424)

Auf unserer Fahrt von Van Buren nach Springfield folgten wir über eine weite Strecke dem "Trail of Tears", dem Weg der Tränen, den die Cherokee bei ihrer Vertreibung nach Oklahoma gingen. (Bild 425-426)

Wir übernachten heute in Springfield in einem Motel, das 1937 direkt an der historischen Route 66 errichtet wurde - es ist inzwischen modernisiert. Karen und ich haben die Chance genutzt, uns mit einigen wunderbaren alten Straßenkreuzern aus den 1950er und 1960er Jahren fotografieren zu lassen.

Ich möchte an dieser Stelle einmal erwähnen, daß Dr. Matthias Kretzschmar aus unserer Gruppe die allermeisten der tollen Fotos von uns gemacht hat. Vielen herzlichen Dank!. (Bild 427-428)

Noch einige Fotos von dem historischen Route-66-Motel in Springfield, in dem wir die Nacht verbringen. Im Jahr 1956 übernachtete in diesem Haus Elvis Presley. (Bild 429-431)

 


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