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... Gordon Van Gelder über das von ihm herausgegebene Magazine of Fantasy and Science Fiction (2)

Gordon Van Gelder (Foto: Copyright by Al Bogdan)... mit Gordon Van Gelder ...
... über das von ihm herausgegebene Magazine of Fantasy and Science Fiction (Teil 2)

Gordon Van Gelder, Herausgeber des Magazine of Fantasy and Science Fiction und Hugo-Preisträger 2007, im Gespäch mit dem Zauberspiegel.

Das leider nicht mehr in Deutsch erhältliche Magazin (Die Bundesrepublik wird wohl nie ein ergiebiger Markt für Kurzgeschichten werden) kann mit Oktober/November Nummer 2009 auf sechs Jahrzehnte zurückblicken.


Wir nehmen den Faden des gestrigen Gespräches wieder auf.

Ein gelungenes Fantasy-Cover - Die Ausgabe August 2005Zauberspiegel: Stellen Sie sich vor, wir stellten Kontakt mit einer außerirdischen Zivilisation her. Wie würden Sie als guter Herausgeber versuchen, F&SF an diesen neuen Kundenkreis zu vermarkten, verkaufen und vertreiben?
Gordon Van Gelder: Herrje, ich habe noch nicht einmal das Verkaufen von F&SF im englischsprachigen Teil unserer Welt im Griff, und Sie sprechen von außerirdischen Zivilisationen? Ich schätze, ich würde es nicht anders angehen als jetzt bereits. Ihnen das Magazin zeigen und erklären, worin ich glaube, dass dessen Stärken liegen.

Zauberspiegel: Was wissen Sie uns über die (leider nicht mehr bestehende) deutsche Taschenbuchausgabe von F&SF zu erzählen, die jahrzehntelang lief? Aufgrund des Formats und der Frequenz konnten ja nicht annähernd alle Geschichten des Originals ins Deutsche übersetzt werden. Wissen Sie, wer selektierte was übersetzt wurde und was nicht? War es der deutsche Herausgeber, oder das amerikanische F&SF? Für geraume Zeit und schon lange zurück beginnend, boten Ihre Vorgänger die deutsche (und auch manch andere fremdsprachliche) Edition von F&SF tatsächlich Kunden in den Vereinigten Staaten zum Verkauf an. Wissen Sie etwas über diese Kunden? Waren das besessene Sammler, die man nur der Liebe zur Sache halber bediente, oder machte F&SF mit Verkäufen fremdsprachiger Editionen auch in den USA gutes Geld?
Gordon Van Gelder: Ich weiß natürlich von der deutschen Ausgabe bei Heyne, aber leider wurde die just zu dem Zeitpunkt eingestellt, als ich Herausgeber von F&SF wurde. Ich denke mal, dass Wolfgang Jeschke oder sein Stab die Geschichten zur Übersetzung aussuchten, aber vielleicht liege ich da jetzt auch falsch. Ich würde liebend gerne eine neue deutsche Edition von F&SF Gestalt annehmen sehen.
Über die Verkäufe der fremdsprachlichen Ausgaben damals in den USA weiß ich leider nichts mehr zu berichten, aber gegenwärtig laufen Editionen in Frankreich, Israel, der Tschechischen Republik und einigen anderen Ländern. Ich hätte bis jetzt keine Anhaltspunkte dafür, dass jene Ausgaben auch in den USA einen Markt finden könnten.

Zauberspiegel: Wäre Ihnen danach, einige demographische Informationen über die Leserschaft von F&SF mit uns zu teilen? Alter? Geschlecht? Bildungsgrad?
Gordon Van Gelder: Sicher. Wir haben diese Informationen sogar auf unserer Homepage (bis zum Ende scrollen): http://www.sfsite.com/fsf/adinfo.htm

Zauberspiegel: Gegenwärtig, eigentlich schon seit einer kleinen Weile, macht der schwächelnde US-Dollar internationale Abonnements sehr erschwinglich. Haben Sie in den letzten paar Jahren einen entsprechenden Anstieg in der Zahl der Abonnenten außerhalb der USA verzeichnen können?
Gordon Van Gelder: Erst dieses Jahr, wo wir bereits jetzt für 2008 ein eindeutiges Ansteigen der Zahlen verzeichnen können. Letztes Jahr hatten wir hingegen derartige Probleme mit Portokostenerhöhungen und internationalen Versandbedingungen, dass ich regelrecht überrascht gewesen wäre, hätten sich 2007 die Zahlen derart stark ins Positive verändert.

Zauberspiegel: Kommen wir nun auf neue Medienformate zu sprechen. F&SF ist allmonatlich auch als eBook erhältlich, für das gleiche Geld, um das man auch die gedruckte Version am Kiosk erwerben kann. Verkauft sich das eBook in Zahlen, die Sie angemessen finden? Gibt es einen diesbezüglichen Trend zu beobachten, der in der nahen Zukunft vielleicht größere Auswirkungen haben könnte? Steuern die eBook-Verkäufe nur ein bisschen Kleingeld bei, oder sind sie essentiell für die verlagswirtschaftliche Machbarkeit von F&SF als Ganzes? Halten Sie den gleichen Preis für ein eBook wie für die gedruckte Version des Magazins für gerecht und zumutbar?
Gordon Van Gelder: Nun, natürlich hätte ich gerne die doppelten und dreifachen elektronischen Verkaufszahlen, aber ich habe keinen Grund mich über die gegenwärtigen zu beschweren, was wohl bedeutet, dass ich sie "adäquat" finde. Diese Verkäufe machen schon jetzt durchaus einen Anteil aus, aber ich sähe nicht, dass sie in absehbarer Zeit "essenziell" für das Fortbestehen überhaupt werden könnten. Ich halte den Preis absolut für "gerecht und zumutbar" und hätte auch Kostenanalysen um diese Behauptung zu belegen. (Da haben Sie übrigens noch so ein Beispiel, weshalb Herausgeberschaft schwieriger ist als Redakteur sein.) Ich weiß, es mag seltsam anmuten, das ein eBook, wo ja keine Druck- und Transportkosten anfallen, den gleichen Preis kostet, aber die Wahrheit ist, dass gänzlich andere Kosten anfielen, gäbe es nicht gleichzeitig eine Subventionierung durch die Druckausgabe in die andere Richtung.

Zauberspiegel: Ich erinnere mich, vor einigen Jahren über ein Hörbuch gestolpert zu sein, in welchem die besten Geschichten aus einigen monatlichen Ausgaben von F&SF von so illustren Gestalten wie Harlan Ellison vorgelesen wurden. Läuft dieses Projekt noch, oder ist für die Zukunft Ähnliches geplant?
Gordon Van Gelder: Diese Hörbücher sind zwar noch bei Audible.com erhältlich, waren aber kein kommerzieller Erfolg und wurden daher eingestellt. Wir hoffen allerdings, in der nahen Zukunft etwas Ähnliches starten zu können.

Ein gelungenes SF-Cover - September Ausgabe 2003Zauberspiegel: Die Ausgabe Oktober/November 2009 wird das 60-jährige Jubiläum sein. Haben Sie schon genaue Pläne dafür? Dürfen wir von einem entsprechenden Starautoren-Aufgebot ausgehen? Was sind Ihre prinzipiellen Gedanken zum Jubiläum, und könnten Sie sich vorstellen, auch die 75-jährige Jubiläumsausgabe noch zusammenzustellen? Wie sehen Sie generell die Zukunft für gedruckte Magazine im Bereich Phantastik?
Gordon Van Gelder: Wir sind in der Tat schon fleißig an der Vorarbeit zum 60er, aber nichts davon möchte ich jetzt schon verlautbaren. Was die Zukunftsaussichten gedruckter Magazine wie F&SF betrifft, nun, ich möchte darauf hinweisen, dass Jim Gunn einmal sagte, dass gedruckte Magazine bis zum Jahr 2000 verschwunden sein würden. Diese Weissagung tätigte er in den Siebzigern (in seinem Buch ALTERNATE WORLDS), und jetzt im Jahre 2008 laufen die Magazine immer noch ordentlich. Wo werden sie in noch mal 25 Jahren sein? Das weiß ich nicht ... und ich bin jedem gegenüber ziemlich skeptisch, der mir weismachen will, er wüsste es.

Übersetzt von Wolfgang Trubshaw.

Mit Dank an Gordon Van Gelder für seine prinzipielle Bereitschaft, sich von mir quälen zu lassen, und speziell dafür, dass er sich zu so ausführlichen Antworten die Zeit genommen hat.

Foto von Gordon Van Gelder © 2004 by Al Bogdan

Wolfgang Trubshaw für den Zauberspiegel

März 2008

Weiterführendes zu F&SF und Gordon Van Gelder:

http://www.sfsite.com/fsf/

http://en.wikipedia.org/wiki/F%26SF

http://en.wikipedia.org/wiki/Gordon_Van_Gelder

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