Urban /Montillon/ Parrish: Die zweite Festung - Torn 30
Zu guter Letzt erzählt Urban auch von den weiteren Erlebnissen des ehemaligen Wanderers Krellrim und seiner geisterhaften Begleiterin Sarjina, die sich an Bord eines Trümmerstücks der einstigen Wandererfestung mit Heerscharen von Grahtak auseinandersetzen müssen. Die Erschütterung des Raum-Zeit-Kontinuums hat auch vor den Ausgeburten des Subdämoniums nicht Halt gemacht. Die Katastrophe, die das Omniversum heimsuchte, hat zur Folge, dass die Khatex-Verbindungen zu mörderischen Fallen werden: Fast alle Dämonen, die das zerfallende Chogra verlassen, erleiden beim Durchschreiten der höllischen Dimensionstore schreckliche Verstümmelungen was die Dämonen allerdings nur bedingt weniger gefährlich macht.
Doch die Grahtak sind nicht das einzige Problem des ungleichen Wanderergespanns: Das Trümmerstück, in dem sie sich befinden, droht ins Immansium zu stürzen.
Es sind drei sehr unterschiedliche Storylines, die Urban zu einem großen Ganzen verknüpft zu einer Geschichte, die so manch erschreckende Entwicklung durchläuft
Kein Zweifel: Betrachtet man lediglich das reine Handlungsgerüst von »Die zweite Festung«, so hat das Buch das Potenzial, ein düsterer, aufwühlender Roman zu werden. Dunkle Charaktermomente, blutige Auseinandersetzungen, Hinterhalt und Täuschung Möglichkeiten sind reichlich vorhanden. Leider hapert es teilweise an der Umsetzung der Ausgangsidee, weshalb die Geschichte letztendlich nicht halb so packend ist, wie es im ersten Moment den Anschein hat. Zu einem nicht unerheblichen Teil mag dies daran liegen, dass Urban die undankbare Aufgabe hatte, von all den Handlungsbögen, die derzeit am Laufen sind, ausgerechnet jene erzählen zu müssen, die am uninteressantesten sind. Zum Teil liegt es aber auch an der ernüchternden Art und Weise, wie diese Handlungsstränge inszeniert wurden.
Hauptursache für meine Enttäuschung mit dem Roman ist die Storyline um Nara und Carfeli. Ich hätte nicht gedacht, dass sich ein Autor heutzutage noch wagen würde, eine derart platte, eindimensionale Geschichte zu schreiben. Pathetische Dialogszenen, durch und durch vorhersehbare Entwicklungen in der Handlung, einfallslose, ausgesprochen simpel geratene Charakterzeichnungen es gibt eigentlich nichts, was nicht schief läuft in diesem Handlungsstrang. Spannung und Dramatik wollen, ja, können da keine Aufkommen.
Was den Roman davor rettet, ein komplettes Desaster zu werden, sind die übrigen beiden Storylines. Hier zeigen die Macher von »Torn«, dass sie es weitaus besser können. Der Sturz der Festungsüberreste aus dem Numquam in den Einflussbereich eines Sonnen-Dreigestirns und die Fehlfunktion des Khatex, die so manchem Grahtak zum Verhängnis wird, sind nur zwei von einer Reihe sehr interessanter Einfälle, die Urban hier zum Besten gibt.
Schlussendlich sind diese Elemente allerdings nicht genug, um »Die zweite Festung« vor dem Fall ins Mittelmaß zu retten. Die Enttäuschung und der Ärger über den ungemein schwachen Handlungsbogen um Nara und Carfeli wirken einfach zu stark, als dass man den Rest des Romans unbeschwert genießen könnte.
Im nächsten Band wendet sich die Handlung endlich wieder Torn und Tattoo zu, die auf der Erde hinter das Geheimnis von Tattoos Körperbemalung kommen möchten. Bleibt zu hoffen, dass die Reihe dann wieder zu alter Stärke zurückfindet.