Brian Wood & Davide Gianfelice: Northlanders 1 - Sven, der Verräter

Doch als er wieder im Norden ankommt, muss er recht bald feststellen, dass sein Onkel Gorm die Herrschaft über das Dorf an sich gerissen hat und absolut nicht erfreut über Svens Rückkehr ist. Sven muss zunächst in die karge Einöde der Orkney-Inseln flüchten, doch in ihm brennt die Rache. So plant er gemeinsam mit einer geheimnisvollen Frau, die er in der Wildnis kennen lernt, die Macht im Dorf an sich zu reißen, und Gorm für seine Niedertracht zu bestrafen.

Autor Brian Wood hat sich in den letzten Jahren vor allem mit seiner hochgelobten Serie DMZ (Demilitarized Zone) einen Namen gemacht, in der er gekonnt ein Bild eines zukünftigen, vom Bürgerkrieg zerrissenen, Amerika erschaffen hat. Ganz im Gegensatz dazu spielen die Geschichten in Northlanders in der (realen) Vergangenheit, genauer gesagt im vorliegenden Band im Jahre 980. Zwar ist der Hintergrund von Northlanders in der Realität angesiedelt, doch die handelnden Personen sind auch hier fiktiv. Gezeichnet wurden die ersten acht US-Ausgaben, die Panini Comics hier in einem Band zusammengefasst hat, von Davide Gianfelice, einem jungen italienischen Künstler, der in Deutschland bislang noch nahezu unbekannt ist.

Northlanders 1 – Sven, der Verräter erzählt eine recht gradlinige Geschichte um Ehre und Rache, angereichert mit allerlei Action und Gewalt, durchaus hier und da auch sehr blutig. Das dies nicht langweilig wird, liegt vor allem daran, dass Brian Wood es immer wieder versteht, das Tempo aus der Story zu nehmen, und sich dann Zeit lässt, seine Hauptfigur Sven zu charakterisieren. Dies tut der ansonsten eher uninspirierten Story gut. Definitiv interessant ist der Blick auf das Leben der Wikinger, eine Volksgemeinschaft, die bislang noch nicht allzu häufig im Mittelpunkt gut gemachter Comic-Veröffentlichungen stand. Zwar kann man Northlanders kaum als Lektion in Geschichte gebrauchen, doch man merkt der Geschichte an, dass Wood sich durchaus intensiv mit der Kultur der Nordländer beschäftigt hat.

Wirklich gelungen sind die Zeichnungen von David Gianfelice, der sowohl in den actionhaltigen Passagen, aber gerade auch in den Landschaftsansichten zu glänzen weiß. Die sparsame Kolorierung, die hauptsächlich auf (der eisigen Temperatur angepassten) Blautöne setzt, tut ihr übriges zum positiven visuellen Gesamteindruck. Enthalten sind auch die Originalcovers von Massimo Carnevale, dessen Zeichnungen durchaus auch als Plattencover von martialischen Heavy-Metal-Bands durchgehen könnten, die Stimmung der Story jedoch ausgezeichnet einzufangen wissen. Insgesamt hinterlässt Northlanders vom zeichnerischen Aspekt her einen ausgesprochen guten Eindruck.

Mir persönlich hat die Lektüre des vorliegenden Bandes trotz (oder vielleicht gerade wegen) seiner Gradlinigkeit durchaus Freude bereitet. Die Tatsache, dass es sich bei der Geschichte um Sven von den Orkaden um eine abgeschlossene Story handelt, sollte es interessierten Lesern deutlich einfacher machen, dem Band eine Chance zu geben. Sowohl die Erzählung als auch ihre visuelle Präsentation wissen zu gefallen, so dass ich jedem, der auf geschichtsträchtige Actionstorys steht, nur zum Kauf von Northlanders raten kann. Man darf gespannt sein, wie es in Band zwei weitergeht.