Whates, Ian: The Noise Within

Zu seinem nicht geringen Ärger wird Jim Leyton, Spezialist für Black Ops in der ULAW (United League of Allied Worlds), auf die Jagd nach dem Piratenraumer angesetzt. Eine Entscheidung, die ihm, der normalerweise Attentate auf hochgefährliche Syndikatbosse verübt und geheime Informationen aus dem Herzen von Rebellenlagern stiehlt, unverständlich und reichlich übertrieben erscheint.

Was zunächst wie ein lästiger Prestigejob für die ULAW wirkt, entwickelt sich bald schon zu einer Mission, die Leytons Leben von Grund auf verändern soll – genauso wie das Schicksal der gesamten Menschheit …

In Sachen SF habe ich in letzter Zeit so einiges geboten bekommen. In keinem anderen Genre, so kommt es mir vor, sind Autoren derart versucht, möglichst ausgefallene, bisweilen gar absurde Szenarien zu erschaffen. Man nehme nur mal den Gigantismus und die Freude an transzendenten Erlebnissen bei »Perry Rhodan« oder die grotesken Gesellschaftsbilder, wie sie Jeff Somers (»Der Digitale Mönch«) oder Gavin Smith (»Der Veteran«) entwerfen. Schnell bekommt man da das Gefühl, so etwas wie „bodenständige“, nachvollziehbare Geschichten gäbe es im Bereich der SF nicht mehr. Hauptsache ausgefallen und weit jenseits der üblichen Maßstäbe, scheint das Motto zu sein.

Dass es auch anders geht, dass ein SF-Roman nicht zwangsläufig mit bizarren Handlungssträngen und verqueren Protagonisten aufwarten muss, beweist Newcomer Ian Whates mit seinem Debütroman »The Noise Within«. Statt skurriler Szenarien bietet Whates‘ Erstling eine packende, logisch aufgebaute Handlung, glaubwürdige, lebendig gezeichnete Figuren und einen Schauplatz, der auch ohne Abstecher in traumhaft-surreale Gefilde à la »2001: Odyssee im Weltall« zu faszinieren weiß.

»The Noise Within« vereint eine Vielzahl abwechslungsreicher Handlungsstränge in sich. Whates verknüpft die Schicksale einer Reihe exzellent charakterisierter Protagonisten auf unterschiedlichste Weise mit dem Piratenraumer „The Noise Within“. Die vielfältigen Storylines wissen durch intelligent gestrickte, spannende Handlungsbögen zu begeistern. Stets bleibt Whates dabei auf dem Boden der Tatsachen (sofern dies in einem SF-Roman eben möglich ist). Niemals driftet seine Geschichte in ätherische Gefilde ab, niemals wird die Handlung überdramatisiert. Gerade diese Bodenständigkeit ist es, die »The Noise Within« so glaubwürdig, so nachvollziehbar, ja, so gut macht.

Einziges Manko des Romans ist das abrupte Ende. Nicht etwa, wie man dies von Cliffhangern gewohnt ist, an der spannendsten Stelle, sondern schlicht und ergreifend mitten in der laufenden Handlung bricht das Geschehen ab und reißt den Leser mit brachialer Gewalt in die Wirklichkeit zurück. Keine Frage: Das Ende des Romans hätte in jedem Falle runder ausfallen können, Fortsetzungscharakter hin oder her.

Davon einmal abgesehen: »The Noise Within« ist zweifelsohne der beste SF-Roman, den ich in letzter Zeit gelesen habe. Geradlinig erzählt, mit einem fesselnden Plot und immer wieder für überraschende Wendungen gut, zieht die Geschichte den Leser von Beginn an fest in ihren Bann. Ein Buch, das sich kein SF-Fan (und all jene, die es werden wollen) entgehen lassen sollte. Ein Buch, dessen Fortsetzung man am liebsten sofort hinterher lesen möchte.
Bodenständig, spannend, faszinierend – so liebe ich die SF!

 

Daten zum Buch

436 Seiten, ca. 7,00 €
ISBN: 978-1-906735-65-4
Erschienen: 2010 (GB)
Solaris SF