Gruselkabinett (62) Rappaccinis Tochter
Rappaccinis Tochter
Gruselkabinett (62)
nach Nathaniel Hawthorne
Natürlich hat er sich in das Mädchen verliebt. Hals über Kopf. Das Geheimnisvolle, das man sich von ihr erzählt, und was Giovanni von seiner Vermieterin über sie gehört hat, stachelt ihn nur noch an. Er sucht die Nähe des Mädchens und zahlt seiner Vermieterin am Ende sogar ein Bestechungsgeld, um durch eine Tür in den geheimnisvollen Garten zu gelangen. Doch die erste direkte Begegnung mit der Schönen ist pures Gift. Im wahrsten Sinne des Wortes. Denn alles was die junge Frau anfasst, stirbt sofort.
Eine tolle und wahrhaft gruselige Geschichte, die das Gruselkabinett diesmal anbietet. Dafür ist wie immer nicht viel notwendig, und es zeigt sich, dass die besten Hörspiele dieser Welt immernoch mit den einfachsten Mitteln entstehen: einigen guten Sprechern, einer handwerklich perfekten Umsetzung, und einer phantastischen Story. Hathorne, dessen Vater bei den Hexenverbrennungen von Salem dabei gewesen sein soll, gilt als dunkler Vertreter des unheimlichen Faches und setzte seinerzeit Akzente. Er ist fast gleichzusetzen mit Edgar Allan Poe.
Die Story, die hier vorliegt hat eine Doppeldeutung, die man nur unschwer erkennen kann. Die Versuchung und das Paradies war wohl eindeutig das biblische Vorbild. Das ganze ist dann gekonnt in eine Gruselgeschichte verpackt, in dessen Mittelpunkt vier Personen stehen, die auch gleichzeitig fast den kompletten Cast ausmachen: Giovanni, die Schöne, ihr Vater und die Vermieterin. Aber auch der väterliche Freund des jungen Studenten hat eine nicht unbedeutende Nebenrolle. Reinhard Glemnitz verkörpert diesen mit bravour. Auch Herr Erdmann ist als Rappaccini wirklich unheimlich. Die Bedrohung die von ihm ausgeht wird durch die hervorragende Machart des Hörspiels bereits spürbar, bevor er die Szenerie betritt. Ihm haftet nicht nur etwas Magisches an, sondern auch die Aura vom verrückten Wissenschaftler, der sich an gewagten Experimente versucht. Dieser scheint einem anderen Zeitalter (oder Kosmos) entsprungen, und passt beinahe zu Larry Brent oder anderen modernen Gruselhelden. Ein geglückter Spagat also, ein historischer Stoff mit modernen Bezügen.
Eine sehr empfehlenswerte und angenehme Schauer-Unterhaltung.
: Max Felder, Manfred Erdmann, Jacqueline Belle, Reinhard Glemnitz, Angelika Bender
: Marc Gruppe
: Stephan Bosenius & Marc Gruppe
: Firuz Askin
: Alice Kaiser
: ca. 60 Min.
: 978-3-7857-4639-4
: April 2012