Pedrosa, Cyril - Three Shadows
Three Shadows
von Cyril Pedrosa
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Dabei gelingt es ihm (siehe oben), das Ganze so in eine Geschichte zu packen, dass die Liebe und Hingabe nicht schwulstig, Elterliebe und Kindstot nicht unaussprechlich und das übernatürliche Abenteuer nicht flach wird. Die Tatsache, dass ihm dies gelungen ist, macht für mich dieses Buch so wertvoll.
Auf den ersten Blick schien "Three Shadows" tatsächlich wie ein - nicht sehr detaillfreudig gezeichnetes - Abenteuercomic.
In die ländliche Idylle einer Familie, bestehend aus dem Vater, einer hübschen, tatkräftigen Mutter und dem kleinen Joachim, bricht das Unerklärliche ein. Drei Reiter zu Pferde, nicht mehr als Schatten in weiter Ferne, tauchen auf den Hügeln auf. Und trotz der heiteren Sicherheit, die Vater und Mutter weiterhin versuchen Joachim zu vermitteln, bleibt unterschwellig die Gefahr. Nebel unterbricht einen Ausflug von Vater und Sohn und sie müssen umkehren, der Hofhund, Diego, verschwindet spurlos, und - das Bedrohlichste - die drei Reiter kommen wieder, dieses Mal sind sie viel näher und erreichen fast den Hof. Der Vater, ein Mann der Tat, verfolgt sie, versucht die drei zur Rede zu stellen, erfolglos.
Es scheint nichts zu geben, das helfen kann, und dem Leser bleibt (zunächst) unklar, worum es sich bei den Schatten handelt. Jedoch wird immer klarer: Sie sind gekommen um Joachim zu holen.
Da der Vater den Verlust seines Sohnes unter allen Umständen verhindern möchte, sucht er nach einem Weg, die Schatten auszutricksen. In einer nebligen Nacht bricht er mit seinem Sohn heimlich auf und verlässt das Zuhause. Gemeinsam begeben sich Joachim und sein Vater auf eine abenteuerliche Flucht.
Wie bereits eingangs erwähnt, ist Three Shadows eine Graphic Novel. Die Bilder dominieren ganz klar, Text wird sparsam eingesetzt und ist so gestaltet, dass ihn auch Leser mit wenigen Englisch-Kenntnissen gut verstehen können. In vielen Sequenzen wird der Text mit den Zeichnungen gemeinsam zum gestalterischen Mittel, zum Beispiel in einer Szene, als die Mutter in einem alten Tagebuch von sich selbst liest, in dem eine frühere Begegnung mit den Schatten erzählt wird, während gleichzeitig in den Zeichnungen der Vater, der bereits auf der Flucht ist, gegen einen offenbaren Angriff der drei Schatten kämpfen muss.
Überhaupt benutzt Cyril Pedrosa Zeichnungen immer wieder nicht nur dazu die Geschichte zu unstützen oder weiter zu treiben. Er nutzt seinen Zeichenstil intensiv dazu, Stimmungen auszudrücken oder ein übernatürliches Geschehen zu verdeutlichen. So wechselt er zwischen detaillierten Darstellungen, zum Beispiel dem Schiff, auf dem Vater und Sohn fliehen, bis hin zu Hell- und Dunkelflächen ohne Begrenzungsstriche, reinem Licht- und Schattenspiel.
Was zu Beginn "nicht sehr detaillfreudig gezeichnet" ist, entpuppt sich schnell als stark überzogene Darstellung mit dem Ziel der Charakterisierung. Der Vater ist eben nicht nur stark und tatkräftig, während die Mutter ihm gegenüber als schmale kleine Frau dargestellt wird. Gerade eine Szene, als der Hof der Familie Nachts überfallen wird, fand ich besonders eindrucksvoll - da beide in einzelnen wenigen Bilder nackt dargestellt werden: Während der Vater einen Brustkasten hat so breit wie ein Bär und mit Muskeln bepackt ist, wirkt die Mutter mit ihren jungmädchenhaften Brüsten wie verloren.
Cyril Pedrosa ist Franzose und hat nach dem Studium unter anderem auch für Disney gearbeitet. 2011 gewann er mit seinem Buch "Portugal" (erschienen im April 2012 auf Deutsch im Verlag Reprodukt) den kanadischen Prix Bédelys Monde für internationale französische Illustrationen.
Ich habe bei Three Shadows gelacht und geweint, mich gut unterhalten und wurde zum Nachdenken gebracht. Danke an First Second für die Veröffentlichung und Cyril Pedrosa dafür, seine Gedanken mit uns zu teilen.
Three Shadows