Caveney, Jay, Steinmeyer, Noel - Magic 1400s1950s
Die Geschichte der Magie - Magie hier nicht als Alternativbegriff für Zauberei aus dem Bereich Fantasy genutzt - sondern im Sinn der Illusionen und Zaubertricks, ist ein Thema, in dem sich wohl nur jene auskennen, die sich besonders dafür interessieren. Beiläufig begibt man sich eher nicht auf eine Reise durch dieses Thema.
Zur Konzeption dieses Buches holte die Herausgeberin Noel Daniel (übrigens studierte sie in Berlin - man beachte auch das Buch The Circus, auch herausgegeben von ihr) Mike Caveney und Jim Steinmeyer in ihr Team.
Caveney ist selbst Magier, hat eine große Anzahl an Büchern über Magie veröffentlicht und sammelt magische Utensilien.
Jim Steinmeyer, ebenfalls ein Magier, hat für Größen der Szene wie Siegfried und Roy oder Copperfield Tricks entwickelt, ebenso wie die Tricks für die Illusionen in den Musicals Mary Poppins und Beauty and the Beast.
"Erste schriftliche Zeugnisse für Zauberei finden sich bereist im alten Ägypten; im 15. Jahrhundert kommen die ersten gedruckten bildlichen Darstellungen auf. Die vorherrschende Zaubernummer war schon damals das klassische Becherspiel (...) Ab dem 16. Jahrhundert gibt es in gedruckten Bildern illustrierte Beschreibungen der Zauberkunst, auch einige der bedeutendsten Maler wie Hieronymous Bosch oder Pieter Bruegel stellten Zauberkünstler dar." (S.32)
Umso genialer ist dieses Buch, denn es befriedigt nicht nur den Wissensbedarf, sondern in einzigartiger Art und Weise auch das Auge.
Der Inhalt des Buches ist in verschiedene thematische Schwerpunkte aufgeteilt, beispielsweise "Das Auge erfreuen und täuschen", "Das Leben und den Tod beschwören" oder "Gefahr und Wagnis in der Zauberkunst" und schlägt hier jeweils einen Bogen von den ersten mittelalterlichen Nachweisen bis in die Moderne - was es leicht macht, in der Entwicklung der Magie zu verfolgen.
Die Entfesslungskünstler wie die "schwebenden Jungfrauen", Kartentricks ebenso wie die Kaninchen im Zylinder, Houdini ebenso wie unzählige Zauberer, Illusionisten und Magiere, von denen wir noch nie etwas gehört haben, die in der Geschichte der Magie verschwunden sind.
Dies ist eine weitere Besonderheit des Buches: Es beschränkt sich nicht auf mehr oder weniger große Namen, die durch die Jahrzehnte bekannt geblieben/geworden sind.
Exotische Rahmengeschichten (sehr beliebt indische und chinesische Zauberer, Verkleidungen und Geschichten), die faszinierenden Automaten (siehe auch die Geschichte "Die Automate") oder zersägte Jungfrauen aller möglichen Arten.
Was dieses Buch nicht nur schwer und riesig sondern auch unglaublich ansprechend macht ist die Tatsache, dass es von Illustrationen gerade so strotzt. Diese Darstellungen beinhalten historische Auszüge aus den ersten Magazinen oder Büchern, in denen über Magiere berichtet wurde (z.B. Matthias Buchinger), Fotografien der Zauberer, von Veranstaltungen und ihren dekorativen (meist weiblichen) Begleitungen, oder - und das gefällt mir besonders gut - jede Menge von Darstellungen von Originalplakaten und Programmheften.
Für alle, die gerne herrliche Bücher besitzen, darin herumblättern und einfach genießen, ist diese Buch gemacht. Ebenso interessant dürfte es für alle sein, die den Zeiten des 18. und 19. Jahrhundert etwas abgewinnen können, denn man findet herrliche Inspirationen für Ideen - fast möchte man meinen, Bernd Perplies (Magierdämmerung), Plaschka (Magier vom Montparnasse) und Markus Heitz (Drachenkaiser) haben dieses Buch ebenfalls in Fingern gehabt.
Von mir ein vollkommen begeistertes "Yow".