(Bryan) Edgar Wallace - Multimedial betrachtet und in HD - Der Henker von London
Multimedial betrachtet und in HD
Der Henker von London
Jetzt erscheinen nach und nach sogar erstmalig Blu-ray-Boxen. Die Filme sind gemastert. Hohe HD- Auflösung und ein brillantes Bild lassen die alten (zum Großteil in schwarzweiß gedrehten) Klassiker in neuem Glanz erstrahlen. Die Filme kommen in einem neuen, nie gesehenen Detailreichtum daher. Und das alles obwohl schon etliche Boxen auf DVD und Gesamteditionen erschienen sind. Jetzt lockt man die Fans erneut.
Leider haben die Blu-ray-Boxen einen entscheidenden Nachteil. Genauer gesagt sogar zwei. Die Boxen bieten kein Zusatzmaterial, also Bonus. Und das obwohl genug davon in den Archiven der Rialto und den UFA-Wochenschauen lagert. Auch unzählige Interviews mit den damals Beteiligten dürften noch auffindbar sein. Doch die Boxen bieten nur die Original-Kinotrailer an. Die findet man mit etwas Mühe aber auch auf Portalen bekannter Netzdienste. Bleibt als einziges Highlight also wirklich die Bildqualität. Aber der hohe Preis von etwa 35 Euro für drei Filme rechtfertigt das nicht. Da der Schreiber dieser Zeilen aber höchst neugierig ist und etwas von dem neuen Seherlebnis erfahren wollte, griff er zu einer Alternative. Dem HD-Streaming. Gleiche Qualität wie auf Blu-ray, nur eben wesentlich günstiger, wenn auch nicht physisch tastbar.
Von "Der Henker von London" ist noch keine Blu-ray-Version erschienen. Es ist auch kein echter Wallace-Krimi. Darunter verstand man in den 60er-Jahren ausschließlich Filme der Rialto-Film nach Romanen von Edgar Wallace oder später zumindest Merkmalen aus den früheren Filmen. Auch die Schauspieler gehörten zu einer Riege von denen einige bei Rialto exklusiv unter Vertrag standen. Das hielt den deutschen Filmproduzenten Arthur Brauner nicht davon ab eine Konkurrenz-Serie zu kreieren. Er nahm sich dabei die Werke von Wallace seinem Sohn Bryan Edgar vor. Dieser versuchte in die Fußstapfen seines Vaters zu steigen und verfasste einige wenige Kriminalromane. Der Henker von London enthielt Motive aus Romanen seines Vaters. Etwa das Motiv der Rache und Selbstjustiz. Hier geht es um eine verschworene kleine Gruppe, die Verbrecher bestraft, die von den Gerichten verschont wurden - aus welchen Gründen auch immer. Alles erinnert stark an die Wallace-Romane Die drei Gerechten oder Der Hexer. Brauner holte bekannte Schauspieler dafür ans Set, weil eben auch Rialto damit punktete.
Er konnte auf einige wenige zurückgreifen, die bei Rialto nicht speziell unter Vertrag standen und doch auch dort aktiv waren. Harry Riebauer z.B. oder auch Alexander Engel, Rudolf Forster, Stanislav Ledinek u.a. Für die Hauptrolle setzte er in seinen Filmen häufig Hansjörg Felmy ein. So auch hier. Für den komischen Part war meist Chris Howland zuständig. Bei den weiblichen Darstellern setzte er auf unverbrauchte Frauen, die bei Rialto noch nicht so in Erscheinung getreten waren. Hier war es Maria Perschy. Der Film wurde größtenteils in West-Berlin gedreht. Für den "Henker" holte Brauner auch Dieter Borsche an den Set. Es ist insgesamt gesehen wohl der beste Bryan Edgar Wallace-Film der schwarzweiß-Phase. Dazu trägt vor allem die Atmosphäre bei. Die unheimliche Kutsche, die durch London fährt und ihre Opfer holt, hat etwas von einem Gruselfilm. Die Auflösung überrascht wie bei fast allen Bryan Edgar Wallace-Filmen, weil der Täter hier durchaus öfter aus dem Bereich der augenscheinlich guten Charaktere kommt. Soweit ging der Vater Edgar Wallace bei seinen Vorlagen kaum. Die HD-Abtastung ist eigentlich nur eine restaurierte DVD-Fassung. Ich glaube auch kaum, dass für eine HD-Fassung ein besseres Ergebnis erreicht werden kann. Wenn das Bildrauschen unterdrückt wird, ist viel erreicht.
Die Reihenfolge
Insgesamt war dies der vierte Bryan Edgar Wallace-Film von insgesamt 11. Dabei sind die letzten in italienischer und spanischer Co-Produktion wiederum nur Vermarktungen unter dem bekannten Namen. Genaugenommen müsste sogar noch ein 12. Film dazugezählt werden. Vier Fliegen auf grauem Samt ist Teil einer Trilogie, dessen ersten beiden Teile unter dem Seriennamen Bryan Edgar Wallace liefen. Der dritte Teil jedoch nicht mehr.
Kulisse und Musik
Die Kulisse und die Musik sind als vortrefflich zu bezeichnen. Auch die Erzählweise des Films weist eine gewisse Ernsthaftigkeit auf, die den Original-Wallace-Filmen von Horst Wendlandt so manches Mal abhandengekommen ist. Trotz dessen dass hier Chris Howland für Komik sorgt, bleibt dieser eher unterschwellig und weniger aufdringlich als jene von Eddi Arent in der Gegenserie. Regie führte hier der Österreicher Edwin Zbonek.
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