Dostojewski, Fjodor M.: Der Spieler (Hörspiel)
Dostojewskis Spieler ist im Grunde ein halb-autobiografisches Werk, das allerdings von zusätzlichen Zügen eines Träumers seinen Stoff bezieht. Interessant ist dabei aberwitzigerweise nicht der Spieler selbst, sondern die Figuren, mit denen er sich umgibt. Die rücken in den Hörspielszenen auch immer wieder unfreiwillig in den Fokus des Geschehens. Dramatische Dialoge und das verführerische Spiel mit der Sprache zeichnen dieses Hörspiel aus. Leider fehlt es an Spannung und Authentizität, was aber durchaus am Stoff selbst liegt, der sich auf eine seltsame Art nicht so besonders ernst nimmt.
Dostojewskis Stoff wurde mehrfach als Hörbuch vertont. Dieser sehr frühen Hörspielproduktion des NDR merkt man ihr Alter nicht im geringsten an. Nur die alten Stars, teils längst verschieden, erinnern daran, dass dieses Hörspiel schon so einige Jahre auf dem Buckel hat. Heinz Reincke ist in einer seiner sehr wenigen Hörspielrollen zu hören. Er gibt einen nur sehr blassen Spieler ab, kann der Figur nicht so recht einen eigenen Stempel aufdrücken. Austauschbar, müsste man sagen. Doch Reinckes Interpretation ist in seiner Nüchternheit gleichwohl frisch. Er klingt sorgenfrei. Irgendwie muss ein Spieler, das auch sein. Sorglos. Denn das Glück ist ihm seiner Anschauung nach ja sicher. Glanzvolle Schauspieler zieren das Hörspiel zusätzlich. Hans Paetsch und Ida Ehre beispielsweise.
Das Preis-Leistungsverhältnis der CD stimmt. Inhaltlich würde ich sie aber eher dem klassisch interessierten Literaturfan empfehlen, als dem Durchschnittshörer.
Dass man die Originalmusik des Hörspiels genommen hat, ist immer ein Anspruch mit denen man ältere Bestseller wieder saloonfähig machen möchte. Die hier dargebotene Orchestermusik verleiht dem Produkt jedoch nicht im geringsten einen künstlerischen Aspekt. Es wirkt eher wie ein lästiges Anhängsel. Wie ein Relikt aus längst vergessenen Musikepochen in dieser eher zeitlosen Geschichte.
Fazit: Der Spieler überzeugt durch gute Sprecher und eine sehr geradlinige Story, in der man jedoch vergeblich auf Höhepunkte wartet. Lobenswert ist in Anbetracht des Alters die Tonqualität.