Conan Zeitalter der Kriege - Brettspiel
Mit Conan Zeitalter der Kriege liegt nun das vom italienischen Verlag Nexus entwickelte Brettspiel in der Welt von Robert E. Howard in seiner deutschsprachigen Version vor.
Jeder Spieler übernimmt die Rolle als Herrscher eines der vier Königreiche. Im Spielverlauf versucht man dann unter Zuhilfenahme von Armeen, Intrigen und Magie neue Ländereien zu erobern, Gold und Ruhm anzuhäufen - und Conan auf seine Seite zu ziehen und, falls möglich, zum König des eigenen Königreiches zu krönen, bevor die anderen Spieler dies tun können.
Wenn man zum ersten Mal die prall gefüllte Spielverpackung öffnet, fällt der Blick sofort auf das ziemlich umfangreiche Spielmaterial. Neben dem schön gestalteten Spielplan finden sich eine Vielzahl unterschiedlicher Spielkarten, Würfel, Plastikminiaturen und natürlich auch eine (mit 32 Seiten relativ umfangreiche) Spielanleitung. Genau wie der Spielplan sind auch die Karten auffallend schön anzusehen und auch die Figuren und Marker passen sich gut dem positiven optischen Gesamteindruck an. Auch das Design der Anleitung ist gut gelungen eine große Anzahl von Beispielillustrationen und hübschen Zeichnungen füllen das Regelheft.
Die Spielfiguren sind ausreichend groß und detailliert gestaltet auch die Farben der Figuren sind gut gewählt und daher gut zu unterscheiden wer beispielsweise das Brettspiel Herr der Ringe Der Ringkrieg kennt, weiß, das dies nicht immer selbstverständlich ist.
Sowohl Umfang als auch Aufmachung des Spielmaterials hinterlassen einen guten Eindruck und rechtfertigen zumindest Teilweise den recht hohen Verkaufspreis des Spiels.
Sowohl der Blick auf das Spielmaterial als auch die Thematik als solches lässt erahnen, dass Conan Zeitalter der Kriege eine ähnliche Zielgruppe im Visier hat wie das bereits erwähnte Herr der Ringe Der Ringkrieg, das übrigens von den gleichen Autoren entwickelt wurde (die beispielsweise auch für das von vielen Kritikern gelobte Marvel Heroes-Brettspiel verantwortlich zeichnen).
Ebenso wie beim Herr der Ringe-Spiel geht es vordergründig darum Kriege zu führen und damit Länder zu erobern. Doch wer jetzt glaubt, man bekäme es mit einem relativ leicht zu durchschauenden Strategiespiel im Stile von Risiko zu tun, der irrt gewaltig. Bereits beim ersten Durchblättern der Anleitung fällt die große Komplexität des Regelwerks auf. Die ersten Seiten bringen dem Leser eine Übersicht über das Spielmaterial wie Spielplan, Würfel, Karten, Marker und Figuren.
Bereits hier fällt auf, dass es beispielsweise allein sechs verschiedene Sorten von Karten und Markern gibt, was recht schnell klar werden lässt, dass das Regelheft nicht umsonst 32 Seiten stark ist. Hat man den Abschnitt über das Spielmaterial hinter sich gelassen, geht es so langsam ans Eingemachte: Nach einem kurzen Abschnitt zum Spielaufbau werden die Regeln zum Spielablauf auf insgesamt 8 Seiten abgehandelt.
Hier zeigt sich meines Erachtens auch die Schwäche der Anleitung, denn leider sind auf diesen Seiten beileibe nicht alle benötigten Spielregeln in verständlicher Form zu finden. Vielmehr werden erst auf den darauf folgenden 13 Seiten genauere Informationen beispielsweise zu Kämpfen und Schicksalswürfeln bereitgestellt, so dass man um häufiges Hin- und Herblättern leider nicht herumkommt, Dabei wiederholen sich zu allem Überfluss einige der weiter vorne im Heft erläuterten Regeln noch mehrfach, so dass die Übersichtlichkeit bedauerlicherweise ziemlich auf der Strecke bleibt.
Darüber hinaus muss ich zugeben, so etwas wie Quickstartregeln für ein schnelles Einstiegsspiel vermisst zu haben, was den Start ins Spiel sicherlich so manchem Spieler erleichtern würde.
Auch die Altersempfehlung sollte an dieser Stelle meiner Meinung nach nochmals kritisch hinterfragt werden ich kann mir jedenfalls kaum Zwölfjährige vorstellen, die mit dieser Anleitung ohne Hilfe Erwachsener zurechtkommen würden. Daher muss ich leider festhalten, von der Übersichtlichkeit und Verständlichkeit der Anleitung etwas enttäuscht gewesen zu sein (wobei ich vermute, dass Kenner des Ringkriegs oder anderer ähnlich gelagerter Spiele wohl etwas weniger Probleme mit dem Regelheft haben werden).
Hat man jedoch die Hürde der Anleitung überwunden und die ersten Runden des Spiels überstanden, merkt man recht bald, dass es den Entwicklern vor allem gut gelungen ist, eine Brettspiel zu einer Heldenfigur wie Conan zu entwickeln, welches der Hauptperson zwar eine wichtige Rolle zukommen, sie aber keineswegs als übermächtig oder zu dominant erscheinen lässt.
Das Spielgleichgewicht scheint auch im Spiel mit weniger als vier Spielern gut ausbalanciert zu sein (ich habe es jeweils einmal mit zwei, drei und vier Spielern probegespielt) und durch den Wechsel der Kontrolle Conans bleibt auch die Figur des Cimmeriers im Spielverlauf für alle beteiligten Spieler ein Faktor, den sie sich zunutze machen können.
In seinem Zug hat jeder der Spieler unterschiedliche Möglichkeiten. Sollte er in der aktuellen Runde der so genannte Conan-Spieler sein (also derjenige, der die Conan-Figur in dieser Runde steuert), kann er beispielsweise Conan dazu benutzen, Conan in Gebiete zu ziehen, in denen man ihn an der Seite der eigenen Armeen im Kampf einsetzen möchte oder Plünderungsmarker in gegnerischen Gebieten zu platzieren.
Ferner kann jeder Spieler nun einen Würfel aus dem Pool von Schicksalswürfeln auswählen und unter Zuhilfenahme von Spielkarten Aktionen wie Armee- oder Intrigenkämpfe, ziehen von Handkarten oder Rekrutierung neuer Einheiten durchführen.
Auch hier fällt bei den ersten Runden nochmals die Unübersichtliche Anleitung negativ auf, da man bei der Vielzahl der verwendeten Begriffe anfangs doch recht häufig nachlesen muss. Hat man jedoch etwas Übung mit den einzelnen Phasen des Spiels erworben, reichen die vier enthaltenen Übersichtskarten meistens aus, da sich auf diesen Karten jeweils eine Kurzzusammenfassung der Regeln finden lässt.
Insgesamt überwiegen bei Conan Zeitalter der Kriege trotz der Schwächen im Bereich der Spielanleitung deutlich die positiven Aspekte: Das Spielmaterial ist von guter Qualität und Stimmungsvoll im Design, die Regeln sind zwar sehr Komplex, lassen jedoch, sobald man sie durchschaut hat, eine große Bandbreite an Spielstrategien zu und sind gut ausbalanciert.
Die Art und Weise wie die Figur Conans in den Spielablauf integriert wurde, ist nicht nur originell sondern auch gut gelungen. Allerdings sollte man schon etwas Zeit mitbringen, wenn man Zeitalter der Kriege spielen möchte ein Spiel kann schnell mehrere Stunden lang werden, so dass es sich definitiv nicht für ein schnelles Spielchen zwischendurch eignet. Dies ist allerdings bei den meisten strategischen Brettspielen nicht anders und beileibe kein Nachteil, solange man die Spielzeit mit Freude verbringt.
Wer auf Strategiespiele im Stile von Der Ringkrieg oder den MB-Klassikern Shogun oder Axis & Allies steht, liegt bei Conan Zeitalter der Kriege auf jeden Fall richtig. Wer nur wegen der Conan-Thematik Interesse an dem Spiel hat, sollte sich allerdings darüber im klaren sein, dass es sich bei Zeitalter der Kriege nicht um ein Spiel für zwischendurch handelt.
Auch als Geschenk für Kinder ab 12 Jahren scheint es mir nur dann geeignet, wenn ein Erwachsener mitspielen möchte, da die Komplexität des Regelwerks die meisten Zwölfjährigen überfordern dürfte besser wäre hier eine Empfehlung ab 14 Jahren gewesen.
Für den recht hohen Preis bekommt man aber ein gut ausgestattetes und verarbeitetes Brettspiel geboten, mit dem man viele Stunden Spielspaß erleben kann, wenn man sich die nötige Zeit zur Einarbeitung nimmt.
- 1 Spielplan
- 170 Plastikfiguren
- 165 Spielkarten
- 2 Stanzbögen mit Markern und Münzen
- 7 Schicksalswürfel
- 6 Kampfwürfel
- 4 Übersichtskarten
- 1 Spielanleitung