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Berndt-Guben und seine Leihbücher der Jahre 1952 bis 1954 - Manitoba

Leihbücher von ScheerBerndt-Guben und seine Leihbücher der Jahre 1952 bis 1954
Manitoba

Karl-Heinz Berndt, ein heutzutage fast vergessener Schriftsteller, der unter anderem unter dem Pseudonym Berndt Guben schrieb, wurde vor allem durch seine Leihbücher, insbesondere die "Pfeifer-Romane" bekannt, die er in den Jahren 1952-1954 im Reihenbuchverlag veröffentlichte. Nach den Pfeifer-Romanen möchte ich mich mit einer anderen seiner Abenteuerserien befassen, den Wildwest-Romanen "Manitoba", die nie mehr neu aufgelegt wurden.


Karl-Heinz Berndt"Manitoba" ist die Geschichte der Indianerkriege nach dem amerikanischen Bürgerkrieg bis zum Tod General Custers. Hauptperson ist ein Halbblut namens Manitoba, das vergeblich versucht, den Frieden zwischen Indianern und Weißen zu bewahren. Mit Manitoba hat Berndt Guben eine Phantasiefigur ähnlich wie Karl Mays Winnetou geschaffen, die er zusammen mit historischen Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte agieren läßt. Das trifft auch für seinen Gegenspieler, den ehemaligen Leutnant Harris zu, der als Widersacher im Indianeramt alle Bemühungen zu einer friedlichen Einigung mit den Ureinwohnern sabotiert.

Auf diese Weise schreibt Guben einen Romanzyklus über den Niedergang der indianischen Zivilisation des 19. Jahrhunderts.

Es handelt sich dabei um folgende Romane:

Manitoba
1. Hinter Palisaden, 1953
2. Die Wagenkastenschlacht, 1953
3. Der Mann ohne Furcht, 1953

Da die Bücher ziemlich selten sind, möchte ich etwas über ihren Inhalt erzählen:

Inhalt der Bücher/Story
Hinter Palisaden1. Hinter Palisaden
Die Geschichte beginnt mit dem Halbblut Manitoba, dem Sohn von Häuptling Cayuna und Mary Winfield. Von seiner weißen Mutter erzogen, weigert er sich, den grausamen Initiationsritus der Dakotas mitzumachen und flieht in die Wildnis.

Dort rettet er einem Weißen, der sich später als sein Onkel Tom Winfield herausstellt, das Leben und kommt mit ihm ins Fort, wo er die dortigen Sitten kennenlernt.

Er freundet sich mit Colonel Parker, dem Kommandanten von Fort Laramie an und stößt mit seinem späteren Todfeind Leutnant Harris zusammen.

Er rettet einigen weißen Siedlern, die das Indianerterritorium durchqueren, das Leben und bringt dann seine Mutter in Sicherheit, bevor eine Strafexpedition das Indianerlager zerstört.

Mit seiner Mutter und dem Onkel zieht er nach deren Heimatstadt Boston, wo er studiert und Rechtsanwalt wird.

Die Wagenkastenschlacht2. Die Wagenkastenschlacht
Immer mehr Siedler und Goldsucher ziehen durchs Indianergebiet und werden von den Indianern angegriffen, obwohl die meisten Stämme friedlich bleiben. Dahinter stecken Wayonatekla, Manitobas jüngerer Bruder und Häuptling Rote Wolke.

Colonel Parker von Fort Laramie bittet Washington um Hilfe und man schickt General Harney, der mit seinem Regiment die Indianer besiegt und mit Manitobas Hilfe einen Frieden aushandelt.

Ohne Genehmigung durch das Indianeramt wird eine "Indianische Republik" gegründet, mit eigener Verfassung und gewähltem Oberhaupt. Eine gemeinsame Truppe aus Indianerpolizei und Soldaten sorgt für den Frieden im Territorium. Dieses historische Experiment endet mit dem Bürgerkieg, als General Harney abziehen muß und Harris vom Indianeramt eine Legalisierung des Indianerstaates verhindert.

Manitoba versucht noch einmal, den Frieden zu bewahren, doch in der Schlacht bei Fort Phil Kearny stirbt der Anführer der Grauen Wölfe, sein Bruder Wayonatekla.

Der Mann ohne Furcht3. Der Mann ohne Furcht
Aus dem Klappentext:
Soldaten, Farmer, gewinnsüchtige Händler, Goldsucher und der mächtige Führer Sitting Bull als Gegner General Custers — das sind die Figuren, die in dem Wild-West-Roman "Der Mann ohne Furcht" einen Kampf ums Dasein führen, der um so härter ist, als es um die letzten Möglichkeiten einer lebenswerten Existenz geht.

Die weiße Grenze schiebt sich unaufhaltsam über den gesamten nordamerikanischen Kontinent — der Kampf geht seiner Endphase entgegen.

Und gemeinsam mit George Custer und Harris stirbt Manitoba bei einem letzten Vermittlungsversuch in der Schlacht von Little Big Horn.

Als Sitting Bull seine Völker zur letzten entscheidenden Schlacht aufruft, in der die tapferen Krieger zunächst siegreich sind, da hat er schon das Schicksal seiner Brüder besiegelt, und für die Reste der ehemals stolzen Beherrscher der amerikanischen Erde bleibt nur das demütigende Dasein in engbegrenzten Reservaten übrig. — Das ist das ergreifende Geschehen, das in diesem Roman abrollt.
Der vorliegende Band stützt sich auf historisches Tatsachenmaterial, deswegen ist es ein wertvolles Buch; aber mehr noch, es werden in ihm die Schicksale großer Männer dargestellt, und das macht das Werk "Der Mann ohne Furcht" zu einem einzigartig spannenden Wild-West-Roman. (Original Klappentext!)

Zusammenfassend möchte ich noch anmerken, dass die Romane meist spannend geschrieben sind und eine große Kenntnis des Autors in der amerikanischen Geschichte und Geographie beweisen, was vermutlich auf die Kriegsgefangenschaft des Autors zurückzuführen ist.

Anmerkung:
Zum besseren Verständnis noch ein kurzer historischer Abriss der Geschichte der Indianer Nordamerikas, die Berndt Guben als Vorwort dieser 3 Romane verfaßt hat.

Wer liebt nicht den Wilden Westen, solange Jugend in ihm ist? Wer will behaupten, daß ihn rauhbeinige Cowboys, nie fehlende Pistolenschützen, Trapper, Fallensteller und Büffeljäger nicht interessiern? — Es wird wenig Menschen geben, die nicht von den Geschichten über die Kämpfe des Grenzers und Pioniers gegen den Indianer fasziniert sind. Wo auf der Welt junge Menschen leben, da spielen sie 'Trapper und Indianer', 'Cowboy und Pferdedieb'.
Das Reine, Erhabene und Heldische bleibt für den jungen Menschen Vorbild.
Ja, und davon handelt diese Geschichte. Um aber die Verhältnisse an der ständig vorwärtsdrängenden 'weißen Grenze' zu verstehen, ist es notwendig zu wissen, wie die wichtigsten indianischen Sprachfamilien heißen und wie sie sich zusammensetzen. Hier nun ein kleiner Ueberblick:
1. Die Familie der Algonkin ist die größte und bekannteste und vor allem diejenige, die die erste Berührung mit den Weißen hatte. Aus ihr sind große Führer hervorgegangen: Pontiac, Mitschikinikwa, Blaujacke und schließlich der alles überstrahlende Stern, der größte indianische Volksführer überhaupt, Tecumseh, "der zum Sprung sich duckende Berglöwe."

2. Die Familie der Iroquois (Irokesen) lebte ursprünglich im heutigen Staate New-York. James Fennimore Cooper, der große Sänger des Wilden Westens, hat ihr mit seinen Lederstrumpfgeschichten ein bleibendes Denkmal gesetzt. Die einzelnen Stämme der Iroquois sind: Seneca, Oneida, Onondaga, Cayuga, Mohawk, Tuscarora, Huronen, Erie, Susquehanna, Cherokee.

3. Weniger bekannt ist die Familie der Caddo. Ihre Stämme heißen: Skidi, Chaui, Kitahaxki, Pitahauirata, Pawnee.

4. Die Sprachfamilie der Muskhogee setzt sich aus den großen und bekannten Stämmen der Creek, Seminole, Ohoctow, Chickesaw zusammen, die schon — bevor noch die Weißen ins Land kamen — fortgesetzt gegeneinander Krieg führten.

5. Die Familie der Penuti ist wegen ihrer wenig aufregenden Schicksale für die Entwicklung des wilden Westens ohne besonderes Interesse.

6. Die Gruppe der Denéfamilie brachte uns schon Karl May mit seinem Winnetou näher. Zu ihr gehören die Navahos, San Carlos, Chiricahua — und die Mescalero-Apatschen.

7. Die Sprachfamilie der sogenannten uto-atztekischen Stämme, von denen der berühmteste der Hauptstamm der Shoshonen war, zu dem wiederum die Comanchen gehörten, ist ebenfalls vielen von uns bekannt.

Ich habe absichtlich die Familie, die uns hier nun am meisten interessieren wird, bis zum Schluß aufgehoben, obwohl sie an Bedeutung den Algonkin und Iroquois durchaus ebenbürtig ist und daher an dritter Stelle genannt werden müßte. Es ist die Familie, mit deren Angehörigen wir bedenkenlos alle Indianer gleichsetzen; Wenn wir Bilder von Rothäuten sehen, so sind Sioux *) darauf dargestellt. Der Federschmuck, den mancher Junge mit Stolz auf seinem Haupte trägt, ist der Federschmuck der Sioux. Die Büffellederhemden, die Zeremonien, die scharf geschnittenen Gesichter, die herrlichen Gestalten voller Kraft und Anmut, die wir aus Büchern, Bildern und Filmen kennen, sind Sioux. Als Buffalo Bill mit seiner großen Zirkusschau die Welt bereiste und Indianer vorführte, hatte er sie wie Sioux gekleidet. Auf den amerikanischen 10-Cent-Stücken ist ein Sioux abgebildet, und die Reliefbilder von Pontiac, dem Häuptling der Algonkin, weisen Kleidung, Schmuck und sonstige Merkmale auf, die nur den Sioux eigen waren. Wenn wir heute also vor unserem inneren Auge das Bild eines Indianers erstehen lassen, so sehen wir unwillkürlich einen Sioux.
*) Sprich: Szuh

So groß war die Bedeutung dieses Volkes, das fünfzig Jahre lang mit Heldenmut um seine Freiheit kämpfte und doch zum Schluß unterliegen mußte! Und die Geschichte dieses einzigartigen Volkes will ich erzählen.

Soweit der geschichtliche Abriss des Autors zum besseren Verständnis der historischen Hintergründe des Geschehens.

Mir haben die Romane recht gut gefallen denn Guben war ein hervorragender Schriftsteller, der spannend zu schreiben verstand, und der auch die Phantasie seiner Leser zu fesseln vermochte.

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Kommentare  

#1 Torshavn 2015-03-14 07:26
Vielen Dank für den Hinweis auf diese Buchreihe.
Ich kenne den Autor bisher nicht. Ob ich ihn lesen mag, weiß ich nicht. Der hier angeführte O-Ton klingt doch sehr pathetisch. Auch der Klappentext zum dritten Band klingt doch sehr seiner Zeit verhaftet.
Deshalb kommt mir Deine persönliche Einschätzung der Romane viel zu kurz. Da hätte ich mir ein bißchen mehr gewünscht, um die Bücher für mich besser einordnen zu können.

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