Naomi Novik - Die Feuerreiter seiner Majestät Band 6 - Drachenflamme
Drachenflamme ist der vorerst letze Band rund um Temeraire und seinen Reiter Will Laurence. Naomi Novik verknüpft in diesem Teil einige lose Fäden miteinander und schliesst die Geschichte in sich ab. Allerdings ist das Ende, in meinen Augen, nicht ganz so glücklich, da das klassische Happy End ausbleibt. Genug Stoff für einen siebten Band gibt es in jedem Fall, bleibt zu hoffen das die Autorin das ebenso sieht.
Die phantasievoll beschriebenen Charaktere, egal ob Mensch oder Drache, machen das Buch zu einem waren Lesevergnügen. Allerdings wird eine gewisse Grundkenntnis der vorangegangenen Bände benötigt um auch wirklich den Sinn hinter allem zu verstehen.
Mit viel Feingefühl wird das durcheinander geratene Weltbild von Temeraire und Will Laurence beschrieben. Will ist ein treuer Royalist der seinem König auf ewig ergeben ist. Temeraire hingegen kann und will nicht verstehen, wieso er deportiert wurde nur weil er den Drachen auf der ganzen Welt ein Medikament zukommen liess, wie es seine moralische Pflicht war. Es scheint ihm unmöglich dass der König, den sein Reiter so verehrt, lieber alle Drachen, ausser den britischen, tot sehen würde als das Heilmittel zur Verfügung zu stellen.
Australien wird als ein ungastlicher Kontinent, voller deportierter Halunken und Tagedieben beschrieben. Durch Naomi Novik bekommt man einen Eindruck wie es zu Zeiten der Kolonialisierung des fünften Kontinenten gewesen sein muss. Temeraire erscheint der Kontinent ein wenig erstrebsamer Ort zu sein. Die Menschen sind unhöflich wenn nicht gar grob und gemein. Die Wüste ist ungastlich, ohne Wasser und mit Raubtieren die seine, wenn auch klägliche Mannschaft, verschleppen und als Abendessen verspeisen.
Auch die frisch geschlüpften Drachen haben mit ihren wenigen Tagen bzw Wochen, bereits Abenteuer zu überstehen, und werden geschickt in die bestehende Geschichte vom Himmelsdrachen und dem ehemaligen Kapitän zur See Will Laurence eingefügt. Die eigensinnige Iskierka macht ihrem Reiter Granby auch in diesem Teil der Welt das Leben schwer, entlockt dem Leser aber mehr als ein kleines Lächeln.
Mit Witz und Finnesse hat Naomi Novik einen fantastischen sechsten Band geschrieben. Die Protagonisten erweckt sie gekonnt zum Leben so das jeder Leser mitfiebern, trauern oder sich freuen kann wenn es eine der Figuren im Roman tut. Das Leiden und die Entbehrungen während der Kontinentenüberquerung sind stark und intensiv beschrieben.
Ebenso die Freude Temeraire´s beim Anblick des Briefes seiner Mutter. Das moralische Dilemma von Will Laurence und Kapitän Granby erscheint einem wie das Problem von guten Freunden und nicht wie das von Romanfiguren.
Alle sechs Bücher um den Drachen Temeraire sind absolut lesenswert und eine gute investition. Es ist für jeden etwas dabei. Witz, Liebe, Trauer, Krieg, Freude und jede Menge kindische Fragen aus dem Mund eines 20 Tonnen Drachen.