Schröder, Rainer M.: Das Geheimnis des Kartenmachers
Auf dem Hof von Meister Wolkenstein wird Caspar in die Kunst des Formenschneidens und Druckens eingewiesen. Hier erkennt er zudem, dass der Kupferstecher so manch interessantes Geheimnis vor ihm verbirgt. Und was auch immer es sein mag, an dem Wolkenstein in seiner geheimen Kammer arbeitet: Er hat viele mächtige Feinde, die bald auch Caspar in Gefahr bringen ...
Rainer M. Schröder gilt als einer der besten und erfolgreichsten deutschen Autoren von historischen Abenteuerromanen. Mit seinen Büchern hat er schon eine Vielzahl unterschiedlicher Preise gewonnen. Auch sein Roman »Das Geheimnis des Kartenmachers« wurde mit verschiedenen Auszeichnungen bedacht. Warum dem so ist, kann ich nach der Lektüre allerdings nicht ganz nachvollziehen.
Bevor jetzt irgendwelche Missverständnisse aufkommen: Dass verschiedene Werke von Schröder diverse Literaturpreise eingeheimst haben, verwundert mich nicht im Mindesten. Ich habe unter anderem seine Falken-Saga gelesen sowie die Trilogie »Die Bruderschaft vom Heiligen Gral«. Beide Zyklen sind fantastisch geschrieben und nehmen ihre Leser mit auf abenteuerliche, atmosphärisch dichte Reisen, die einen von der ersten Seite an packen und bis zum Ende nicht mehr loslassen wollen. Wenn diese Romane mit Preisen überhäuft werden, dann verstehe ich das vollkommen. Doch warum gerade »Das Geheimnis des Kartenmachers« ausgezeichnet wurde, ist und bleibt mir ein Rätsel.
Nicht, dass das Buch schlecht wäre. Ganz im Gegenteil, »Das Geheimnis des Kartenmachers« ist durchweg angenehm und kurzweilig. Schröders Erzählstil ist gewohnt dicht und stimmig, wodurch es dem Autor auch in diesem Werk gelingt, eine anregende Atmosphäre aufzubauen, die seine Romane im Allgemeinen auszeichnet. Die Protagonisten sind gewohnt lebendig gezeichnet, und handlungstechnisch weiß das Buch durch einen Mix aus historischen Fakten und lebhafter fiktiver Ereignisse zu überzeugen.
Was der Geschichte des jungen Caspar Sebald jedoch völlig fehlt, sind echte Höhepunkte. Ich will nicht sagen, die Story plätschere einfach nur vor sich hin, aber nach besonders aufregenden oder wirklich spannenden Stellen sucht man in dem Roman vergeblich. Schröder nutzt die Gegebenheiten und Geschehnisse des späten 15. Jahrhunderts zwar aus und reichert seine Story mit Elementen wie der Inquisition, dem Experimentieren mit Schießpulver oder einem denkwürdigen eintägigen Feldzug des Augsburger Stadtheeres an, doch auch diese Aspekte sorgen nicht dafür, dass man beim Lesen auf wahrhaft mitreißende Momente stößt.
»Das Geheimnis des Kartenmachers« ist ein gut geschriebener, atmosphärisch dichter Abenteuerroman, der zu unterhalten weiß, dem aber einfach das gewisse Etwas fehlt. In anderen Romanen hat Rainer M. Schröder gezeigt, dass er es durchaus versteht, seine Werke packender zu schreiben. Dass gerade dieses Buch verschiedene Preise erhalten hat, verwundert daher schon ein wenig, kommt es doch, so angenehm es auch zu lesen ist, einfach nicht an andere Werke von Schröder heran.
Wer gerne historische Abenteuerromane liest und wem es dabei vor allem auf eine dichte Atmosphäre und sympathische Charaktere ankommt, der wird mit »Das Geheimnis des Kartenmachers« bestens bedient. Wer Schröder aber in Hochform genießen will (was jedem Fan historischer Romane nur zu empfehlen ist), dann sollte man besser zu einem seiner anderen Werke greifen. Hier kann ich insbesondere die schon erwähnte Trilogie um die Bruderschaft des Heiligen Grals empfehlen, die spannungsmäßig sehr viel ergiebiger ist als »Das Geheimnis des Kartenmachers«.
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