Campbell, Alan: Devil's Night - Die Kettenwelt-Chroniken 2

Campbell, Alan: Devil's Night - Die Kettenwelt-Chroniken 2Devil's Night
Die Kettenwelt-Chroniken 2
(Iron Angel)
von Alan Campbell
aus dem Englischen von Jean Paul Ziller
Goldmann Fantasy
erschienen: Herbst 2008 (Deutschland); 2008 (Großbritannien)
509 Seiten, 12,00 €
ISBN: 978-3-442-46269-8

Random House (Goldmann)

Düstere Welten, schaurige-brutale Handlungsstränge, ausgefallene Charaktere, Einsprengsel teilweise recht makaberen Humors – welcher Fan phantastischer Unterhaltung kennt diese Art der Fantasy nicht? Sie findet sich in den unterschiedlichsten Ausprägungen, mal eher komisch, dann wieder ernst und auf Horror zurechtgemacht. Was ihnen gemein ist, sind vor allem ihre bewusste Realitätsferne, ihre ungewöhnlichen, teils enorm überzogen dargestellten Figuren sowie natürlich die düstere Grundstimmung. Bekannte Vertreter dieser Art der Fantasy sind etwa die Filme von Tim Burton oder die Romane von Neil Gaiman.

Ich für meinen Teil bin kein besonders großer Fan solcher Werke. Ernste und düstere Geschichten mag ich schon, und Fantasy sowieso, aber trotz allem brauche ich immer auch glaubhafte Charaktere und einen gewissen Realitätsbezug, selbst dann, wenn die jeweilige Saga in einem durch und durch phantastischen Kosmos spielt. Umso mehr überrascht mich da meine Begeisterung für die »Kettenwelt-Chroniken« des britischen Autors Alan Campbell. Schon das erste Buch, »Scar Night«, hat mich regelrecht aus den Socken gehauen. Mit »Devil's Night«, der Fortsetzung seines düster-brutalen Epos, setzt Campbell aber noch eins drauf und legt ein finsteres Meisterwerk vor, wie man es nur ganz, ganz selten findet.

Zum Inhalt des Buchs: Nachdem es dem Engel Dill, der Spine Rachel und der wahnsinnigen Halbgöttin Carnival gelungen ist, den Gott Ulcis zu töten, sehen sich die drei gezwungen, vor den rachsüchtigen Anhängern des monströsen Ungeheuers zu fliehen. Während Carnival von einem auf den anderen Moment einfach wie vom Erdboden verschluckt ist, verkriechen sich Rachel und Dill in Sandport. Doch vor den Häschern der Spine können sie sich nicht verbergen. Rücksichtslos schlagen die Assassinen zu und bringen die beiden Gottesmörder zurück nach Deepgate, das immer weiter dem Verfall anheim fällt.

Was wie das furchtbare Ende eines grausamen Abenteuers aussieht, entpuppt sich bald als Auftakt zu einer Reise, die im wahrsten Sinne des Wortes in die Hölle führt. Die Pforten des Himmels sind geschlossen, der Herrscher der Hölle sendet seine Heerscharen aus dem Labyrinth der Finsternis in die Welt der Menschen, um diese zu unterwerfen, und die Götter, die sich der finsteren Armee stellen, scheren sich keinen Deut mehr um das Schicksal der Sterblichen als der Fürst der Unterwelt.

Willkommen zu einem weiteren Abenteuer in einer Welt aus Blut, Dreck und Finsternis. Willkommen in einer Welt, die verseucht ist von Gift und Unrat, die durchtränkt ist von Leid und Tod. Willkommen in einer Welt am Rande des Abgrunds, in der die Hölle weitaus mehr ist als nur eine abstrakte Vorstellung...

Es gibt Bücher, da fehlen mir einfach die Worte, um meine Begeisterung adäquat in eine anständige Rezension umzuwandeln. So sehr ich mich auch bemühe, es ist mir dann einfach nicht möglich, den richtigen Ton zu treffen, der dem Roman auch nur annähernd gerecht werden würde. So gegangen ist es mir bei »Metro 2033«, und so geht es mir auch bei »Devil's Night«.

Nach mehreren vergeblichen Versuchen, eine wahrhaft angemessene Besprechung abzuliefern, gebe ich dieses sinnlose Unterfangen daher auf und sage Euch gleich: Die folgenden Zeilen können den Geist von Campbells Werk nicht wirklich einfangen. Ich hoffe, dass Ihr trotzdem zumindest eine ungefähre Ahnung von der Klasse des Romans bekommt.

Und Klasse hat er wirklich – mehr als das! »Devil's Night« ist ein ungeheuer packender, enorm spannender Roman, den man am liebsten in einem Rutsch durchlesen würde, wenn man ihn einmal zur Hand genommen hat. Campbell entführt seine Leser in eine der düstersten und atmosphärisch dichtesten Fantasywelten, die ich kenne. Was es alles zu erleben gibt? Nun, zum Beispiel:

  • gläserne Götter, Engel, die ihrer Flügel beraubt wurden, Eisenbahnlinien direkt in die Hölle, vergiftete Wälder, als Marionetten missbrauchte Untote – die Liste an einmaligen Kuriositäten ist endlos;

  • eine der stimmigsten Atmosphären, die ich je erlebt habe; nie war ein Trip in die Hölle glaubwürdiger, und selten habe ich einen Roman lesen dürfen, den das Wort „finster“ auch nur ansatzweise so gelungen umschrieben hätte wie »Devil's Night«;

  • eine Storyline, die immer wieder neue Richtungen einschlägt und ganz und gar unvorhersehbar ist; wer denkt, er wüsste, was als nächstes kommt, der sieht sich spätestens im dritten Teil des Buchs eines Besseren belehrt, wenn die Geschichte urplötzlich vollkommen verändert daherkommt (glücklicherweise aber nicht minder gut!);
 
  • ein Buch, das zeigt, dass man mit Atmosphäre viel mehr erreichen kann als mit der bloßen Schilderung von Gewaltszenen, auch dann, wenn man Orte in Szene setzt, wie sie unmenschlicher eigentlich kaum sein können.
  
  • einen Roman, der sich hinsichtlich seiner Protagonisten ungeheuer viel traut; Campbell scheut vor nichts zurück und lässt seine Figuren (Haupt- wie Nebenpersonen) so manches durchmachen, und er scheint dabei wirklich kein Halten zu kennen.


»Devil's Night« ist düster. »Devil's Night« ist brutal. »Devil's Night« ist, trotz einer Prise reichlich skurrilen Humors, richtig schön böse. In einem Satz: »Devil's Night« ist das Buch, auf das Fans ausgefallener, finsterer und absolut unkonventioneller Fantasy schon lange gewartet haben. Ob man nun die eindrucksvoll gezeichneten, einfallsreichen Charaktere, die ausgefallenen Schauplätze oder die außergewöhnlichen Handlungsbögen des Romans betrachtet – beim zweiten Teil der »Kettenwelt-Chroniken« stimmt eigentlich alles!

»Devil's Night« ist mit Sicherheit kein Buch für jedermann. Eingeschworene Fans von All-Age-Fantasy, von Romanen à la »Twilight« oder »Die Goblins« und Co, kurzum jeder, der es eher lustig, romantisch oder leicht verdaulich mag, sollte die Finger von diesem Roman lassen. Wer dagegen bereit ist, sich auf eines der ungewöhnlichsten, düstersten und unkonventionellsten Abenteuer einzulassen, das das Fantasygenre in letzter Zeit hervorgebracht hat, auf den wartet ein einmalig faszinierendes Buch, das man unbedingt gelesen haben sollte!

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