Hartley, A.J.: Act of Will
Auf seiner Flucht begegnet Will einer Truppe von Abenteurern, der er sich gezwungenermaßen anschließt, um den Häschern des Diamant-Reichs zu entgehen. Ein Entschluss, den er schon bald bereut: Ohne es zu wollen wird er in einen gefährlichen Auftrag mit hineingezogen, den die Gruppe übernimmt: Verschiedene Nachbarländer des Diamant-Reichs leiden seit Monaten unter Überfällen durch eine Horde vermeintlich mythischer Krieger. Rücksichtslos brandschatzen die Reiter wehrlose Dörfer und töten dabei jeden, der sich ihnen in den Weg stellt. Nach den Überfällen verschwinden die Krieger stets spurlos.
Während die Abenteurer versuchen, die Reiterhorde aufzuspüren, muss sich Will entscheiden, ob er bereit ist, sein Leben für Menschen aufs Spiel zu setzen, die ihm zwar geholfen haben, die er im Grund aber gar nicht kennt.
»Act of Will«, eine Mischung aus Fantasy-, Abenteuer- und Spionageroman, ist ein etwas durchwachsenes Lesevergnügen. Anfänglich gewitzt, humorvoll und äußerst unterhaltsam verliert das Buch mehr und mehr an Fahrt, je stärker sich Will in die Gruppe der Abenteurer integriert und je intensiver sich die Handlung auf die mystischen Reiter konzentriert. Ernste, dunkle Töne dominieren zunehmend das Feld, was die Leichtigkeit und Ungezwungenheit, die das Buch anfangs so mitreißend gemacht haben, nach und nach verschwinden lässt.
An und für sich gibt es an der Geschichte um die Reiterhorde nichts auszusetzen. Hartley hat sich eine originelle Handlung mit äußerst interessanten Wendungen einfallen lassen. Was den Eindruck von »Act of Will« allerdings trübt, ist die Art und Weise der Umsetzung. Einmal wäre da die schon angesprochene übermäßige Ernsthaftigkeit in der zweiten Hälfte des Romans zu nennen. Nach dem mehr oder weniger entspannten Auftakt wirken die dunklen Töne recht ernüchternd.
Zum anderen hapert es auch in so mancher Hinsicht mit der Umsetzung der Idee an sich. Zu häufig ist es der Zufall, der die Geschichte voranbringt, und nicht das Können der Helden. Zudem erfolgt die Integration Wills in die Abenteurergemeinschaft allzu nonchalant. Und dass der junge Schauspieler nach und nach in die Rolle des Helden schlüpft, war ja zu erwarten. Leider vollzieht sich diese (äußerliche) Entwicklung, ohne dass die Figur charakterlich nach und nach heranreift. Der charakterliche Reifeprozess erfolgt vielmehr in Sprüngen, sodass Wills Wandlung nicht so recht zu überzeugen weiß.
»Act of Will« fungiert als Stand-Alone-Abenteuer, ist aber zugleich der Auftakt zu einer Reihe von Abenteuern um Will Hawthorne und seine Gefährten, deren zweiter Teil dieser Tage unter dem Titel »Will Power« in den Vereinigten Staaten erschienen ist. Leser von Alex Bledsoe (Eddie LaCrosse-Romane) sollten ruhig mal einen Blick in Hartleys Werke riskieren, auch wenn das erste Buch der Serie nicht ganz mit Bledsoes Erzählungen mithalten kann.