Maurus Mike, Fantasmania Bd. 1 Mittelsturm, Bd. 2. Jenseitsfalle

Fantasmania 1: Mittelsturm und Fantasmania 2 JenseitsfalleFantasmania
1. Mittelsturm
2. Jenseitsfalle
von Mike Maurus (auch Illustrationen)
Hardcover
397 / 455 Seiten - je 16,95 €
ISBN: 978-3815767542 / 978-3815778791
Coppenrath Verlag

 

Fußball und Fantasy, geht das? – Der Autor Mike Maurus meint das und schrieb mit „Mittelsturm“ und „Jenseitsfalle“ (unter dem Obertitel „Fantasmania“ bisher) zwei Bände um Waisenhausfußballer in einer Fantasywelt. Und ein dritter Roman droht bzw. scheint unvermeidlich zu sein.

William (seines Zeichens Torwart) und Lorenzo Mystelzweig (Stürmer) sind Waisen, leben in einem Waisenhaus und gehören der Fußballmannschaft des Waisenhauses an. Diese Mannschaft ist absolute Spitze und Lorenzo ist mittels Talent und Magie nahezu unbezwingbar.

Die beiden Jungen und ihr Waisenhaus befinden sich in einer Hafenstadt, die von einem (vor etwa einem Dutzend Jahren entstandenen) undurchdringlichen Wald eingeschlossen wurde.

Das alles zieht sie in seltsame Abenteuer, denn sie bringen den Fußball nach Fantasmanien...

Mike Maurus gelingt es nicht seinen wirren Plot, der sich natürlich um den Kampf von Gut gegen Böse dreht, in den Griff zu bekommen. Wobei der wirre Plot durch das Bemühen des Autors entsteht, die Geschichte stetig überraschend zu wenden.

Das von ihm aufgefahrene Bestiarium umfasst fast alles was jemals der Sagen, Mythen und der Phantasie diverser Autoren entsprungen ist. Da sind Vampire, Wer- und Querwölfe, Trolle (diverser Ausprägungen), Nebelhexen, Ungeheuer (große wie kleine in Sümpfen), Kobolde, Elben, Warane (groß wie Drachen und eine Unterart davon), Vogelscheucher, diverse Geister, große Zauberer und noch vieles mehr was da kreucht und fleucht.

Viel zu viele. Für vieles was Mike Maurus so treibt gilt eigentlich der Satz: Weniger wäre mehr, viel mehr gewesen.

Dazu kommen schwatzende Bücher, wie das „Macronomicon“. Klingt das nicht ähnlich wie ...? Oh ja, das kommt bei Maurus oft vor. Ist an sich auch nicht schlimm, aber er nimmt (klauen wäre zuviel gesagt) von vielen, aber Maurus adaptiert das Genommene nicht. Nein seine Welt wirkt wie ein Flickenteppich gängiger Motive aus phantastischer Literatur und Film.

Im Klappentext heißt es, Maurus eigentlicher Beruf ist es bei Zeichentrickserien Regie zu führen. Um mal seine Fantasy in Zeichentrick zu übersetzen: Seine Bücher lesen sich so als wäre es eine Biene Maja-Folge und alle Insekten der Wiese spielen mit. Aber nicht nur die, sondern auch Wickie und die starken Männer sind zu Besuch gekommen und sie haben noch Heidi und ihre Bagage aus den Alpen und Frankfurt mitgebracht. Das ist aber noch nicht alles. Mickey kam auch noch rum und hat nicht nur die Disney’sche Verwandtschaft mitgebracht, sondern auch noch Bugs und die Jungens von Warner. Und irgendwie scheinen  noch ein paar Yugis, Digi- und Pokemons im Anmarsch zu sein. - Dieses Gleichnis will sagen: Maurus trägt zu dick auf.

Nun reden all diese Figuren nur davon Fußball zu spielen (nicht, dass wir uns missverstehen: Sie reden nur davon, tun es aber - so gut wie - gar nicht! Aber dazu kommen wir noch.)

Zauber und Magie sind zwar normal in einer Fantasywelt, doch sollte diese sparsam eingesetzt werden, weil sie für den Leser eben doch was Besonderes sind. Mike Maurus schert das nicht die Bohne. Laufend vollbringen seine Figuren jede Menge Taten mittels Magie. Sie verkommt zu einem willfährigen Instrument, um seine Helden aus jeder Situation herauszubringen. Ständig gibt es neue Wunder und mit der Zeit wartet der Leser nur noch auf die rettende Magie. – Zaubern als Deus Ex Machina.

Toll sind auch Namen und Beschreibungen. Die wirken so witzig wie ein in Zeitraffer in den Wörthersee fallender Gunter Philip in einem „Lisa“-Film. Völlig überzogen. Unglaublich lustig, wie die Vampire heißen: Ein Beispiel ist Slobomir von Venenfels (ein Brüller - gähn). Die Trollnamen in Menschensprache übersetzt ungefähr diverse Steigerungsformen von ‚dämlicher Trottel’ bedeutet. Und es gibt noch mehr. Dämonen, die mit Akzent von Marika Rökk (dem ungarischen) schwatzen. Das ist ach so witzig. Wie sagt der Plattdeutsche: "Hebbt wi lacht!"

Und so schwankt Maurus zwischen ernster Fantasy, einer (vielleicht versuchten) Parodie und albernem Klamauk. Wenn Maurus sich doch nur entscheiden könnte was er will und dieser Linie folgt.  Dieses muntere Wechselspiel nervt.

Ganz selten gelingen ihm Szenen, die den Lesern fesseln. Zum Beispiel als Williams Geist versucht den Körper des Trolls gegen den Einfluss der Vampire zu steuern.  Da deutet Maurus an, was möglich wäre.

Seine Erzählperspektive (der Geist des Torwartes William, den im ersten Band ein Armbrustbolzen trifft) engt den Autor eigentlich ein. Deutlich wird das an Erklärungen von Magie, Zaubern und den diversen Wesen. Manchmal erklärt das eine andere Figur, aber dann ist der Autor zu faul dazu und der Waisenjunge erklärt Dinge, die er eigentlich nicht weiß. Das passt zur fehlenden Linie.

Und dann ist da noch der Fußball. Es deutet sich Ende des zweiten Bandes zwar an, dass das Schicksal der Welt in einem Spiel entschieden wird, aber bis dahin redet man viel vom Spiel, von seiner Verbreitung in Fantasmanien, aber gespielt wird so gut wie nie. Und wenn dann wird das Nebenher geschildert bzw. förmlich abgehandelt oder aber so übertrieben, das es lächerlich wirkt (weil - natürlich - auch jede Menge - überflüssiger, zu dick aufgetragener - Magie im Spiel ist.

Der Fußball fügt sich auch nicht organisch in die Handlung ein. Das Spiel ist und bleibt ein Fremdkörper in dieser Welt. Dabei hatte ich mich so darauf gefreut, weil ich seit gut zehn Jahren ein Konzept über Fußball in einer Fantasywelt in meiner Schublade habe. Aber dabei wird es nach diesem Fiasko von Mike Maurus wohl auch bleiben.

Auf mich machen Maurus „Fantasmania“-Bände den Eindruck, als habe er sich erst den Flickenteppich von Fantasywelt gebastelt und dann noch ein weiteren Flicken hinzugefügt, der da Fußball heißt, quasi als Verbeugung vor den „Wilden Kerlen“ (deren Erfolg man ja nutzen kann).

Wer das liest, ist selbst schuld. Ich will nicht mehr wissen, wie das Endspiel um Fantasmanien denn nun ausgeht.

Kommentare  

#1 Stefan Holzhauer 2008-04-03 16:49
Ich werf mich weg! :D :lol: Hoffentlich wird das verfilmt, das könnte ja ein Turkey allererster Güte werden. Bin fast versucht, das zu lesen, aber nur aus dem Grund, warum man richtig schlechte Filme guckt... :-) ...auf der anderen Seite ist mir meine Zeit dafür zu schade, warte ich halt doch auf den Film. Uwe Boll macht das bestimmt (und heuert Kahn als Darsteller an, der hat ja jetzt Zeit). :roll:
#2 Harantor 2008-04-04 00:15
Tommi Ohrner könnte da auch mitmachen. Immerhin war er Manni, der Libero. Da hat er auch mehr über Fußball geschwatzt als gespielt (war für den Dilettanten aber auch besser war)
#3 Thomas Rippert 2008-04-04 11:54
ich habe auch ein gutes konzept in der schublade - nämlich solche romane nicht zu lesen.

das hört sich ja nach einem krampfhaften versuch "harry beckenbauer" zu erschaffen. auch wenn man kids-fantasy schreibt sollte man eines nicht tun: ALLE kids für dämlich halten und davon ausgehen das sie jeden murks kaufen und fannisch verehren.

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