Hohlbein, Wolfgang & Rebecca: Die Templerin Das Wasser des Lebens
Inhaltlich ist der Name des Romans Programm: In »Das Wasser des Lebens« bekommt Robin, mittlerweile von König Balduin mit der Ehrenbezeichnung Schwert des Königs ausgestattet, den Auftrag, das Wasser des Lebens zu finden. Nur dieses vermag den an Lepra leidenden Herrscher möglicherweise vor einem langsamen, qualvollen Tod zu bewahren.
Gemeinsam mit ihrem Gatten, dem Sarazenen-Prinzen Salim, begibt sich Robin auf eine anstrengende Reise, die sie tief ins Herz von Ägypten führt. Eine Reise, die die Templerin vor so manche Herausforderung stellt und sie mit den Widrigkeiten der Natur ebenso konfrontiert wie mit menschlichen Feinden, die um jeden Preis verhindern wollen, dass sie ihre Mission erfüllt
»Das Wasser des Lebens« schließt unmittelbar an den Vorgängerroman »Die Rückkehr der Templerin« an. Glücklicherweise, wie ich betonen möchte, wirkte das Endes des dritten Bandes doch reichlich abrupt, fast so, als wären beim Druck einige Seiten verloren gegangen. Nun endlich bekommt der Leser die Auflösung geboten für die seltsame Schwäche, die Robin in diesem Buch von Zeit zu Zeit heimgesucht hat. Nicht, dass diese Auflösung sonderlich überraschend wäre; es ist allerdings schön, sie endlich schwarz auf weiß vor sich zu sehen.
Nach dieser Ausführung dürfte klar sein: Bevor man »Das Wasser des Lebens« liest, ist es in jedem Falle empfehlenswert, sich mit den ersten drei Teilen der Saga vertraut zu machen. Zwar rekapitulieren Wolfgang und Rebecca Hohlbein im Laufe der Handlung die relevantesten Geschehnisse noch einmal. Die entsprechenden Äußerungen fallen aber sehr knapp aus und sind dienen dadurch eher der Wiederauffrischung bekannter Fakten denn der Zusammenfassung des bisher Geschehenen.
Das Buch als solches weiß ausgezeichnet zu gefallen. Die Handlung ist, wie es für Hohlbein typisch ist, langsam inszeniert. Die Autoren lassen sich viel Zeit für die Ausgestaltung ihres Plots. Ein Stilmittel, das nicht selten für Langatmigkeit sorgt und Hohlbein sicher für so manchen Leser zu einem Autor macht, den man besser meidet. Im Falle von »Das Wasser des Lebens« allerdings ist der langsame Erzählstil voll und ganz angemessen. Statt sich in endlosen Schlachtgemälden und sinnlosen Hetzjagden zu ergehen, nehmen sich die Verfasser Zeit für die Ausgestaltung ihrer Protagonisten und den Aufbau einer stimmungsvollen Atmosphäre. Das Ergebnis kann sich sehen lassen; »Das Wasser des Lebens« ist trotz seines gemächlichen Tempos ein durchweg spannender historischer Abenteuerroman geworden.
Und noch einen Vorteil hat die langsame Erzählweise: Wenn die Hohlbeins dann doch mal das Tempo anziehen und actionreichere Momente das Bild bestimmen, wirken diese ausgesprochen dramatisch und aufregend. Gerade das Finale des Romans gewinnt hierdurch ungemein, bildet es aufgrund seiner im Vergleich zum restlichen Buch enormen Dynamik doch tatsächlich den Höhepunkt der Geschichte und fällt nicht, wie dies in diversen anderen Romanen der Fall ist, gegenüber den vorangegangenen Passagen ab.
»Das Wasser des Lebens« besticht durch eine stimmige Atmosphäre ebenso wie durch abwechslungsreiche Handlungsstränge. Die Protagonisten wirken lebendig und glaubhaft, sind allerdings stark an Hohlbein-typische Charakterschablonen angelehnt. Leser, die mit dem Werk des Autors nicht vertraut sind, wird dies natürlich nicht weiter stören; Hohlbein-Kenner hingegen werden viele Entwicklungen bezüglich Charakteren und Figurenkonstellationen früh voraussehen können.
Letzteres sollte allerdings Hohlbein-Altleser keinesfalls davon abhalten, das Buch zur Hand zu nehmen. »Das Wasser des Lebens« ist ein fesselnder, atmosphärisch dichter Historienroman geworden, der sich ausgesprochen gut lesen lässt und der es mühelos schafft, seine Leser für einige Stunden in eine faszinierende Vergangenheit zu entführen. Ein Buch für alle Freunde mittelalterlicher Epen und solche, die es werden wollen und in jedem Falle eine Empfehlung für den fünften Teil der Reihe, der demnächst unter dem Titel »Das Testament Gottes« bei Heyne erscheinen soll.