Jürgen Grasmücks Romantitel (4/12) – Namenslisten und Ortsangaben
Jürgen Grasmücks Romantitel (4/12)
Namenslisten und Ortsangaben
Stattdessen gelangten relativ willkürlich ausgewählte Begriffe mit z.T. nur indirektem Bezug zur Handlung aufs Cover; so etwa im Horrorgenre: Occu, Monstrula oder neuerdings „Omen“ und Morbus.
Worauf setzte Dan Shocker?
Ein von Jürgen Grasmück gemeinsam mit Jürgen Duensing in den 1960er Jahren erstelltes Krimiserien-Konzept um einen superreichen, maskiert agierenden Vigilanten sollte als „Hester Gordon – das geheimnisvolle Phantom“ Pulpverlagen angeboten werden. Das Serienhelden-Projekt war ganz offensichtlich von den Kleinbüchern um den Kapuzenmann / Die rote Schlange, womöglich auch von den Batman-Comics inspiriert.
„Hester Gordon“ kam allerdings der damals populären „Schwarzen Fledermaus“ in der Pabel Kriminal-Reihe inhaltlich bedenklich nahe und stieß entsprechend auf Ablehnung der Verleger. (Siehe auch: Fan-News aus Marlos Nr. 63/64.)
Es folgten Dan Shocker-Serientitel mit dem Scherznamen des Doppelkörpers (!) des Helden (Macabros); eine Auskoppelung aus dem Silber-Grusel-Krimi (Larry Brent) sowie eine Heftserie als „Anhängsel“ einer Hörspielproduktion (Ron Kelly) – jeweils mit dem Heroen-Namen als Titel der Veröffentlichungen.
Bei „Der Magier“ wurde zur Heftserienbenamsung zur Abwechslung der „Beruf“ der Hauptperson (= Weißmagier Roy deVoss) herangezogen, während die Burg Frankenstein-Taschenbuch(sub)serie den Handlungsort aufs Cover bzw. inhaltlich das Frankenstein-Monster in den Mittelpunkt der Erzählungen rückte.
Zum Wert von Protagonistennamen in Heftromantiteln:
Ausgefallene Eigennamen in Storytiteln können diese aufwerten, indem sie sonst nur allgemein gehaltene Überschriften personalisieren: Dan Shockers Macabros-Roman „Bestie aus der Urzeit“ bliebe z.B. nicht so stark in Erinnerung wie der letztlich von ihm gewählte Titel „Uga – Bestie aus der Urzeit“ mit dem vorangestellten Antagonistennamen.
Dass natürlich nicht in alle Romanüberschriften Jürgen Grasmücks ähnlich kultige Eigennamen eingefügt werden konnten, darf nicht verwundern, da der Reiz seiner oft äußerst schrägen Namensschöpfungen bei deren ständiger Verwendung verloren gegangen wäre.
Wenn jedoch Protagonistennamen von Dan Shocker zur Titelgestaltung eingesetzt wurden, waren dies meist betont burleske, lautmalerisch erschaffene (Einwort-)Fantasienamen wie z.B. „Dwahl“, „Tschonn“ oder „Orungu“. Gewöhnliche Vor- oder Familiennamen hätten diese Reizwirkung des Grotesken natürlich nicht gehabt und wurden von Jürgen Grasmück daher äußerst spärlich in seine Coveraufschriften eingepflegt.
Dämonische oder schwarzmagische Gegenspieler dominierten in Dan Shockers Hefttiteln zahlenmäßig über die – mit ebenfalls reichlich bizarren Eigennamen versehenen – Gutwichte. Beispiele für letztere: „Arson“, „Kaphoon“ bzw. „Madame Hypno“.
Diese äußerst simple Methode der Namenserstellung mag vielleicht kindisch wirken – überzeugte allerdings; vor allem Dan Shockers Groschenheft-Autorenkollegen, die Grasmücks Vorgehen prompt nachahmten und bald mit ähnlichen Namensbildungen in Erscheinung traten: Jason Dark formte für seine John Sinclair-Serie aus der lateinischen Bezeichnung der Alraunen-Pflanze „Mandragora“ den Dämon „Mandragoro“. Die Damona-King-Verantwortlichen schufen aus dem Schimpfwort „Bastard“ die üble „Bastarda“, u.ä.m.
Erhöhung der Übeltäter:
Figuren wie Tschang-Fu oder X bekamen – offenbar um ihre Mächtigkeit hervorzuheben –vom Götter-in-Weiß-Kritiker Jürgen Grasmück zusätzlich noch einen Doktortitel vorangestellt. Allerdings ist Dan Shocker in seinen Geschichten selbst niemals darauf eingegangen, in welchem Fach und an welcher Uni diese Personen promoviert haben…
Neben offensichtlich frei aus dem Stegreif erfundenen Fantasienamen benutzte Dan Shocker für seine Titelakteure nahöstliche Gottheiten (Marduk), historische bzw. literarische Gestalten (Nostradamus, die Medusa), redaktionell vorgegebene Widersacher (Sigam Agelon in der Rex Corda-Heftserie), Medienphänomene (den Chopper) oder umgeformte klassische Grusel-Reizbegriffe: Aus solchen verfertigte Jürgen Grasmück meist durch kleine Abänderungen am Wortende titeltaugliche Horror-Namen, wie z.B. aus dem bedrohlich-tiefen „Ozean“ den Fürsten Oceanus oder aus der sinistren „Maskerade“ die schurkische Maskerada…
So nicht…
Als klar kontraproduktiv zu bezeichnen war dagegen die mehrfache Erwähnung des bei Jürgen Grasmücks Stammlesern alles andere als beliebten Nebenhelden „Mirakel“ am Cover. Der Frankfurter Superman-Verschnitt schreckte Käufer eher ab, als dass Mirakel als ein Kaufsignal an Teenager mit zuviel Taschengeld gewirkt hätte.
„Carminia Brado – Kreatur der Verdammnis“ bzw. „Schoko – Kreatur der Verdammnis“ hätte z.B. ebenfalls keinerlei positive Wirkung auf die potentiellen Heftkäufer gehabt - im Gegensatz etwa zum dann tatsächlich benützten Titel „Kreatur der Verdammnis“.
Letzterer verschleierte den Inhalt der Story und ließ die nicht bei jedem Fan gut angeschriebene (weil relativ öde) Akteurin außen vor, obwohl sich Carminias Name im Titel aus dem Inhalt der Geschichte regelrecht aufgedrängt hätte.
Verzichtet hat Jürgen Grasmück auch auf die meisten der im Horrorgenre sonst überaus beliebten „Familienmitglieder“ in seinen Überschriften: Da tauchen weder Väter, noch Mütter, keine Brüder oder Schwestern, weder „Ahnfrauen“, „Urahnen“, „Verlobte“ noch irgendwelche „Kinder“ auf. Bloß zwei „Töchter“ und zwei „Bräute“ sowie ein dämonisch gezeugter „Sohn“ kamen in Dan Shockers Covertiteln zur Verwendung. (Details: Siehe unten in der Liste.)
Ob mit oder ohne Doktortitel – die Eigenamen der Supergegner von Dr. Satanas bis hin zu Molochos dienten nach deren gelungener Einführung in die Larry Brent- bzw. Macabros-Serie als ebenfalls werbewirksame Titel-Teaserwörter: Als bald zielgerichtet am Heftcover eingesetztes Lockmittel für die Fans, die diese unvergessenen Antagonisten zu schätzen gelernt hatten und kein Abenteuer mehr mit ihnen verpassen wollten. Ortsnamen:
Es folgen Informationen über sämtliche geographischen Angaben in Jürgen Grasmücks Heftaufschriften, wobei als ein Kuriosum hervorzuheben ist, dass der Schriftsteller deutsche Städtenamen in seinen Romantiteln prinzipiell auf den ersten Buchstaben verkürzt hat... (Beispiele? – s.u.)
Bei seinen sonstigen Ortsangaben griff Dan Shocker insbesondere auf außer(kontinental)europäische Örtlichkeiten wie Schanghai oder Uxmal zurück; nutzte vertraute Phanatasieorte à la Lemuria oder Hyperborea, setzte auf geographische Verballhornungen (z.B. Tschinandoah statt Shenandoah), auf biblische Stätten wie Sodom oder auf Eigenerfindungen à la „Maronn“.
Unterhalb der Ortsauflistung findet sich eine alphabetisch geordnete Aufstellung mit all den utopisch/fremdartig klingenden Völkernamen aus Jürgen Grasmücks frühen Science-Fiction-Leihbuch- und Hefttiteln zusammen mit den skurrilsten Eigennamen aus seinen Gruselerzählungen.
Legende/Infos: Siehe Beitrag Nr. 1/12
Dan Shockers real existierende Titel-Straßen, -Plätze und -Ortschaften:
Mehr oder weniger in der Realität vorhandene Romantitel-Flüsse:
Abkürzungen in Jürgen Grasmücks Storyüberschriften (und deren Bedeutung):
N. = Nürnberg
U. = Ulbrandson
W. = Wattenscheid
Dan Shockers utopisch-fantastische Hefttitel-Handlungsorte von A (wie „Akhba“) bis Z (wie „Zoor“):
Anm.: Mit einem Stern gekennzeichnete Plätze kommen zwei mal oder öfter in Coveraufschriften vor.
Heiße Bräute, coole Töchter und ein mißratener Sohn:
Dezent gewählte Eigennamen in Jürgen Grasmücks Romantiteln (Auswahl):
Auswahl: Das kleine A-B-C der wundersamsten Eigen- und Völkernamen in „Dan Shockers Titel-Universum“:
Anm.: Mit einem Stern markierte Figuren treten zwei mal oder öfter am Heftcover in Aktion.
(Siehe auch: Die „Gegner“-Liste im 1. Beitrag sowie „Akademiker“ & Ladies im 3. Artikel)
Kommentare
Redest du von mir oder von meinem Konkurrenten Dr Tschang Fu?
Ich dachte da eher an Dr. Mineau... (Mehr zu diesem am 9. 2. im Beitrag Nr. 8/12)