Jürgen Grasmücks Romantitel (12/12) – Psychoterror, der Magier u. a. Gruselserien
Jürgen Grasmücks Romantitel (12/12)
Psychoterror, der Magier u. a. Gruselserien
Die Lockwörter des Entsetzens – Gesamtüberblick:
Leichenkammer, Knochengruft, Katakomben, Nekropolis, Beinhaus, Pyramiden, Bluttempel, Vampirvilla, Todesschloß, Ruine, Monsterburg, Kastell, Marterhaus, Gespensterturm, Psycho-Labyrinth, Irrgarten, Knochentunnel, Verlies, Mördergrube, Totenbrunnen, Treppe, Schlucht, Geisterhöhlen, Wrack, „hinter der Tür“, usw.
Vampire (Dracula, Blutlady), Monster (Frankenstein), Dämonen, Riesen, Schreckensmumie, Sphinx, Ghul, Dschinn, Nachtmahr, Unsichtbare, Schwarzer Mann, Geister, Höllenspuk, (ruhelose) Seelen und Götzen, Phantome, Gespenster, Drachen, Medusa, Wolfsmensch, Nökken, Magier, Hexen (von der „Sumpf“- bis hin zur „Schneehexe“), Teufel (Luzifer, Satan, Pakt), Zombies (Untote, erwacht), usf.
Müll-Monster, Killer-Computer, Horror-Maschine, Gondel (= Höhenangst!), Lift, Alptraumstadt, Atomkrieg, fliegen, Sanatorium, Klinik, Wartesaal, „Dr.“, Labor, Retorte, Geheimexperiment, Gezücht, Kreatur, etc.
Toten- und Geisterheere, Schwadron, Armada, Angriff, Attacke, Kampf, Konterschlag, Invasion, Flucht, Dämonenkrieg, u.a.
Mörder, Schizo-Killer, Würger, Scheusal, Piraten, miese Knaben, Gangsterbosse, Mordclan, Marter, Terror, Schläfer, Folter, Amoklauf, Jagd, Fallen, Bogenschütze, kein Pardon, Barbaren, Menschenfresser, usf.
verboten, Macht, Graf, Fürst, Herrin, König, Herrscher, Ritter, Henker (Gehenkter), Templer, Mönch, Druiden, etc.
Horror-Butler, Sklave, Verlorene, Aufstand, usw.
Dschungel, schwarze Wasser, Bermudadreieck, Tiefe, Finsternis, dunkel, Totenkopfmond, Nächte (Mitternacht), Schatten, Nebel, Geistersumpf, Dartmoor, Maar, Eissturm, Strom, Schnee, Blutregen, Sintfluthölle, Feuer, brennende, u.ä.
Unheimliche, Angst, Böse, Schrecken, Horror, Grauen, schauriges, Apokalypse (in „Apokalypta“), etc.
Machete (in „Machetta“), Chopper (zu dt.: „Hackebeil“), Dolche, Fänge, Klauen, Giftstachel, Krallen, Pranke, Fallbeil, Schreckenswaffe, blaue Bohnen, u.a.
Ratten, Dämonenspinne, Höllenschlange, Echsen, Schlund, Mordwespen, Bestien, Biest, Menschenfrosch, Brut, Virus, Mikrowelt, Parasitenseuche, Dämonenpest, Zyankali, Mordmenue, Schreckensmahl, Hypno-Droge, Horror-Trip, usw.
sterben, Ende, Friedhof, Testament, Urnengrab (Gräber), Sarkophag, Särge, Tote, Leichen, Asche, Schrumpfkopf, Gebeine, Knochen, Schädel, Skelette, usf.
Schleimige, Wächserne, Kugelköpfe, Großhirnwesen, Fratze, Gesicht, Hände, Blut, Augen, Herzen, Gehirne, u.ä.
Hölle, Hades, Jenseits, Nichts, Nirgendwo, Pandämonium, etc.
Gedankenmörder, Todesruf, Mörderblick, Unheil, Zauber, Voodoo, Seelenfänger, Fluch (Verfluchte), Verdammnis, Todesbote, Chaos, u.a.
Wahnsinn, Alpträume, Schizo-, Hypno, Vergessen, Stimmen, Schreie, Debakel, Sturz, Irrfahrt, Horror-Maske, Gefangen(schaft), Abschied, letzte Tage, Feinde, Duell, fremde, Todesnetz, Plagen, Femgericht, Bann, Rache, zürnende, Rückkehrer, usf.
Miteinander Verquicktes:
Besonders effektvoll zum Einsatz kamen diese Reizwörter, wenn sie von Jürgen Grasmück in den Überschriften mit stark positiv besetzten Lockbegriffen kombiniert wurden – also Beunruhigendes zusammen mit lieblichen Kontrastwörtern wie z.B. Party, Tanz, Gärten, Karussel(l) oder Küssen.
Diese direkten Verknüpfungen in seinen Romantiteln von a.) angenehme Empfindungen evozierenden Ausdrücken mit b.) dem Negativen entsprach ziemlich genau dem, was unter dem Phänomen „Angst-Lust“ zu verstehen ist: Die Verbindung von Erhebend-Lustvollem mit dem Bedrückend-Furchterregenden. (Vgl. z.B. „Monster im Prater“: Eine Fröhlichkeit verheißende Unterhaltungsstätte, gekoppelt mit dem Monströsen).
Noch zwiespältiger ist die kalkulierte Reaktion auf doppeldeutige Teaserbegriffe, in denen zwei abstoßende Gruselvokabeln in einem Wort verbunden, allerdings gegeneinander gesetzt wurden, z.B.: „Hexen“ zusammen mit „Töter“ oder „Vampir“ gemeinsam mit „Killer“. Leser/innen stellten sich unbewußt die Frage, ob der „Hexentöter“ als Protagonist oder als Antagonist agiert oder ob der „Vampirkiller Marotsch“ zu den Helden oder zu den Verbrechern zählt: Mehrdeutige Wortkombinationen, die mögliche Käufer neugierig machen konnten.
Mit ähnlichen Ambivalenzen arbeitete z.B. auch die Pabelredaktion beim „Dämonenkiller“ – dort gehörte der Killer (im Gegensatz zu Jürgen Grasmücks Marotsch) zu den Gutwichten.
Welche direkten psychologischen Effekte und Reflexe beim Lesen der Titelreizbegriffe lassen sich sonst noch festmachen? Also abgesehen vom hier bereits angeführten Thema „Angstlust“? (Anm.: Die Reaktion der Käufer auf die viel stärker als das geschriebene Wort einwirkenden Titelbilder wird in einem eigenen Beitrag über die Coverillustrationen nachgetragen werden.)
Geniale Marketing-Tricks oder fiese Manipulationen?
Schon in Jürgen Grasmücks SF-Frühwerken bot der Autor Halbwüchsigen Sehnsuchtsorte in seinen Romanüberschriften an, die mit fernen Galaxien und all den „Planeten“, „Sonnen“ bzw. „Sternen“ zum unproduktiven Tagträumen verleiteten. Diesen entlegenen Plätzen als Zielen der eskapistischen Weltflucht liefen in Dan Shockers Horrorheften exotische Stätten auf Mutter Erde (bzw. in fantastischen Nebendimensionen wie Dwylup) den Rang ab, so etwa: Uxmal, „Ghost Valley“ oder Inseln wie Tahiti.
Jürgen Grasmücks Vokabular aus dem Märchen- und Fantasy-Fundus („Mandragoras Zaubergärten“, „Krypta der Regenbogen-Menschen“, „Im Zauberpalast von Akhba“, etc.) sprachen wohl eher das Kindlich-Regressive in den unterhaltungssüchtigen Junglesern an.
Dass Lockwörter wie „Rätsel“, „Geheimnis“, „erste Vision“, „magisches Vermächtnis“ oder „Mysterienmacher“ die Heranwachsenden bewußt mit dem Okkulten und Schwarzmagischen infizieren sollten, kann bei einem Hardcore-Esoteriker wie Dan Shocker keinesfalls ausgeschlossen werden.
Vielleicht wurden mit den Grasmück´schen Schocktitel-Modulen (à la Blutrausch, grausam, zerfetzen, Schlitzer, usf.) auch die verbotenen, sonst tief verdrängten Tötungs- und Gewaltphantasien der beim Lesen verrohenden Teenager gezielt angeheizt?
Womöglich sollten mit nekrophil-morbiden Titelwörtern wie „Totensauger“ oder dem ekligen „Leichenparasit des Geflügelten Todes“ insgeheim vorhandene, abartige Gelüste in den bekanntlich leicht zu beeinflussenden Jugendlichen geweckt werden?
Subliminal mit Sex aufgeladene erotische Teaserbegriffe wie „Nachtritt“, „Pflock“ bzw. „Schlangenturm“ (= Schlange + Turm!) bzw. orgiastische Überschriften nach Art von „Die Leichenpilze kommen“ versprachen liebestollen Teenies oberflächliche Befriedigung durch Jürgen Grasmücks Alternativporno-Literatur. Wobei sich die sexuell verklemmten Backfische in den Bahnhofsbuchhandlungen gewisse Romanhefte, die mit Codewörtern wie „Liebesbiß“, „Sodom“, „Shimba-Loo“ (= zu dt.: „Shimba-Klo“) oder Titeln à la „Unter der Dämonenpeitsche“ erschienen, mit strammen Sadomasochisten und anderen Perverslingen teilen mussten.
Ob der gnadenlose, mit allen nur denkbaren Psychoterrortricks arbeitende Dan Shocker durch die Platzierung Wilhelm-Reich´scher, „entrischer Suggestivbegriffe“ wie „Todessporen“ oder „Mordstrahlen“ gar versucht hat, den freud´schen Todestrieb, den lebensfeindlichen, destruktiven „Thanatos“ in den armen Heftkäuferseelen zu entfesseln, kann letztlich nur von Werbefachleuten beurteilt werden, die über die psychologischen Wirkmechanismen solcher Triggerwörter eingehender Bescheid wissen.
Ende der Satire; weiter mit dem Gesamtüberblick zu „Jürgen Grasmücks Titellockbegriffen“:
Herberge, Grand-Hotel, Hort, Mühle, Palais, Panoptikum, Kabinett, Dorf, Zentrum, Zitadelle, Arena, Reeperbahn, Atoll, Bucht, Mississippi, Land, Reich, Kontinent, All, Kosmos, Universum, Welt, Mittelpunkt der Erde, usf.
Blondinen, Honey, Tochter, Madame, Girls, Mädchen, Braut, u.a.
Erbe, Macher, Meister, grüner Mann, Hüter, Sohn, PC-Agent, Duramen, Zeugen, etc.
Dschunke, Galeere, Barke, Kutsche, Orient-Express, Train, Karawane, u.ä.
sieben, tausend, gläserne, umsonst, verschollen, namenlose, lebend, verblaßten, reizten, schickt, flüstern, schleicht, weinen, spuckt (sic!), wacht, verläßt, „von“, „vom“, „aus dem“, „mit den“, „Im“, usw.
Wunder, Messe, Schrein, Seelenwanderer, Sabbat, Götter, Mission, Rettung, Ewigkeit, usf.
Marionetten, Kühltruhe, Ketten, Smaragd, Diamant, Blutsteine, Eisen, Krone, Koffer, Truhe, Päckchen, Plasma, Siegel, Waben, Tor, Puppen, Mörderuhr, Münzen, Photo, singende Fäden, Pergament, Gürtel, Babysitter, etc.
Super-, Urzeit, Abenteuer, Show, Dimension, Unendlichkeit, Corrida, Striptease, Kung-Fu, Vergangenheit, Tausendfältige, Inka, Wissen, Galionsfigur, Zeitlose, Atem, Keiner, Aufregung, Saat, Bäume, Rendezvous, Joker, Tag, Roulette, Temportation (?!), Elixier, usw.
Es folgt…
Anschließend werden u.a. eine Gesamtstatistik über Jürgen Grasmücks Lockwörter-Gebrauch sowie Betrachtungen zur Serie „Der Magier“ aufgeboten. Eine Auseinandersetzung mit den neu verfassten Larry Brent-Romanen im Blitz-Verlag bis 2006 beschließt diese Artikelreihe.
Infos/Legende: Siehe Beitrag Nr. 1/12
Relevantes Wissen: Jürgen Grasmücks kürzeste Horrorhefttitel:
Die längsten Storyüberschriften Dan Shockers, die der Zauberkreisverlag in Druck gehen ließ:
Die 12 am häufigsten von Jürgen Grasmück eingesetzten „Coverreizbegriffe“:
Die „Magier“-Titelliste,...
...durchgesehen nach weiteren „Grusel-Ausdrücken“:
Welche Werbewörter für potentielle Heftkäufer kamen in den 34 Überschriften der Magier-Heftserie (1982/1983), bei der Jürgen Grasmück als verantwortlicher Redakteur im Hintergrund agierte, zur Anwendung? (Anm.: Nicht extra hervorgehoben werden all jene Teaserbegriffe – s. oben –, die bis dahin vom „Magier“-Mastermind Dan Shocker in dessen eigenen Romantiteln verwertet wurden.)
Nr. – Coveraufschrift – (Anmerkungen)
Titelaufstellung…
Nr. – Coveraufschrift – (Anmerkungen)
Kommentare
Mit diesem Artikel ist der Schwachsinn vorbei...
Zu schön und Deine (Achtung: Understatement) wenig geistreichen Kommentare dazu auch. Wie erfreulich, aber da kommen noch ein paar Nachschläge. Und vielleicht kommen dann von Dir inhaltliche Dinge statt der (Achtung: Understatement) wenig geistreichen Anmerkungen, die enorm dazu beitragen am Niveau vereinzlter Leser zu zweifeln. Danke fürs Kommentieren.
Ansone else? Vielleicht was Sinnvolles? Vielleicht was mit Niveau?
Wie man sie bezeichnen sollte, ist eine andere Sache - ich persönlich würde sie "infantil" nennen...
Als Nächstes kommt dann der Beitrag, der aufführt, wie oft ein bestimmtes Wort in Titeln auftaucht.
Es gibt doch bestimmt gehaltvollere Themen.
Kurios wirkt auch, dass Heinz Mohlberg seine Energie mit unnötigen Kommentaren auf Zauberspiegel-online verschwendet, in denen er Zauberspiegel-Mitarbeitern "Energieverschwendung" vorwirft. Natürlich richtet sich die Beitragsreihe an jüngere Leser und Junggebliebene - auch Jürgen Grasmück hat seine Stories schließlich nicht für Erwachsene geschrieben.
Sämtliche Romane des Mohlberg-Verlages beruhen bekanntlich ebenfalls auf Literatur für Jugendliche und sind so gesehen durch die Bank kindlich-regressiv, "infantil" und "wenig gehaltvoll" für erwachsene Leser.
Ich mag (einen sehr großen Teil) der Artikel hier, aber verschwendete Zeit eben nicht - dafür ist das Leben zu anstregend...
Denn ob man seine Zeit bei einem Artikel verschwendet, entscheidet man doch generell selbst, Heinz Mohlberg. Ich sehe jedenfalls bei keinem Artikel den Hinweis, dass ich diesen nun lesen muss, egal ob ich will oder nicht. Da bleibt doch die freie Auswahl.
In diesem Sinne ist so ein Kommentar wie ihn Matthias hier (mal wieder) abgegeben hat im Grunde nur sinnfreier Kokolores. Und davon mal ab fand ich D. Wraths Beiträge zu den Titeln eben nicht uninteressant. Ist also immer auch eine Frage des jeweiligen Blickwinkels.
Meine ursprüngliche Idee mit der alternativen Aufstellung der Hefttitel diverser Gruselserien, gruppiert nach witzigen "Reizwörtern" liegt schon Jahre zurück; aus Zeitmangel konnte sie erst 2015/2016 in Form der 12 Grasmück-Artikel umgesetzt werden.
Leider tun sich manche (humorlose? bzw. völlig vergreiste?) Leser mit dieser Form Nonsens auf Zauberspiegel-online extrem schwer: Vielleicht erstellt der Zauberspiegel-Herausgeber einmal eine eigene Rubrik nur für Beiträge, die den Rahmen des Eingefahrenen völlig sprengen. Zusätzlich könnten "Klamaukalarm!"-Hinweise unsere (von wem auch immer zum Alleslesen gezwungenen) Mit-Nerds vor solchen Artikeln warnen, damit Matthias und Konsorten ihre wertvolle (?) Zeit nicht mit anschließenden Motz-Kommentaren verschwenden müssen. Und ihr "anstrengendes Leben" ((c) Heinz Mohlberg) ohne Irritationen fortführen können.
Die Bemühungen, die 12 Beiträge zum Abschluss zu bringen, bekamen im Herbst durch aktuelle (Team-)Projekte an der Universität Wien neuen Schwung, wo wir zuletzt ebenfalls Romanhefttitel, Reizbegriffe u.ä. Trash zu analysieren hatten. Dort allerdings nicht wie hier "zwecks der Gaudi", sondern mit wissenschaftlichem Anspruch, deutlich ernsthafterem Duktus und einer nicht nur auf die Heftüberschriften Jürgen Grasmücks bezogenen, umfassenderen Autoren- und Genre-Auswahl.
Im Fokus unserer speziellen Untersuchungen stehen (immer noch) die Aufmachung der Romane vom Horror- bis hin zum Ärztetheft und die Werbewirksamkeit der jeweiligen Titelreizbegriffe, Überschriftenformulierungen, (Helden-)Serientitel, Titelbilder, Coversignalfarben, Serienlogos usw. usf. Sobald die Ergebnisse der (bisher recht ambitionierten) Seminararbeiten online vorliegen, werde ich sie in einem weiteren Beitrag kurz zusammenfassen und verlinken.
Touché!