... Dieter von Reeken über Heftromane und SF, seinen Verlag, Kurd Laßwitz, Paul Alfred Müller ...
Als Kind und Jugendlicher las ich das Übliche von Robinson über Lederstrumpf und Pete, seltsamerweise aber nichts von Karl May. (Das habe ich dann als Erwachsener nachgeholt, wobei ich sein Leben und Berichte darüber oft interessanter finde als seine Erzählungen.)
Mein großer Bruder hatte oft Fliegergeschichten und dergleichen Hefte mitgebracht, die mich aber nicht sehr interessierten. Einmal war ein Zukunftsroman dabei: Verweht im Weltenraum von K. H. Scheer, ein Terra-Heft.
Das war mein erster SF-Heftroman, der mich damals (da war ich wohl 12 oder 13 Jahre alt) überwältigte. Unmittelbar darauf kam ich an 220 Tage im Weltraumschiff von G. Martynow (Terra-Sonderband 2). Es folgten weitere Hefte wie Jim Parker und Utopia-Großbände von einem gewissen Henry Walter, die mich aber eher enttäuschten. Nach und nach nahm ich wahr, dass es auch richtige Bücher und Taschenbücher mit Zukunftsromanen gab.
Erst spät war mir aufgegangen, dass Clark Darlton und W. W. Shols keine Amerikaner oder Engländer waren (gute SF musste ja aus Amerika kommen
), sondern brave deutsche Autoren mit Pseudonym. Gerade Clark Darlton und K. H. Scheer sprachen mich damals besonders an, weshalb ich auch die ersten hundert Hefte der 1961 (da war ich gerade 1315 Jahre alt) begonnen Perry-Rhodan-Serie las.
Es ist eine gewisse Nostalgie dabei, eine Art verklärte Erinnerung an eine Jugendliebe, aber damals habe ich diese Romane gern gelesen. Später sprachen und sprechen mich Autoren wie Clifford D. Simak, Fredric Brown, C. M. Kornbluth, Theodore Sturgeon und Stanislaw Lem mehr an.
Während meiner SFCD-Zeit hatte ich fast ausschließlich briefliche Kontakte: Internet gab es noch nicht, Reisen zu Cons konnte ich mir nicht leisten. Einige spätere Größen habe ich aber einmal in Berlin in Gerhard Rumps berühmtem SFCB-Clubkeller getroffen.
Si In meiner Jugendzeit war mir aufgefallen, dass es offenbar viele alte Zukunftsromane gab, die aber im Buchhandel und auch in der Stadtbibliothek nicht erreichbar waren. Ich hatte damals die Vorstellung, der SFCD könne sich um Neuausgabe solcher Klassiker verdient machen, nachdem ein engagierter privater Herausgeber (Jakob Bleymehl) mit seinen Kleinstauflagen, als Typoskripte im Spiritus-Umdruckverfahren hergestellt, diesen Plan aufgeben musste. in den folgenden Jahrzehnten gab es zwar einen SF-Boom, der auch einige Klassiker wieder ans Licht brachte, aber es gab und gibt noch immer Schätze zu heben und Lücken zu schließen.
Als ich nun ab 2005 über erheblich mehr freie Zeit verfügte als bis dahin, entschloss ich mich, in diesem Sinne aktiv zu werden. Nach einem Anfang bei Books on Demand arbeite ich seit 2006 selbstständig. Es erschienen Bücher von Camille Flammarion (Urania, Lumen, Das Ende der Welt), Oskar Hoffmann (Mac Milfords Reisen im Universum u. a.), Wilhelm Bastiné (Die widergefundene Zeitmaschine) usw.
Da ich mein eigener Herr bin, nehme ich mir die Freiheit, mein kleines Programm ganz an meinen Neigungen auszurichten. Gerade die Volksbücher und Heftromane von Heinz J. Galle und Die Zukunft in der Tasche von Rainer Eisfeld, der die Entstehung und Entwicklung des deutschen SF-Fandoms hautnah miterlebt und mitgestaltet hat, halte ich für Glücksgriffe, für Bücher, die ich selbst immer wieder gern zur Hand nehme. Es ist oft Detektivarbeit erforderlich, um an bestimmte Texte und, soweit erforderlich, an die urheberrechtliche Erlaubnis zum Nachdruck zu kommen. Das Urheberrecht erlischt erst 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers. Soweit das Urheberrecht noch besteht, musste ich den oder die Rechteinhaber ausfindig machen und die Erlaubnis einholen. Das ist mir bisher immer geglückt, nachdem ich mich durch Archive, Nachlassgerichte und Standesämter durchgefragt hatte, natürlich immer gegen Gebühren und Auslagenersatz. Das war und ist mühselig, aber Sie werden verstehen, dass ich lieber auf eine Neuausgabe verzichte als ein Urheberrechtsverstoß zu begehen.
Bei Kurd Laßwitz (18481910) besteht kein Urheberrechtsschutz mehr; es war aber abenteuerlich, an bestimmte Texte zu kommen. So sind die ersten Veröffentlichungen von Kurd Laßwitz (zwei Humoresken aus den Jahren 1868/69) in Deutschland nicht mehr auffindbar; ich konnte die Texte nach zweijährigen Nachforschungen in den USA ausfindig machen und in Kopie erhalten. Außer in (relativ leicht auszumachenden) Büchern hat Laßwitz aber in sehr vielen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. Das alles zusammenzusuchen war zeit- und gelbraubend; dafür gibt es jetzt seine Schriften wie geschälte Nüsse in mehreren Bänden zusammengestellt.
Nachdem soeben die Bibliografie seiner Werke (von Rudi Schweikert) erschienen ist, sollen in 2011 noch 12 Bände über Leben und Werk erscheinen. Im Februar wird die Kollektion Lasswitz mit dem 2. Band der Geschichte der Atomistik abgeschlossen. Nicht nochmals nachgedruckt werden die Aufsätze, die sozusagen als Vorabdrucke der Geschichte der Atomistik in Zeitschriften erschienen sind; ansonsten liegt das Werk, erschienen aus Anlass des 100. Todestages am 17.10.2010, komplett vor.
Bei meinem Luftpiraten handelt es sich um einen Auswahlband mit 6 Heften, der schon 2005 im Neusatz erschienen war und nun nochmals nachgedruckt worden ist. Frau Ehrig bringt ja die vollständige Heftserie im Faksimile heraus, was Sammler eher anspricht als ein Neusatz. Damit dürfte der Markt gesättigt sein. Wir kommen uns hier nicht ins Gehege - ich bin selbst Abonaut bei Frau Ehrig.
Außer einem mehr oder weniger festen Interessentenstamm gehören öffentliche Bibliotheken zu meinen Kunden. In SF-Kreisen interessiert sich nur ein kleiner Kreis für mein Programm. Die vielleicht weiteren 300500 Interessenten im deutschsprachigen Raum kennen mich und mein Programm nicht; sie entdecken mich eher zufällig bei Amazon. Nicht ohne Grund hat der Heyne-Verlag vor einigen Jahren die mit so großen Hoffnungen begonnene Hans-Dominik-Jubiläums-Edition nach 5 Bänden einschlafen lassen. Da bin ich mal gespannt, ob eine Erwähnung im Zauberspiegel zu einer Resonanz führt
Paul Alfred Müller, oft auf den Sun-Koh-Verfasser Lok Myler oder (später) Freder van Holk reduziert, hat ein umfangreiches Werk hinterlassen. Manches davon war wohl Lohnschreiberei und ist zu Recht in Vergessenheit geraten als engagierter Anhänger der Hohlwelttheorie, auch in seinen Romanen thematisiert, hat es Müller in dieser Hinsicht sich und seinen Lesern nicht leicht gemacht , aber es gibt auch viele Perlen wie etwa Der Krieg, den keiner wollte, Kosmotron, Blaue Kugel (die Arkoniden lassen grüßen
) und eben Die Seifenblasen des Herrn Vandenberg.
In vier in eine Rahmenhandlung eingebetteten Edisoden lässt Müller ein Feuerwerk an Ideen abrollen, durchwirkt mit geistvollen Anmerkungen und einer guten Portion Schalk. So wie Kurd Laßwitz mit seinen Bildern aus der Zukunft (1878, vorabgedruckt in zwei Teilen 1871 und 1877) ein satirisches Konzentrat an Ideen entworfen hatte positionierte Müller seine Seifenblasen. Es ist wohl kein Zufall, dass Laßwitz 1890 erschienene Erzählungssammlung den Titel Seifenblasen trug! Auf meiner Homepage gibt es Anmerkungen von Heinz J. Galle zum Inhalt des nur 1939 erschienenen Buches, u. a. den Klappentext des Verlages.
Ich möchte die Kollektion Lasswitz lieferbar halten, was bei 20 Bänden schon eine Aufgabe für sich ist. Dann sollen noch zwei Bücher zu Laßwitz Leben und Werk erscheinen, eines (mit zahlreichen seltenen Fotos und einem unveröffentlichten Tagebuch 18761883) von Rudi Schweikert, das andere wahrscheinlich von einer französischen Wissenschaftlerin. Wenn Die Seifenblasen des Herrn Vandenberg genügend Interesse hervorrufen, möchten Herr Galle und ich noch einige weitere Werke von P. A. Müller herausgeben, z. B. Blaue Kugel. Wer sich dafür interessiert sollte hin und wieder meine Homepage besuchen.
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Aus seiner Website:
"DvR-Buchreihe
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Nach Abschaffung der internationalen Büchersendungen seit 1. Januar 2019 und den drastischen Portoerhöhungen der Deutschen Post unter gleichzeitiger Verschlechterung der Leistung (statt 15 cm dürfen Büchersendungen nun höchstens 5 cm dick sein)zum 1. Juli sehe ich mich gezwungen, ab 1. Juli Versandkosten (Porto und Verpackung) zu berechnen, und zwar pauschal 2,00 € für Sendungen innerhalb Deutschlands, innerhalb der EU 5,00 €, für die übrigen Länder(auch die Schweiz!) 9,00 €, jeweils versandkostenfrei ab 30,00 Euro Lieferwert. Buchhandlungen im Ausland werden nicht mehr beliefert. Wenn dies zu verminderten Bestellungen führt, werde ich meine Verlagstätigkeit nach Veröffentlichung der in Arbeit befindlichen Bücher von Fritz Heidorn und Jörg Weigand beenden."