Somers, Jeff: The Digital Plague
The Digital Plague
Zu jener Sorte Schreiberlinge gehört zweifelsohne auch Jeff Somers. Schon in »The Electric Church« hat er seine Hauptfigur Avery Cates durch die Hölle gehen lassen. Das war jedoch gar nichts verglichen mit dem, was der einstige Auftragskiller in »The Digital Plague« durchleben muss.
Fünf Jahre sind seit den ebenso blutigen wie dramatischen Ereignissen aus »The Electric Church« vergangen. Fünf Jahre, die Avery Cates in zweierlei Hinsicht genutzt hat. Zum einen ist es ihm gelungen, ein reicher Mann zu werden. Zum anderen hat er sein sich selbst gegebenes Versprechen gehalten und mit allen Mitteln gegen das marode System angekämpft, das die Welt seit der Unifizierung Tag für Tag tiefer in den Abgrund reißt. Natürlich hat er sich dabei eine Menge Feinde gemacht. Cops, Verbrecher, die führenden Köpfe des Systems so manch einer will Cates tot sehen. Bislang ist es dem Killer jedoch gelungen, jedem noch so geschickten Hinterhalt zu entkommen.
Averys Schonzeit scheint nun allerdings vorbei zu sein. Urplötzlich sterben um ihn herum Menschen, und das in geradezu rauen Mengen und auf besonders unschöne Art und Weise. Selbst vor seinen engsten Vertrauten macht der Tod nicht halt. Zornig beginnt Cates mit der Suche nach demjenigen, der für die Todesserie verantwortlich ist und findet sich selbst in einer Janusrolle wieder: Er ist gleichermaßen der Retter wie auch der Henker der gottverdammten Welt.
Für den zweiten Avery Cates-Roman gilt, was schon für Teil eins gegolten hat: Wer Gefallen an »The Digital Plague« finden will, der sollte
Wer allerdings denkt, dass er die genannten Voraussetzungen erfüllt und sich daher auf das düsteren Endzeit-Abenteuer einlässt, der wird es nicht bereuen. Wie schon »The Electric Church« ist auch »The Digital Plague« harter Tobak, letzten Endes aber dennoch ziemlich genialer Stoff.
Der zweite Roman um Avery Cates nimmt seine Leser mit in eine trostlose Welt, die von Verbrechern und Cops, die noch deutlich schlimmer und furchteinfößender sind, beherrscht wird. Die Zukunft, wie Somers sie beschreibt, ist finster und lebensfeindlich. Heute prachtvolle Großstädte liegen in Trümmern, und Hoffnung ist ein Wort, mit dem die meisten der Gestalten, die diese Version der Zukunft bevölkern, nicht das Geringste anfangen können.
Die Charaktere, auf die man in dieser Welt trifft, sind samt und sonders eigenwillig, niederträchtig und vollkommen egoistisch. Dass man sie trotzdem in gewissem Sinne lieben lernt, liegt an der vorbildlichen Charakterisierung, die Somers all seinen Protagonisten angedeihen lässt. Das ausgefallene Figurenensemble gehört zu den großen Stärken des Romans. Man sollte allerdings vermeiden, sich allzu sehr mit den verschiedenen Protagonisten anzufreunden; es stirbt sich nun einmal schnell in Somers' Universum.
Mit der Handlung hingegen ist das so eine Sache. Während der Lektüre fällt es einem aufgrund der rasanten Inszenierung und nonstop Actionszenen nicht weiter auf, aber im Nachhinein kommt man nicht umhin festzustellen: Eigentlich ist die Handlung von »The Digital Plague« so dünn wie ein Crêpe. Wirklich störend macht sich dies aber nicht bemerkbar. Dank erstklassig geschriebener Sequenzen jeglicher Couleur, jeder Menge schwarzen Humors und einer reichlich blumigen Sprache täuscht Somers mühelos über die Schwächen (bzw. das fast vollständige Fehlen) der Story hinweg.
Hmm. Was ließe sich sonst noch sagen? Nun, in Sachen Atmosphäre ist der Roman große Klasse. Die kaputte Welt, in der die Handlung spielt, wird dem Leser überzeugend vermittelt. Weiterhin möchte ich noch einmal betonen, das der Roman nichts für Leute ist, die es lieber ein wenig gesitteter und ordentlicher haben. Fans romantischer Geschichten, Leser von All-Age-Romanen oder Freunde von sauberer Action sollten sich vorsehen. »The Digital Plague« ist finster, reichlich brutal und durchaus dazu geeignet, einem jede Menge Albträume und Zukunftsängste zu verpassen.
Der zweite Avery Cates-Roman ist ein Buch, das Fans düsterer SF-Unterhaltung und bizarrer Charaktere begeistern wird. Wer die Spannungsliteratur von ihrer dreckigen und gemeinen Seite kennenlernen will, der ist hier genau richtig. Ein Muss für alle Fans von Quentin Tarantino.
Der erste Roman um Avery Cates erscheint 2010 unter dem Titel »Der elektrische Mönch« bei Bastei-Lübbe in deutscher Erstausgabe. Bleibt zu hoffen, dass er Erfolg haben wird und der deutschsprachige Leser bald auch »The Digital Plague« geboten bekommt.
Zu jener Sorte Schreiberlinge gehört zweifelsohne auch Jeff Somers. Schon in »The Electric Church« hat er seine Hauptfigur Avery Cates durch die Hölle gehen lassen. Das war jedoch gar nichts verglichen mit dem, was der einstige Auftragskiller in »The Digital Plague« durchleben muss.
Fünf Jahre sind seit den ebenso blutigen wie dramatischen Ereignissen aus »The Electric Church« vergangen. Fünf Jahre, die Avery Cates in zweierlei Hinsicht genutzt hat. Zum einen ist es ihm gelungen, ein reicher Mann zu werden. Zum anderen hat er sein sich selbst gegebenes Versprechen gehalten und mit allen Mitteln gegen das marode System angekämpft, das die Welt seit der Unifizierung Tag für Tag tiefer in den Abgrund reißt. Natürlich hat er sich dabei eine Menge Feinde gemacht. Cops, Verbrecher, die führenden Köpfe des Systems so manch einer will Cates tot sehen. Bislang ist es dem Killer jedoch gelungen, jedem noch so geschickten Hinterhalt zu entkommen.
Averys Schonzeit scheint nun allerdings vorbei zu sein. Urplötzlich sterben um ihn herum Menschen, und das in geradezu rauen Mengen und auf besonders unschöne Art und Weise. Selbst vor seinen engsten Vertrauten macht der Tod nicht halt. Zornig beginnt Cates mit der Suche nach demjenigen, der für die Todesserie verantwortlich ist und findet sich selbst in einer Janusrolle wieder: Er ist gleichermaßen der Retter wie auch der Henker der gottverdammten Welt.
Für den zweiten Avery Cates-Roman gilt, was schon für Teil eins gegolten hat: Wer Gefallen an »The Digital Plague« finden will, der sollte
- eine Menge Galgenhumor der düstersten Sorte vertragen können,
- nichts gegen eine wahre Flutwelle an Schimpfwörtern haben, oder
- unkonventionellen Charakteren und abgefahrenen Storylines mit Freude gegenüberstehen.
Wer allerdings denkt, dass er die genannten Voraussetzungen erfüllt und sich daher auf das düsteren Endzeit-Abenteuer einlässt, der wird es nicht bereuen. Wie schon »The Electric Church« ist auch »The Digital Plague« harter Tobak, letzten Endes aber dennoch ziemlich genialer Stoff.
Der zweite Roman um Avery Cates nimmt seine Leser mit in eine trostlose Welt, die von Verbrechern und Cops, die noch deutlich schlimmer und furchteinfößender sind, beherrscht wird. Die Zukunft, wie Somers sie beschreibt, ist finster und lebensfeindlich. Heute prachtvolle Großstädte liegen in Trümmern, und Hoffnung ist ein Wort, mit dem die meisten der Gestalten, die diese Version der Zukunft bevölkern, nicht das Geringste anfangen können.
Die Charaktere, auf die man in dieser Welt trifft, sind samt und sonders eigenwillig, niederträchtig und vollkommen egoistisch. Dass man sie trotzdem in gewissem Sinne lieben lernt, liegt an der vorbildlichen Charakterisierung, die Somers all seinen Protagonisten angedeihen lässt. Das ausgefallene Figurenensemble gehört zu den großen Stärken des Romans. Man sollte allerdings vermeiden, sich allzu sehr mit den verschiedenen Protagonisten anzufreunden; es stirbt sich nun einmal schnell in Somers' Universum.
Mit der Handlung hingegen ist das so eine Sache. Während der Lektüre fällt es einem aufgrund der rasanten Inszenierung und nonstop Actionszenen nicht weiter auf, aber im Nachhinein kommt man nicht umhin festzustellen: Eigentlich ist die Handlung von »The Digital Plague« so dünn wie ein Crêpe. Wirklich störend macht sich dies aber nicht bemerkbar. Dank erstklassig geschriebener Sequenzen jeglicher Couleur, jeder Menge schwarzen Humors und einer reichlich blumigen Sprache täuscht Somers mühelos über die Schwächen (bzw. das fast vollständige Fehlen) der Story hinweg.
Hmm. Was ließe sich sonst noch sagen? Nun, in Sachen Atmosphäre ist der Roman große Klasse. Die kaputte Welt, in der die Handlung spielt, wird dem Leser überzeugend vermittelt. Weiterhin möchte ich noch einmal betonen, das der Roman nichts für Leute ist, die es lieber ein wenig gesitteter und ordentlicher haben. Fans romantischer Geschichten, Leser von All-Age-Romanen oder Freunde von sauberer Action sollten sich vorsehen. »The Digital Plague« ist finster, reichlich brutal und durchaus dazu geeignet, einem jede Menge Albträume und Zukunftsängste zu verpassen.
Der zweite Avery Cates-Roman ist ein Buch, das Fans düsterer SF-Unterhaltung und bizarrer Charaktere begeistern wird. Wer die Spannungsliteratur von ihrer dreckigen und gemeinen Seite kennenlernen will, der ist hier genau richtig. Ein Muss für alle Fans von Quentin Tarantino.
Der erste Roman um Avery Cates erscheint 2010 unter dem Titel »Der elektrische Mönch« bei Bastei-Lübbe in deutscher Erstausgabe. Bleibt zu hoffen, dass er Erfolg haben wird und der deutschsprachige Leser bald auch »The Digital Plague« geboten bekommt.