Thiemeyer, Thomas: Korona
Doch Cox ist nicht Amys vorrangiges Problem. Das sind ihre verschollenen Kollegen. Entschlossen, das Rätsel um deren mysteriöses Verschwinden zu lösen, bricht die Forscherin mit einem kleinen Trupp in den Urwald auf und mitten hinein in einen furchtbaren Albtraum. Ungewöhnlich heftige Sonnenaktivitäten führen dazu, dass das Gebiet, in dem Amys Kollegen verschollen sind, von schweren Wetterkatastrophen heimgesucht wird. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs: Dem Suchtrupp offenbart sich ein unglaubliches Geheimnis, das sie an ihrem Verstand zweifeln lässt
So mancher Leser dieser Rezension mag sich wundern, wieso die Rezension zu Thomas Thiemeyers neustem Roman »Korona« unter dem Genre Fantasy eingeordnet ist und nicht unter Krimis und Thriller, wie man es eigentlich erwarten würde. Das liegt ganz einfach daran, dass »Korona« meiner Meinung nach der bislang im wahrsten Sinne des Wortes phantastischste Erwachsenenroman Thiemeyers ist und in einem Maße mit phantastischen Elementen gespickt ist, die eine entsprechende Einordnung rechtfertigen. Was nun aber keinen Freund packender Spannungsromane davon abhalten sollte, den Thriller zur Hand zu nehmen: »Korona« ist ein ausgesprochen gelungenes Werk, das Thriller- wie Fantasyfans gleichermaßen zu begeistern weiß.
Dass Thiemeyer sich darauf versteht, Mysterythriller mitreißend und glaubwürdig in Szene zu setzen, hat er seit seinem Erstling »Medusa« hinlänglich bewiesen. »Korona« ist in meinen Augen die Krönung seines bisherigen Schaffens (zumindest, was seine Mysterythriller angeht; seine Abenteuerreihe »Die Chroniken der Weltensucher« finde ich noch ein Stück besser; aber das ist ein anderes Thema und soll hier nicht weiter ausgebreitet werden).
In seinem neusten Buch macht der Autor alles richtig. Die Story überzeugt durch abwechslungsreiche Handlungsbögen, gekonnt inszenierte Spannungsmomente und einem guten Schuss Dramatik. Phantastische Elemente verbindet Thiemeyer geschickt mit Motiven aus dem Abenteuer- und Thrillergenre. Puristen der einen bzw. anderen Richtung mag das Ergebnis dieser Symbiose entweder zu abgehoben und Fantasy-lastig oder, aller phantastischen Aspekte zum Trotz, vielfach zu sehr auf eine an Wissenschaftsthriller ausgerichtete Thematik angelehnt sein. Wer jedoch bereit ist, über starre Genregrenzen hinwegzusehen, den erwartet eine fesselnde Erzählung, die vor originellen Ideen und ungewöhnlichen Einfällen nur so strotzt.
Und nicht nur die Story ist rundum gelungen. Gleiches gilt auch für die Darstellung von Kulisse und Protagonisten. Während erstere dank stimmungsvoller, ausdrucksstarker Bilder vor den Augen des Leser geradezu lebendig wird, sind die Figuren gut gezeichnet und erobern dank ihrer sympathischen Darstellung sofort die Herzen des Publikums.
Der langen Rede kurzer Sinn: »Korona« ist ein exzellentes Stück phantastischer Spannungsliteratur, das man, kaum dass man es einmal angefangen hat, am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Leser, die Werke im Stile von Jules Verne, Sir Arthur Conan Doyle (»Die vergessene Welt«) und Michael Crichton zu schätzen wissen, werden Thiemeyers Buch geradezu verschlingen. Von daher mein Tipp: Unbedingt reinlesen!