Paintball

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(Paintball)

Ein Truck rumpelt über eine unbefestigte Straße. Im Inneren eine Gruppe von Fremden, auf der Suche nach dem puren Adrenalin-Kick. In der Dunkelheit hören sie einander atmen, der Puls langsam ansteigend, bis das Gefährt vor einem abgelegenen Wald stoppt: es ist Paintball-Zeit! Das Spiel beginnt mit nichts weiter als einer Karte, ein paar Anweisungen, haufenweise Farbmunition und Knarren. Das vorgegebene Ziel, die sechs gegnerischen Stützpunkte zu erobern, rückt jedoch schon bald in den Hintergrund, als der Feind nicht mit bunten Farbkugeln, sondern scharfer Munition schießt. Was als Teamspiel begonnen hat, entwickelt sich zu einer rasanten Hetzjagd im unerbittlichen Kampf ums eigene Überleben.

Mit PAINTBALL hat Daniel Benmayor seinen Regieerstling abgeliefert und dabei einen Film geschaffen, der sicherlich die Meinungen etwas spalten wird. Dreht sich hier doch alles um das umstrittene "Paintball-Spiel", das im Endeffekt nichts anderes als ein kriegsverherrlichendes Spiel darstellt, in dem anstatt mit scharfer Munition mit Farbpatronen aufeinander geschossen wird. In vorliegendem Film wird aus diesem Kriegsspiel-Spaß allerdings für die Beteiligten bitterer Ernst, denn merken sie doch recht schnell, dass ein für sie unsichtbarer Jäger hinter ihnen her ist, der allerdings keineswegs mit Farbmunition auf sie schießt, sondern ihnen wirklich ihr Leben nehmen will. Wer jetzt allerdings der Meinung ist, dass man hier aufgrund der hohen Alterseinstufung ein extrem brutales und blutiges Szenario geboten bekommt, der sieht sich ziemlich schnell dieser Hoffnung beraubt, denn Paintball entfaltet seinen Härtegrad zu keiner Zeit durch explizit in Szene gesetzte Härte, sondern vielmehr durch die gegebene Situation, in der sich die Protagonisten befinden.

Und diese hinterlässt doch eine äußerst beklemmende Wirkung auf den Betrachter, die durch den Aspekt des unsichtbaren Jägers intensiver erscheint und so eine ungeheure Faszination in den Vordergrund rücken lässt. Schon nach wenigen Minuten verändert sich so die zu Beginn noch sehr gelöste Grundstimmung in eine absolut dichte und bedrohliche Atmosphäre, die mit der Zeit immer stärkere Ausmaße annimmt und dem Zuschauer dadurch ein äußerst angespanntes Sehverhalten beschert, entsteht doch nicht selten der Eindruck, dass man sich selbst mitten im Geschehen befindet, aus dem es anscheinend keinerlei Entrinnen gibt. Dabei kommt auch sehr gut zum Ausdruck, dass sich die Paintball-Spieler dem Jäger ausgeliefert fühlen, befindet dieser sich doch auch durch eine Wärmesichtkamera in einem nicht zu unterschätzenden Vorteil, da er die Spieler so jederzeit ohne Probleme aufspüren kann. Auch bei den härteren Passagen des Filmes spielt diese Kamera eine nicht gerade unwesentliche Rolle, denn die wirklich harten und blutigen Szenen sind nur aus der Sicht eben dieser Kamera zu sehen, wodurch sich dem Zuschauer lediglich ziemlich unklare Konturen der Opfer offenbaren und diese Einstellungen dadurch nicht annähernd so hart erscheinen, als wenn man sie normal sehen würde.

Und dennoch entfaltet sich mit der Zeit ein immer stärker erscheinender Härtegrad, der sich aber zumeist nur im Kopf des Betrachters abspielt. Denn obwohl sämtliche Charaktere der Geschichte recht unsymphatisch erscheinen, identifiziert man sich ziemlich stark mit der Lage, in der sie sich befinden. Sind einem die nur oberflächlich vorgestellten Figuren eigentlich egal, da man zu ihnen selbst kaum eine Bindung herstellen kann, so entwickelt man selbst doch ein ganz eigenartiges Gruppengefühl, was sicherlich einem menschlich bedingten Überlebenswillen entspringt. Und so merkt man immer intensiver, wie stark man selbst doch in das Szenario eingetaucht ist und so fast zu einem Teil der Ereignisse wird, die eine unglaubliche Strapaze für Körper und Seele sind, wobei man sich den psychischen Druck, unter dem die Beteiligten stehen, nur ansatzweise vorstellen kann. Meiner Meinung nach hat es Daniel Benmayor auch ganz bewusst so gehalten, die einzelnen Charaktere doch eher anonym darzustellen, damit man erst überhaupt keine Bindung zu ihnen aufbauen kann und sich auf die Hauptsache, nämlich das mörderische Spiel, konzentriert. Eigentlich ein sehr geschickter Schachzug, denn so wird dieser Film fast schon zu einem interaktiven Game, an dem man selbst beteiligt ist.

Abschließend kann man zu dem Ergebnis gelangen, dass Paintball sicherlich nicht den visuellen Härtegrad beinhaltet, den sich viele eventuell aufgrund der hohen Alterseinstufung erwartet haben. Dennoch handelt es sich um einen äußerst harten Genrebeitrag, der seine Kraft und Intensität aus der vorherrschenden Situation bezieht, in der sich die Beteiligten befinden und aus der es anscheinend keinen Ausweg zu geben scheint. Gepaart mit einem sehr konstanten Spannungsbogen und einer immer dichter und bedrohlicher werdenden Atmosphäre ergibt sich ein Regie-Debüt, das sich durchaus sehen lassen kann und ganz bestimmt seine Fangemeinde finden wird. Über das dargebotene Schauspiel braucht man kaum Worte verlieren, denn darauf ist die Geschichte doch nicht ausgelegt, hier großartige Talente am Schauspielhimmel zu entdecken. So würde ich die Leistungen als für einen Film dieser Art angemessen bezeichnen, so dass es keinen Grund zur Beanstandung gibt.

Fazit: Für echte Gorehounds wohl eher leicht enttäuschend, dürfte Paintball allerdings für Freunde des Kopf-Horrors ein äußerst gelungener Beitrag sein, der auf jeden Fall kurzweilige und temproreiche Actionkost anbietet, die man sich gut anschauen kann. Man sollte lediglich keine großartigen Splatter- und Gore-Effekte erwarten, denn diese sind leider absolute Mangelware oder lediglich schemenhaft durch eine Wärmekamera zu sehen.
 
Daten zur DVD

Darsteller: Brendan Mackey, Jennifer Matter, Patrick Regis, Iaione Perez, Neil Maskell, Anna Casas, Peter Vives Newey, Claudia Bassols, Felix Pring, Joyce Müller, Joshua Zamrycki, Josep Segui, Lada Rudakova
Regie: Daniel Benmayor
Drehbuch: Mario Schoendorff
Kamera: Juan Miguel Azpiroz
Musik: Xavier Capellas / Jens Neumaier
SPIO / JK
Spanien / 2009

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