Resnick, Mike: Wilson Cole - Die Piraten
Der Roman ist der zweite eines (bislang) Vierteilers der Abenteuer um das Republik-Schlachtschiff THEODORE ROOSEVELT und dessen Kommandanten Wilson Cole. Im ersten (den ich leider noch nicht gelesen habe) machen sich Cole und die restlichen Protagonisten in der 3000 Jahre in der Zukunft gelegenen Republik offenbar durch Befehlsverweigerung (durch die mehrere Millionen Lebewesen gerettet wurden) dermaßen unbeliebt, dass die ROOSEVELT jetzt das meist gesuchte Schiff der Galaxis ist. Man flüchtet in den inneren Rand, einen mehr oder weniger gesetzlosen Teil der Milchstrasse, und Cole ist klar, dass es nur einen Weg gibt, Schiff und Crew das Überleben zu sichern: Man muss zu Piraten werden.
Leider ist das nicht ganz so einfach, denn dummerweise passt das übliche Piratenleben und -Handeln nicht zu den moralischen Grundsätzen von Captain und Besatzung, so dass man sich schnell darüber im Klaren ist: Es werden nur die »Bösen« überfallen. Aber auch das geht verständlicherweise nicht ohne gewisse Probleme ab...
Beim Lesen von »Die Piraten« fühlte ich mich angesichts der Erzählform in die - für mich - gute alte SF-Zeit in den Siebzigern und Achtzigern zurückversetzt, in denen ich unter anderem Romane von Harry Harrison, Arthur Bertram Chandler oder Bob Asprin gelesen habe, die ganz ähnlich waren: Auch dort stand oftmals die kurzweilige Unterhaltung in einem SF-Setting im Vordergrund, ohne den Leser mit allzu viel Hardcore-Technik, erhobenem Zeigefinder oder überbordendem Hintergrund zu belasten. Und dies gelingt verblüffenderweise auch Mike Resnick und das obwohl »Die Piraten« in seinem massiv gut ausgebauten und Jahrtausende überspannenden »Birthright«-Universum spielt, in dem seit 1982 sagenhafte 34 Romane und unzählige Kurzgeschichten erschienen sind. Der Leser muss zur Lektüre des vorliegenden Bandes davon nichts wissen, da es hier hauptsächlich um Personen geht - mögen sie nun menschlich oder außerirdisch sein.
Abgesehen von der flotten und stilsicheren Erzählweise kommt auch der Humor definitiv nicht zu kurz, denn die Dialoge zwischen den Protagonisten sind gekennzeichnet von flapsigen Sprüchen in einer Art und Weise, die anderer Military-SF so gern mal abgeht und deswegen bisweilen für Unlesbarkeit sorgt. Allerdings würde ich den Roman ohnehin nicht als typischen Vertreter dieses Genres einordnen wollen, dafür sind weder Stil noch Art der Erzählung militärisch genug.
Auch wenn diverse Ideen und Charaktere schräg sind, Resnicks Erzählung ist zwar witzig, driftet aber nie in Richtung Klamauk ab, anders als beispielsweise bei Asprins »Chaos-Kompanie« oder Harrisons »Stahlratte« (wobei ich die damit in keinster Weise abwerten möchte, ganz im Gegenteil).
Die deutsche Übersetzung scheint - ohne dass ich das Original kenne - im Großen und Ganzen okay zu sein, wenngleich sie mir an diversen Stellen ein wenig holprig erschien und ein paar Übertragungen von amerikanischen Redewendungen etwas gequält daher kamen. Das tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch.
Hier wird definitiv nicht das Genre neu erfunden, aber dafür eine höchst unterhaltsame SF-Geschichte so leicht und locker erzählt, dass ich sie in kürzester Zeit durchgelesen hatte.
SF-Fans, die Freunde humorigen, kurzweiligen Raumfahrergarns ohne Hard-Science oder tiefschürfende philosophische Hintergründe sind, dafür aber sympathische Charaktere und handfeste Abenteuer im Weltraum mögen, können hier bedenkenlos ihre Credits investieren. Und ich werde ganz sicher mal versuchen, an mehr Lesestoff von Resnick zu kommen...
Bild: Mike Resnick 2008, aus der Wikipedia
Homepage von Mike Resnick
Mike Resnick in der Wikipedia (englisch)
Manfred Roths Rezension des ersten Bandes »Die Meuterer«
Manfred Roths Rezension des zweiten Bandes »Die Piraten«